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Wenige Wochen nach der Uraufführung in Kopenhagen zeigt die Bayerische Staatsoper am Samstag die Erstaufführung der englischen Fassung der Oper "The Snow Queen". Die Sopranistin Barbara Hannigan – die Hans Abrahamsen maßgeblich zur Komposition dieser Oper inspiriert hat – übernimmt erstmals die Partie der Gerda. Der Regisseur Andreas Kriegenburg inszeniert "The Snow Queen" als Geschichte von Erwachsenen für ein erwachsenes Publikum, als eine Reise ins Innerste der menschlichen Seele.

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Kay ist ein junger Mann, der dem Druck des Alltags nicht mehr standhält. Er hat aufgehört zu funktionieren, reagiert nicht mehr auf seine Umwelt, hat sich quasi in seinen inneren Eispalast verzogen. In seiner Inszenierung des Märchensujets von Hans Christian Andersen zeigt der Regisseur Andreas Kriegenburg, wie Kays Freundin Gerda zu ihm durchzudringen, ihn aufzuwecken versucht. Oder überhaupt nur zu verstehen, in welcher Welt er sich befindet. Kriegenburg erzählt hier die Geschichte einer Partnerschaft zwischen zwei erwachsenen Menschen.

Barbara Hannigan inspiriert Hans Abrahamsen zum Komponieren

Szene aus "The Snow Queen" an der Bayerischen Staatsoper. Barbara Hannigan (Gerda), Thomas Gräßle (Kay) | Bildquelle: © Wilfried Hösl

Das Geheimnisvolle, Sehnsüchtige, Verborgene entdeckt Andreas Kriegenburg in der Musik von Hans Abrahamsen wieder. Für diesen waren die Märchen von Hans Christian Andersen schon immer eine Inspirationsquelle. Elemente des Traums, des Unkonkreten, der Nacht, der Kühle und auch der Einsamkeit kennzeichnen viele seiner Kompositionen. Mit der menschlichen Stimme hat sich Abrahamsen allerdings lange schwer getan. Erst ein Zusammentreffen mit Barbara Hannigan hat den Knoten zum Platzen gebracht. Sie hat ihm erklärt, wie die Stimme funktioniert, wie "Singen" geht. Sein Orchesterliederzyklus "Let me tell you", von Hannigan 2013 in Berlin umjubelt uraufgeführt, war die Folge. Und jetzt also eine Oper mit ihr.

Die Rolle der Schneekönigin singt ein Bass

Szene aus "The Snow Queen" an der Bayerischen Staatsoper | Bildquelle: © Wilfried Hösl

Die Schneekönigin in "The Snow Queen" wird weder von einem alternden Mezzo, noch von einem Charakter- oder Countertenor gesungen, sondern von einem Bass: in diesem Fall Peter Rose. Für Andreas Kriegenburg kommt das der Rolle sehr entgegen. Er wollte kein Klischee-Bild der strahlenden, mit dem Pelz ummantelten Königinnen- oder Übermutterfigur malen, die mit ausgebreiteten Armen die einsamen Kinder einfängt und zu sich in den Eispalast entführt. Seine Schneekönigin taucht in verschiedenen Gestalten auf: zu Beginn als eine Art Schneeflocke, ein fast konturloses Wesen, und am Ende als Verkörperung der ultimativen Angst – als Pathologe am Seziertisch.

"The Snow Queen" mit weihnachtlicher Botschaft

Kriegenburgs Schneeköniginnen-Welt ist hauptsächlich in weiß gehalten. Sie ist oft kalt und steril wie in einer Klinik. Von nichts könnte "The Snow Queen" weiter entfernt sein, als von einem herzigen Weihnachtsmärchen. Und doch hätte die Oper zum Fest der Liebe eine große Botschaft parat, sagt Andreas Kriegenburg: "Wir sehen an diesem Abend die Geschichte einer Frau, die ihr eigenes Leben für ihren Partner opfert. Die ihn tagtäglich besucht, obwohl er nicht mehr reagiert. Wir sehen die Unbedingtheit ihrer Liebe. Und am Ende sehen wir auch, dass dieses Beispiel auch auf andere abfärbt."

"The Snow Queen" an der Bayerischen Staatsoper

Komponist: Hans Abrahamsen
Libretto: Hans Abrahamsen und Henrik Engelbrecht nach dem Märchen von Hans Christian Andersen
Regie: Andreas Kriegenburg
Musikalische Leitung: Cornelius Meister
Premiere: 21. Dezember 2019
Erstaufführung der Fassung in englischer Sprache mit deutschen und englischen Übertiteln
Informationen zu Terminen und Besetzung gibt es auf der Homepage der Staatsoper.

BR-KLASSIK überträgt die "The Snow Queen"-Vorstellung am 28. Dezember ab 19.30 Uhr live im Radio und im Videostream.

Sendung: "Allegro" am 19. November 2019 um 06:05 Uhr auf BR-KLASSIK