"Mit der Zeit hat sich der Chor dahin entwickelt, wo er heute ist", sagt Howard Arman. Im Jubiläumsjahr setzt er als Künstlerischer Leiter die Schwerpunkt dort, wo der BR-Chor seine besonderen Stärken hat: Chorsinfonik, a cappella und Kammermusik. Dabei erwartet das Publikum auch die eine oder andere klangliche Überraschung.
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Corona legt den Kulturbetrieb derzeit grundlegend lahm. Das gilt auch für den Chor des Bayerischen Rundfunks. "Ein Chor kann nicht auftreten, wenn alle drei Meter Abstand voneinander halten müssen und mit geschlossenem Mund singen sollen", sagt Howard Arman, der Künstlerische Leiter des Chores. Umso mehr freut er sich darauf, wenn die Pandemie überwunden ist.
Der Chor des Bayerischen Rundfunks feiert in der neuen Saison seinen 75. Geburtstag. | Bildquelle: © Astrid Ackermann "Ich schaue eigentlich lieber nach vorn als zurück", sagt Howard Arman. Aber das Jubiläum des BR-Chores wird natürlich trotzdem groß gefeiert. Zum 75. Geburtstag des Klangkörpers will Arman abbilden, wo der Chor heute steht. In der neuen Saison geht es vor allem um Chorsinfonik, a cappella und Kammermusik. "Das sind die drei Bereiche, wo der Chor sich absolut ausgezeichnet hat", so Arman. 34 Konzerte, davon sechs Abonnement-Konzerte und sieben Gastkonzerte – das hat der BR-Chor in der kommenden Saison vor sich. Auf einige Projekte freut sich Howard Arman ganz besonders.
Was wäre die Chorszene ohne ihn? Der Komponist Arvo Pärt hat die zeitgenössische Chormusik wesentlich geprägt. "Er hat da seinen Fingerabdruck hinterlassen", betont Arman. Zu Pärts 85. Geburtstag gibt der BR-Chor ein großes Festkonzert, zu dem der estnische Komponist eingeladen ist.
Arvo Pärt ist Teil unseres Chorlebens. Man muss ihn einfach feiern.
Den eigenen Geburtstag feiert der Chor mit einem Jubiläumskonzert im Mai 2021. Auf dem Programm: "Alexander's Feast" von Georg Friedrich Händel mit dem Untertitel "The Power of Musick". "Das ist sehr verlockend in dieser Spielzeit", verrät Arman. Denn es handle sich hierbei um keine leere Floskel. "Das Werk zeigt, wie die Musik entstanden ist, wie eine nicht zu artikulierende Macht in Klang umgesetzt wird."
Herbert Blomstedt, Zubin Mehta, Sir Simon Rattle, Gustavo Dudamel, John Eliot Gardiner und Kirill Petrenko sind nur einige der Dirigenten, mit denen der BR-Chor in dieser Saison zusammenarbeiten wird. Neben dem Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks und dem Münchner Rundfunkorchester wird der Chor auch mit anderen Ensembles auftreten: den Berliner Philharmonikern, den Wiener Philharmonikern und der Akademie für Alte Musik Berlin. Außergewöhnlich wird die Zusammenarbeit mit Musikbanda Franui: "Wohin ich geh?" ist ein großes Mahler-Projekt mit Neu-Arrangements. Eigentlich hätte es bereits in dieser Saison stattfinden sollen, musste wegen Corona aber verschoben werden.
Das komplette Programm – auch zum Download – sowie alle Informationen zu Tickets und Abonnements finden Sie auf der Homepage des Chores.
Ein weiterer Höhepunkt ist das zweite Abo-Konzert mit "72 Angels" von Lera Auerbach, einem Werk für Chor und Saxophonquartett. Engelsstimmen und Saxophon – keine ungewöhnliche Kombination, findet Howard Arman. Er sieht durchaus Gemeinsamkeiten: "Saxophon ist ein unglaublich vokales Instrument. Es gibt Kontraste, aber auch Ähnlichkeiten." Dirigieren wird Peter Dijkstra, der frühere künstlerische Leiter des BR-Chores.
Ganz besonders freuen darf man sich auf das große cOHRwürmer-Projekt. Das traditionelle Mitsingkonzert für rund 1.500 Laien ist als Massenveranstaltung in Corona-Zeiten undenkbar. Im Sommer 2021, so hofft Arman, wird so etwas jedoch wieder möglich sein. Dann steht Mendelssohns "Lobgesang" auf dem Programm. Das Erlebnis, sich zum gemeinsamen singen zu treffen, könne nicht ersetzt werden. "Was wir im Moment machen, ist nur ein Schatten davon", so Arman. "Auf diese Zusammenkunft freuen wir uns wirklich."
Sendung: "Leporello" am 17. April 2020 ab 16.05 Uhr auf BR-KLASSIK