Theater, Opern- und Konzerthäuser – das gehört ganz selbstverständlich zum Kulturangebot und zum Leben in der Stadt. Während Städter die Auswahl haben, müssen Menschen auf dem Land meistens in die Stadt fahren – mal kürzer, mal weiter – um die sogenannte Hochkultur zu erleben. Aber nicht, wenn sie zufällig in der 2.000-Seelen-Gemeinde Blaibach in der Oberpfalz wohnen. Dort gibt es seit 2014 ein Top-Konzerthaus, das auch schon überregional für Furore sorgte. Im Rahmen der ARD-Themenwoche "Stadt. Land. Wandel" stellt BR-KLASSIK es vor.
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So sah der fast fertige Kubus am Tag der Eröffnung 2014 aus.
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Und schon kamen die ersten Architekturtouristen.
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Neu und alt, Granit und Holz - friedlich nebeneinander.
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Beton, Granit, Ziegel, Wald - eine oberpfälzische Komposition.
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Blick vom Eingang des Konzerthauses auf den Dorfplatz.
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Und wie er kurz vor der Eröffnung aussah.
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Akustik und Ästethik fügen sich harmonisch zum Gesamtkunstwerk.
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Und endlich ist der Saal auch in Betrieb: Das Eröffnungskonzert
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Klingen gut. Sehen gut aus: Die kunstvoll aufgefalteten Wände.
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Der Beton erhält durch die Schlitze eine skulpturale Qualität.
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Auch die integrierten Lichtbänder tragen zur Wirkung bei.
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Einfach nur glücklich: Architekt Peter Haimerl
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Die Macher: Peter Haimerl, Uta Hielscher, Thomas E. Bauer
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Über 4 Jahre Planungs- und Bauzeit gingen damit zu Ende.
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Einige Wochen später ist der Bau komplett fertig.
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Ein Kulturmeteorit ist mitten im Dorf eingeschlagen.
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Wer in Blaibach lebt, hat es nicht weit, um ein breites Angebot an Musikkultur zu erleben. Es genügt ein Fußmarsch zum Dorfplatz. Dort, mitten in der Oberpfalz und knapp 80 Kilometer von Regensburg entfernt, gibt es seit 2014 ein eigenes Konzerthaus. Architektonisch wirkt es ein bisschen wie ein Kultur-Ufo in fremder Umgebung.
Der Gegensatz ist schon im Innenhof zu sehen: ein uraltes geducktes Holz-Waidlerhaus mit kleinen Fenstern, Gredplatten aus Granit davor und eine Holzbank. Liebevoll renoviert übrigens vom Konzerthausinitiator Thomas E. Bauer, der es gekauft hat. Daneben ein schräg über den Hang heruntergekipptes Betonrechteck, minimalistisch und trotzdem ein markantes Statement, auf dem Land mehr zu wagen.
Wir wollen einen außerordentlichen Saal haben, der auch mit den großen Sälen akustisch mithalten kann.
Konzerthaus in Blaibach: minimalistisch und trotzdem ein markantes Statement | Bildquelle: Edward Beierle
Ein Konzerthaus auf dem Land – das hat überregional Furore gemacht. Es gab Preise und sogar Kulturstaatsministerin Monika Grütters war so neugierig darauf, dass sie das Haus letztes Jahr besucht hat. Überhaupt nutzen vor allem Städter, also die, die eigentlich das Angebot zuhause haben, dieses Angebot auf dem Land. Die Akustik des Konzerthauses ist so gut, dass alleine deswegen viele kommen, auch zu den Hausführungen. Die macht der Blaibacher Karl Landgraf. Er ist Vorsitzender des Konzerthaus-Fördervereins und war 2013 beim Bau ehrenamtlicher Bauleiter. Er hatte genug zu tun, um die Baukosten im Rahmen zu halten – zum Beispiel als es darum ging, die Betonfassade mit kleinen Steinen aus heimischem Granit zu verkleiden. Rund 60.000 Steine seien dafür aus einem Steinbruch verarbeitet worden, so Landgraf.
Wir hatten kein Geld. Dann haben wir gesagt: Wir machen es selber.
Rund 2,3 Millionen hat das Konzerthaus trotzdem gekostet. Dafür gab es zwar üppige staatliche Zuschüsse, vor allem aus einem Förderprogramm für den ländlichen Raum, aber ohne zusätzliche Spenden und Sponsoren wäre das Projekt nicht zu stemmen gewesen. Genauso wenig wie der laufende Betrieb mit fünf Angestellten und rund 100 Konzerten pro Jahr – obwohl die immer ausverkauft sind.
Initiator und ehrenamtlicher Intendant des Konzerthauses Blaibach: Thomas E. Bauer | Bildquelle: picture-alliance/dpa
Initiator Thomas E. Bauer arbeitet als Intendant ehrenamtlich für seine ehrgeizige Idee von Hochkultur auf dem Land. "In der Kultur wird man sehr schnell kritisch beäugt", sagt Bauer – Stichwort Elfenbeinturm. Aber so etwas wolle er als Intendant gar nicht, sondern, wie er es nennt, ein Vakuum auffüllen: "Ein Blaibacher oder ein Further muss ja auch zu einem kleinen Prozentsatz einen Anteil an einem prominenten Kulturangebot haben." Das stehe den Menschen in dieser Region einfach zu, so Bauer. Der 51-Jährige stammt selbst aus dem Bayerischen Wald, die Eltern hatten dort einen Handwerksbetrieb. Thomas E. Bauer kam zu den Regensburger Domspatzen, wurde hauptberuflich Konzertsänger, international erfolgreich und möchte nun seiner Heimatregion etwas zurückgeben.
Warum immer in der Stadt? Warum nicht auch auf dem Land? Das ist einfach ein Traum!
Für sein Konzerthaus musste Thomas E. Bauer in Blaibach neben viel Lob auch viel Prügel einstecken: Es gab hitzige Bürgerversammlungen, ein Bürgerbegehren gegen den Bau scheiterte nur an einem Formfehler. Der Konflikt schwelt bis heute und spaltet die 2.000-Einwohner-Gemeinde in glühende Befürworter und ebenso glühende Gegner. Nicht selten wird die 2,3 Millionen-teure Konzert-Location als "Geldverschwendung" kritisiert. Doch eins ist klar: den Bekanntheitsgrad von Blaibach hat das Konzerthaus deutlich gesteigert. Und das wissen die Blaibacher auch zu schätzen.
Sendung: "Allegro" am 8. November 2021 ab 6:05 Uhr auf BR-KLASSIK
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