Jeder Tatort-Fan kennt seine legendäre Titelmelodie , viele Jazzfans haben seine Alben. Klaus Doldinger, der "berühmteste deutsche Jazzmusiker" hat nun seine Autobiographie "Made in Germany - Mein Leben für die Musik" herausgebracht.
Bildquelle: Piper
Eine weltweite Pandemie musste das kulturelle Leben zum Erliegen bringen, damit der umtriebige Klaus Doldinger es schaffte, die Zeit zu finden, seine Biografie aufzuschreiben. 86 Jahre wurde der Saxophonist, Jazzmusiker, Filmmusikkomponist und Produzent im Mai 2022 und jetzt blickt er unterstützt von seinem Sohn Nico und dem Journalisten Torsten Groß auf sein Leben zurück.
Von der Kindheit in den Kriegsjahren über seine musikalische Anfangszeit in Düsseldorf und seine ersten jazzigen Gehversuche mit den "Feetwarmers" erzählt Doldinger im lockeren Plauderton. Vieles liest sich da wie eine fantastische Geschichte: Ein Erfolg reiht sich an den anderen, eine glückliche Begegnung folgt auf die nächste: wie die mit seiner Frau Inge, mit der er seit mehr als 60 Jahren verheiratet ist und die mit Plattenproduzent Siggi Loch, den Doldinger fast ebenso lange kennt. Oder die mit einem jungen Schlagzeuger, der Karriere machen will: Udo Lindenberg.
"Hallo, ich bin der Udo, begrüßte er mich mit einem etwas schüchternen, aber sympathischen Grinsen. Ich mochte ihn auf Anhieb."
Wohlwollend erzählt Doldinger von Udo Lindenberg, von seiner Zusammenarbeit mit Regisseur Wolfgang Petersen, von seinen Erfahrungen auf kleinen und großen Bühnen. Er berichtet ausführlich von seinen Tourneen um die ganze Welt. Aber es gibt auch die Schattenseiten im Leben des "berühmtesten deutschen Jazzmusikers". Besonders tragisch: das Verhältnis zum Vater.
"Wenn ich nicht parierte, wurde der Riemen gezogen. Mein Vater hat mich in diesen Jahren allein wegen des Jazz so oft geschlagen, die Narben habe ich heute noch."
An diesen Stellen und auch, wenn Doldinger von anderen familiären Schicksalsschlägen schreibt, bekommt die lustvolle Erfolgsstory einen bitteren Beigeschmack. Aber der Jazz und seine Frau Inge waren und sind der große Rückhalt. Immer wieder betont das Doldinger. Und immer kommt er zurück auf Erfolgskurs:
"Ein gutes Beispiel, wie sich für mich damals aus zufälligen Begegnungen, alten Bekanntschaften, günstigen Fügungen und Glück in Kombination mit Talent und harter Arbeit die Dinge ergaben, ist nun die Geschichte der heute berühmten »Tatort«-Melodie."
Lesen kann man diese Geschichte dann im Buch. Über den Jazz im Nachkriegsdeutschland erfährt man viel in "Made in Germany", über die Bedeutung des Goetheinstitutes für Künstler und ihre internationale Bekanntheit und über den Weg zum Erfolg.
Dieses Buch wird lieben, wer …
.... sich durch eine erstaunliche Lebensgeschichte inspirieren lassen möchte.
Dieses Buch liest man am besten, wenn …
… man wissen möchte, wie einige der bekanntesten Film- und Fernsehmelodien entstanden sind.
Dieses Buch ist wie geschaffen, …
… um dem Menschen und Musiker "Klaus Doldinger" ein gutes Stück näher zu kommen.
Etwas weniger erfährt man allerdings konkret über Doldingers Musik und seine Herangehensweise ans Komponieren und ans Saxophonspielen. Die Intuition benennt er als seinen großen Leitfaden und so gibt es wenig Analytisches dazu, wie genau Stücke entstanden sind.
Ein großartiges Feature sind die im Buch abgedruckten QR-Codes, die direkt zur besprochenen Musik führen. Klaus Doldingers Autobiografie zeigt einen nahbaren Star, der durchaus mit Humor und Ironie über sich selbst sprechen kann. Der Jazz erhält ein bisschen mehr Platz im Buch, als die Filmmusik, und "Made in Germany - Mein Leben für die Musik" offenbart deutlich, dass viel Talent, enormer Ehrgeiz und Fleiß, aber auch eine gute Portion Glück hinter den unzähligen Konzerten, Kompositionen und Engagements stecken.
Klaus Doldinger mit Nicolas Doldinger und Torsten Groß:
Made in Germany – Mein Leben für die Musik
Sachbuch
Verlag Piper
Preis: Hardcover 24,00 €
Sendung: "Allegro" am 01. September 2022 ab 06:05 Uhr auf BR-KLASSIK
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