Die Hilfsprogramme für Künstlerinnen und Künstler aus Bayern werden bisher gut angenommen – aber noch nicht ausgeschöpft, sagt Bernd Sibler, der bayerische Staatsminister für Kultur und Wissenschaft, gegenüber BR-KLASSIK. Schnellen Erhöhungen der Zuschauerzahlen erteilt er aber eine Absage.
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Ohne Hilfen geht es gerade nicht. Wegen der Corona-Pandemie fehlen vielen Künstlerinnen und Künstlern die Auftritte und somit auch die Einnahmen. 140 Millionen Euro stellt das bayerische Kunstministerium für sein Künstlerhilfsprogramm zur Verfügung, seit Ende Mai können freischaffende Künstlerinnen und Künstler die Hilfen beantragen, sie sollen den Lebensunterhalt sichern und Honorarausfälle kompensieren.
Im Gespräch mit BR-KLASSIK erläutert Bernd Sibler, der bayerische Staatsminister für Wissenschaft und Kunst, wie das Programm bisher angenommen wird: Ungefähr 10.000 Anträge seien bisher eingegangen, 20 Millionen Euro ausgezahlt worden. "Das heißt: Noch ist Geld da", sagt Sibler. Bis zum 30.09. können die Hilfen noch beantragt werden.
Bildquelle: picture-alliance/dpa Darüber hinaus gibt es auch ein Hilfsprogramm für Spielstätten, das noch bis in den Dezember läuft. Dort wurden für etwa fünfzig Anträge bisher 3,5 Millionen Euro ausbezahlt – von 30 Millionen, die für das Programm vorgesehen sind. "Da wird aber noch sehr viel mehr kommen, weil das über die Steuerberater beantragt werden muss", ergänzt Sibler. Ebenfalls bis Dezember läuft auch das Hilfsprogramm Laienmusik, das Laienmusikvereine finanziell sichern soll. Das Programm hat einen Umfang von 10 Millionen Euro, dort wurden bisher 350.000 Euro ausbezahlt. Auch der Kulturfonds Bayern, ein Förderprogramm, das es schon seit den 1990er-Jahren gibt, steht weiter zur Verfügung.
Wir versuchen, Strukturen zu erhalten und den Künstlerinnen und Künstlern in einer schwierigen Situation zu helfen.
Das Nationaltheater München hat 2100 Plätze – nun dürfen 500 Leute hinein. | Bildquelle: © Wilfried Hösl Hilfen sind gut, mehr noch wollen Kulturschaffende aber wieder auftreten können. Schrittweise wurde die maximale Besucherzahl gesteigert, inzwischen dürfen in Bayern zweihundert Personen in geschlossenen Räumen und vierhundert unter freiem Himmel eine Veranstaltung besuchen. Am Nationaltheater in München läuft nun ein Pilotprojekt mit fünfhundert Zuschauern im Saal – während bei den Salzburger Festspielen tausend Leute in einem Saal saßen. "Natürlich haben wir nach Salzburg geschaut, wir haben aber auch nach Mailand oder New York geschaut, wo eben leider noch gar nichts läuft", sagt Sibler. "Wir haben in Bayern wieder steigende Zahlen und wir müssen versuchen, diesen Spagat auszuhalten."
Die von den Münchner Philharmonikern geforderte Lockerung der Besucherzahl im Gasteig obliege laut Sibler der Stadt München in Absprache mit den Gesundheitsbehörden. Überhaupt sei so eine Erhöhung aber auch nur mit den entsprechenden Gegebenheiten – insbesondere eine leistungsfähige Belüftungsanlage – möglich. "Wenn ich da an viele kleine Bühnen oder Clubs denke, ist das längst nicht der Normalfall", sagt Sibler. "Wir müssen dann irgendwann vermutlich sehr individuell entscheiden, ob da mehr als zweihundert Leute möglich sind."
Die Kritik, dass die bayerische Regierung zu spät auf die Bedürfnisse der Kultur in der Krise eingegangen sei und dass sie nun zu zaghaft handeln würde, weist Sibler ab. "Wir müssen schauen, dass wir einen vernünftigen Ausgleich zwischen Kultur und den gesundheitspolitischen Auflagen hinbekommen", sagt der Minister im Gespräch mit BR-KLASSIK. "Denn wenn etwas passiert, wird sehr schnell gefragt werden, ob alles richtig gemacht wurde. Und ich vermute, dass ich dann als Kunstminister sehr alleine stehen würde."
Sendung: Leporello am 2. September 2020 ab 16.05 Uhr auf BR-KLASSIK
Kommentare (1)
Donnerstag, 03.September, 22:49 Uhr
Wilfried Schneider
Noch ist Geld da
Die Bayerische Regierung, insbesondere die Herren Söder und Sibler, sind auf dem besten Wege, sich, wenn es um die Kulturveranstaltungen geht, lächerlich zu machen. Nun ja, von Leuten, die man selten oder nie in Konzertsälen und Opernhäusern oder Theatern gesehen hat, es sei denn, die Fernsehkameras sind dabei, kann man nichts anderes erwarten. Veranstalter und Zuschauer sind leider machtlos, zumal sie nicht so laut schreien können, wie es die Fußballlobby beherrscht. Wie äußerte sich doch ein gewisser Herr Rainer Koch (BFV-Präsident): Worin sich aber ein Konzert- oder Gottesdienstbesucher von einem Sportplatz-Zuschauer unterscheidet, wissen wir nicht...! Auch dieser Herr hat wohl noch nie ein Konzert besucht, sonst wüsste er, dass dort nicht übermäßig Bier gesoffen lauthals gebrüllt wird. Aber Fußball ist "systemrelevant", Kultur langweilt Politiker nur, ist in der Regel ein lästiges Übel, das man behindern und möglichst auch verhindern muss.