Der Hauptstadtkulturvertrag regelt, welche kulturellen Institutionen in Berlin über "deutschlandweite Strahlkraft" verfügen - und daher vom Bund gefördert werden. Ende 2017 läuft dieser Vertrag aus, und die Karten werden neu gemischt. Sollte der Bund dann als Mitfinanzierer für die Berliner Philharmoniker einspringen, würde dadurch die finanziell klamme Bundeshauptstadt entlastet werden. Aus dem Kulturstaatsministerium kommt jedoch ein Nein.
Bildquelle: Monika Rittershaus
In einem Artikel des Berliner "Tagesspiegel" vom 17. August hieß es, der Bund signalisiere Interesse, die Förderung des Orchesters zu übernehmen - aus Anlass der bevorstehenden Neuverhandlung des zum 31. Dezember 2017 auslaufenden Hauptstadtkulturvertrags. Auch andere Medien hatten unter Berufung auf den Tagesspiegel berichtet, Kulturstaatsministerin Monika Grütters (CDU) schwebe ein finanzielles Engagement des Bundes für das renommierte Orchester vor.
Bestätigt wurde dies vom Kulturministerium jedoch nicht. Stattdessen spricht man von "Wunschlisten", die in der Presse kursierten und verweist darauf, dass der Bund Berliner Kukturinstitutionen bereits sehr großzügig fördere. Auf Anfrage von BR-KLASSIK heißt es aus dem Ministerium, bei den Verhandlungen zum neuen Hauptstadtfinanzierungsvertrag, die derzeit geführt würden und noch nicht abgeschlossen seien, könne es nicht darum gehen, weitere Berliner Kultureinrichtungen in die alleinige Verantwortung des Bundes zu übernehmen. Entsprechend äußerte sich auch Kulturstaatsministerin Grütters jetzt gegenüber dem "Tagesspiegel". Nicht äußern zu den noch laufenden Verhandlungen wollte sich der Berliner Senat.
Grundlage für die Arbeit des Hauptstadtkulturfonds ist der "Vertrag über die aus der Hauptstadtfunktion Berlins abgeleitete Kulturfinanzierung und die Abgeltung von Sonderbelastungen der Bundeshauptstadt - Hauptstadtfinanzierungsvertrag 2007 -" vom 30. November 2007.
I.
§ 4 - Hauptstadtkulturfonds
Zur Förderung von Projekten gesamtstaatlicher Repräsentation in der Bundeshauptstadt wird der Hauptstadtkulturfonds weitergeführt. Der Bund stattet ihn mit jährlich 9,866 Mio. € aus. Der zur Erörterung von Fragen der Kulturpolitik in der Bundeshauptstadt von Bund und Berlin gebildete gemeinsame Ausschuss regelt das Verfahren der Mittelvergabe. Zukünftig ist im Ausnahmefall eine langfristige Förderung einzelner Maßnahmen vorgesehen.
III. - Schlußbestimmungen
§ 10
(1) Dieser Vertrag tritt mit Wirkung vom 1. Januar 2008 in Kraft und gilt bis zum
31. Dezember 2017.
Quelle: hauptstadtkulturfonds.berlin.de
Kulturstaatsministerin Monika Grütters | Bildquelle: picture-alliance/dpa Der momentan gültige Hauptstadtkulturvertrag regelt eine finanzielle Förderung der Berlinale, der Berliner Festspiele sowie der Akademie der Künste durch den Bund. In der Vergangenheit war auch eine Unterstützung der Staatsoper Unter den Linden mehrfach im Gespräch, doch Kulturstaatsministerin Monika Grütters hat diesen Vorschlag stets abgelehnt.
Die Idee einer Förderung der Beliner Philharmoniker durch den Bund ist nicht neu. Bereits Ende der Neunzigerjahre hatte der Bund eine Übernahme des Orchesters angeboten, und 2007 sprach Monika Grütters in ihrer damaligen Funktion als Kulturobfrau der CDU-Bundestagsfraktion davon, dass die "Stiftung Berliner Philharmoniker" in die Hände des Bundes wechseln könnte. Davon allerdings wollte der Berliner Senat nichts wissen.
Den Berliner Philharmonikern ist es wichtig, ihr internationales Niveau auf Dauer halten zu können - das wird von Seiten des Orchesters immer wieder bekräftigt. Auch mit Projekten wie der Digital Concert Hall und dem hauseigenen CD-Label. Dafür - und für die Verpflichtung internationaler Talente - wird auch in Zukunft viel Geld benötigt werden.
Kommentare (1)
Samstag, 20.August, 02:04 Uhr
Etiana
Strahlkraft?
Auch die Münchner Philharmoniker oder die Bamberger Symphoniker, selbstverständlich auch das Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks haben "Strahlkraft". Gurkentruppen sind das nicht. Aber weil die Berliner Philharmoniker natürlich aus Berlin sind und wir Bundesbürger ja so wahnsinnig stolz auf diese marode aber Sexi-Stadt mit ihrem Wowi-Pleitehaushalt sind, drum ist es völlig in Ordnung, auch die ortsansässige Kapelle mit Bundesmitteln am Leben zu erhalten. Mit den bald fünf Milliarden aus Bayern aus dem Länderfinanzausgleich können Berlin und Brandenburg derweilen jedes Jahr versuchen, einen Flughafen zu bauen.