Das Zivilverfahren am Landgericht Bayreuth um den Einfluss auf dem Grünen Hügel geht weiter. Gegenstand ist die Laufzeit des Pachtvertrags des Festspielhauses. Was erstmal harmlos klingt, hat es dennoch in sich: Der Vertrag bestimmt auch über die Machtverhältnisse bei den Bayreuther Festspielen.
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Die Nachkommen von Wieland Wagner streiten sich mit der Richard-Wagner-Stiftung und der Bayreuther Festspiele GmbH. Zu den Nachkommen gehören die Schwester Wieland Wagners, Verena Lafferentz-Wager, sowie seine Kinder Daphne, Wolf Siegfried und Nike Wagner. Letztere leitet seit 2014 als Intendantin und Geschäftsführerin das Beethovenfest Bonn. Die Nachkommen werden seit 2014 von dem Anwalt und Linken-Politiker Gregor Gysi vertreten.
Um den Pachtvertag des Festspielhauses in Bayreuth. Die Stiftung ist der Träger des Festspielhauses und hat das Haus im Frühjahr dieses Jahres bis 2040 an die Festspiele GmbH vermietet. Der Mietvertrag sei so gestaltet worden, so Gregor Gysi in einem Interview 2014 mit BR-KLASSIK, dass er auch nicht gekündigt werden könne, wenn Paragraf 8 der Stiftungssatzung verletzt werde. Dieser Paragraf regelt die "Vermietung des Festspielhauses an den Festspielunternehmer" und legt außerdem fest, dass ein Mitglied der Familie Wagner ein Vorrecht auf die Leitung habe. Die Rechte der Familie und der Stadt Bayreuth, so Gysi, seien dadurch auf indirekte Weise über den Mietvertrag beschränkt worden.
…ist laut Eigenauskunft eine Stiftung öffentlichen Rechts, die „den künstlerischen Nachlass von Richard Wagner pflegen und das Festspielhaus in Bayreuth dauerhaft für die Nachwelt erhalten soll“. Gegründet wurde sie 1973 und ist seitdem Eigentümerin des Bayreuther Festspielhauses. Zum Stiftungsrat gehören (mit Anzahl der Stimmen): Bundesrepublik Deutschland (5), Freistaat Bayern (5), Familie Wagner (4), Stadt Bayreuth (3), Gesellschaft der Freunde von Bayreuth (2), Bezirk Oberfranken (2), Bayerische Landesstiftung (2), Oberfrankenstiftung (1). Geschäftsführerin ist Bayreuths Oberbürgermeisterin Brigitte Merk-Erbe.
Am Landgericht Bayreuth hat es im Zivilverfahren eine ausführliche Güteverhandlung gegeben. Diese habe aber nicht zu einer Einigung zwischen den Parteien geführt, sagte ein Sprecher des Gerichts am Donnerstag.
Nach Angaben des Gerichtssprechers können sich die Beteiligten bis zum 26. Oktober zu den Gütevorschlägen äußern. Eine gütliche Einigung der Parteien sei aber auch noch nach diesem Termin und bis zum Urteil möglich. Nach bisheriger Planung will das Gericht eine Entscheidung am 17. November verkünden.
...führt seit 1986 die Bayreuther Festspiele durch. Es gibt vier Gesellschafter: Der Bund, der Freistaat Bayern, die Gesellschaft der Freunde von Bayreuth sowie die Stadt Bayreuth. Zur Geschäftsführung gehören Katharina Wagner, die Tochter von Wolfgang Wagner und Ur-Enkelin von Richard Wagner, und seit April 2016 Holger von Berg. Er leitet die wirtschaftlichen Geschicke der Festspiele. Vorsitzender des GmbH-Verwaltungsrates ist Toni Schmid, Ministerialdirigent am Bayerischen Kunstministerium.