Die "Hommage an Alfred Brendel" des Berliner Konzerthauses, bei der unter anderen Herbert Blomstedt, Kit Armstrong, die Wiener Philharmoniker, Paul Lewis, Pierre-Laurent Aimard, Lisa Batiashvili und große Streichquartette wie das Cuarteto Casals oder Quatuor Ébène auftreten, findet vom 27. April bis 7. Mai statt. Dann feiern ihn zwölf Tage lange seine Schüler, Bewunderer und seine Weggefährten.
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Sechs Jahrzehnte dauerte Brendels internationale Karriere, mit der er Musikgeschichte schrieb, und deren Beginn sein Gewinn des Busoni-Wettbewerbs 1949 markierte. In seiner aktiven Zeit war Brendel kein Virtuose im üblichen Sinn. Technik war ihm immer nur Mittel zum Zweck. In seinen Interpretationen klangen selbst die aberwitzigsten Passagen musikalisch sinnerfüllt. Schwierige Stellen beherrschte er nicht deshalb, weil er täglich Etüden durchackerte, sondern weil er mit aller Energie daran arbeitete, den Klang in den kompositorischen Zusammenhang zu bringen. Vor fünf Jahren erlitt Brendel einen Hörsturz, seitdem spielt er nicht mehr.
Seit ich am Klavier nicht mehr das höre, was ich erwarte, habe ich keine Lust mehr zu spielen.
Vor neun Jahren schlug Sebastian Nordmann, der heutige Intendant des Konzerthauses Berlin, dem jetzt 86-jährigen Pianisten eine Hommage vor. Damals meinte Brendel, die würde dann sowieso posthum stattfinden. Heute stellt der 86-Jährige fest, sein Kurzzeitgedächtnis lasse manchmal zu wünschen übrig und er verwechsle hin und wieder Zahlen, aber er werde in alle Konzerte gehen, die das Konzerthaus ihm zu Ehren gibt.
"Es gibt den Musiker, den Schriftsteller, den Dichter.
Den Lehrer, den Staatsbürger, den Anarchisten, den Skeptiker, den Dadaisten, den Vater, das Kind.
Den privaten Menschen, der, wie ich glaube, mit dem Künstler nur lose zusammenhängt.
Den fühlenden und intuitiven Brendel, und den denkenden, prüfenden und ordnenden Brendel.
Und das ist sicher noch nicht alles."
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Seit 45 Jahren lebt Alfred Brendel in London. Sein Haus ist Bibliothek und Museum zugleich, Brendels Lieblingssammelobjekte stellt das Konzerthaus Berlin im Werner Otto Saal aus. Brendel lebt in Büchern, hat selbst viele Jahre lang Gedichte verfasst, als junger Mann hat er wunderbar gezeichnet. Mit zunehmendem Alter schreibt er auch Musikgeschichten und erweist sich als Freund von bissigen, skurrilen Kurzgeschichten und des grotesken Humors. Eine seiner Lebensmaximen ist: "Ich habe nie versucht, mich zu verstehen, aber ich habe nie aufgehört, mich zu wundern".
27. April - 7. Mai 2017
Konzerthaus Berlin
Auf dem Konzertprogramm stehen unter anderem alle fünf Klavierkonzerte von Ludwig van Beethoven. Im Late-Night-Konzert liest Alfred Brendel aus seiner Lyriksammlung "Spiegelbild und schwarzer Spuk", zudem gibt es eine Ausstellung und ein Streichquartett-Fest am 30. April 2017.
Sendung: Allegro auf BR-KLASSIK am 28. April 2017 um 06.05 Uhr