Bayreuther Festspiele
24. Juli - 27. August 2024
Verschärfte Sicherheitsmaßnahmen, ein überraschender Dirigentenwechsel und der Skandal um die neue "Parsifal"-Inszenierung standen im Fokus der diesjährigen Bayreuther Festspiele. Am Sonntag gingen sie zu Ende. Was die Zukunft betrifft, hält sich Festspielleiterin Katharina Wagner bei der Abschluss-Pressekonferenz noch relativ bedeckt. Klar ist: Die Karten werden zum Teil deutlich teurer.
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Von weitem sieht der Grüne Hügel in Bayreuth richtig beschaulich aus - bis vergangenen Sonntag war es sogar besonders beschaulich. Denn wegen der angespannten Sicherheitslage wurde der Grüne Hügel vorrübergehend zur Fußgängerzone. Doch tatsächlich ist es mit der Beschaulichkeit nicht weit her, ganz im Gegenteil.
Wenige Wochen vor der Eröffnungspremiere des neuen "Parsifal" war Dirigent Andris Nelsons überraschend aus Bayreuth abgereist. Zu den Hintergründen wurde viel spekuliert, eine offizielle Erklärung gab es nicht. Kurzfristig übernahm Hartmut Haenchen das Dirigat des "Parsifal". Die Premiere selbst wurde überschattet von den Anschläge, die sich kurz zuvor in Würzburg und Ansbach ereignet hatten, sowie vom Amoklauf in München. Das Ergebnis: kein roter Teppich und kein Staatsempfang. Das Sicherheitskonzept wird auch künftig bleiben, über Verbesserungen soll nachgedacht werden. Und noch etwas steht fest: Andris Nelsons wird auch 2017 beim "Parsifal" nicht am Pult stehen. Wieder wird Haenchen das Dirigat übernehmen.
Uwe-Eric Laufenberg fühlt sich von den Kritikern missverstanden | Bildquelle: dpa/Fredrik von Erichsen Uwe-Eric Laufenberg, der in dieser Saison den "Parsifal" neu inszeniert hatte, war herbe verrissen worden - und hatte seine Kritiker im Gegenzug öffentlich als "Schnellvernichter" gebrandmarkt. Zur Begründung sagte er auf der abschließenden Pressekonferenz, Journalisten hätten zu Bayreuth von jeher ein sehr angespanntes Verhältnis. "Aus den Kritiken hat sehr viel Beleidigung und sehr viel Verachtung gesprochen", so Uwe-Eric Laufenberg. "Da habe ich mir gedacht: na klar, als Künstler verachtet man dann einfach zurück und sagt: die Idioten haben nicht richtig hingeguckt. Und Verachtung ist ein Begriff, den mag ich an mir selber nicht, wenn ich selber verachten muss." Das Publikum hatte auf die Inszenierung hingegen eher positiv reagiert. Doch sind die Erwartungen von Kritikern und Zuschauen offensichtlich gegensätzlich. Laufenberg erklärte, er habe nie versucht, aus seinem Namen eine Regie-Marke zu machen. Stattdessen habe er immer versucht, die Stücke zu lesen.
Aus den Kritiken hat sehr viel Verachtung gesprochen.
Auch Festspielchefin Katharina Wagner war für ihre Regie von "Tristan und Isolde" in dieser Saison heftig ausgebuht worden, obwohl das Publikum im letzten Jahr noch wohlwollend war. Sie selbst gibt sich zumindest nach außen gelassen. Es sei normal, wenn es von 2.000 Zuschauern im Saal nicht jedem gefalle. "Schlimm ist relativ", meint Katharina Wagner. "Wenn sie zehn Buhs hören, bezeichnen es manche schon als schlimm." Bei "Tristan und Isolde" sei es völlig im normalen Rahmen gewesen, so die Festspielleiterin.
Anna Netrebko kommt möglicherweise nach Bayreuth | Bildquelle: picture-alliance/dpa Reizthemen gibt es in Bayreuth reichlich: Noch immer steht der Regisseur des nächsten "Ring"-Großprojekts 2020 nicht fest, und ob Star-Sopranistin Anna Netrebko tatsächlich als "Elsa" im "Lohengrin" auftritt, ist derzeit eher unwahrscheinlich. Sie kann sich nach eigenen Angaben deutschen Text nur schwer merken und will in Bayreuth keinen Tele-Prompter benutzen. Katharina Wagner betont, sie seien wegen der Besetzung noch im Gespräch. Allerdings: "Verhandlungen können aus unterschiedlichsten Gründen auch scheitern", so Wagner. Namen nennen wolle die Festspielleiterin deswegen vorläufig keine.
Ich habe nie gesagt, dass Frau Netrebko hier singt.
Im kommenden Jahr wollen die Festspiele ihre NS-Vergangenheit auf einer Fachtagung diskutieren lassen. Die meisten diesbezüglichen Unterlagen hat die Familie herausgegeben - allerdings nicht alle. "Teile der Familie weigern sich, ihr Privateigentum herauszugeben", so Festspielchefin Katharina Wagner. Aber dazu könne sie auch niemanden zwingen.
Dass in Bayreuth in diesem Jahr nicht alle Karten verkauft wurden, sorgte für Schlagzeilen. Knapp 30 Tickets waren liegengeblieben. Für den vierteiligen "Ring des Nibelungen" soll es übrigens demnächst auch einzelne Tickets zu kaufen geben. Denn immer weniger Leute sind bereit oder in der Lage, eine ganze Woche in Bayreuth zu bleiben - sei es aus Kostengründen oder beruflich. Deutlich teurer werden im kommenden Jahr die Karten für die Neuproduktion der "Meistersinger von Nürnberg" - vor allem für die Eröffnungspremiere am 25. Juli. Wegen des hohen Andrangs sollen sie 25 Prozent mehr kosten. Die Spitzenpreise liegen dann bei 400 Euro. Damit hätte Bayreuth endlich das Salzburger Preisniveau erreicht. Auch eine Leistung.