Christa Ludwig ist am 25. April 2021 gestorben. In ihrem 93-jährigen Leben hat sie der Opernwelt unvergessliche Auftritte und Aufnahmen geschenkt. Wir versammeln hier Stimmen ihrer Kolleginnen und Freunde.
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Christa Ludwig mit 36 Jahren. Ihre Karriere begann als Kind.
Sie wurde am 16. März 1928 in Berlin geboren und zeigte schon früh eine besondere Begabung. Mit acht Jahren sang sie bereits die große Arie der Königin der Nacht aus Mozarts "Zauberflöte". 1946 debütierte sie als Prinz Orlofsky in der "Fledermaus" an den städtischen Bühnen in Frankfurt. | Bildquelle: picture-alliance/dpa
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Als "Marschallin" in einer ihrer Glanzpartien
Christa Wolf hatte ein breites Repertoire von Oper bis Operette, von Alt- und Mezzosopranpartien, von Mozart bis Bela Bartok bis hin zu dramatischen Sopranpartien. Die Marschallin im "Rosenkavalier" von Richard Strauss war eine ihrer Glanzpartien. | Bildquelle: picture-alliance/dpa
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Mit Ehemann Walter Berry in "Wozzeck" von Alban Berg
Mit Bassbariton Walter Berry war Christa Ludwig 13 Jahre lang verheiratet. Sohn Wolfgang wurde 1959 geboren. 1972 heiratete sie den französischen Schauspieler und Regisseur Paul-Émile Deiber. Sie lebte bis zu ihrem Tod in Klosterneuburg in der Nähe von Wien. | Bildquelle: picture-alliance/dpa
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Als Leonore in Beethovens "Fidelio"
1955 kam Christa Ludwig an die Wiener Staatsoper, wo sie insgesamt 43 Partien singen sollte. Auch bei den Salzburger Festspielen und in Bayreuth war sie Stammgast – und an vielen der größten Häuser, wie etwa der Deutschen Oper Berlin, der Grand Opéra in Paris oder der Metropolitan Opera in New York. | Bildquelle: © picture-alliance/dpa
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Resolut und unverblümt
Christa Ludwig war ein Vollprofi mit großer Disziplin – sie konnte jedoch auch deutlich werden, wenn ihr etwas nicht passte. Dirigent Georg Solti erzählte 1996 seine Lieblingserinnerung an die Sängerin im SPIEGEL: "Der Regisseur redete unentwegt auf die entnervte Christa ein, um ihr die Rolle zu erklären. Eine Weile hörte sie sich geduldig das Geschwätz an, und dann legte sie los: 'Mein Lieber, alles, was Sie sagen, ist Scheiße. Aber ich mache es, weil ich gut bezahlt werde!'" | Bildquelle: picture-alliance/dpa
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"Ich bin schon im Bauch mit Musik aufgewachsen."
Das erzählte Christa Ludwig im Interview mit Bernhard Neuhoff von BR-KLASSIK vor drei Jahren. "Meine Mutter hat die Carmen gesungen, als ich im Bauch war. Ich bin schon im Bauch aufgewachsen mit Musik. Mit drei oder vier Jahren war ich schon immer im Theater. Mein Vater hatte als Operndirektor in Aachen eine Loge. Und da konnte ich immer rein gehen. Und ich habe geweint, wenn es aus war. Es war für mich so selbstverständlich wie Kaffeetrinken oder Teetrinken." | Bildquelle: ©BR-KLASSIK
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Weit weg von der "realen Welt"
"Ich habe ja die reale Welt auch nie erlebt. Ich habe durchs Fenster oder durchs Fernsehen gesehen, was alles passiert auf der Straße. Aber ich habe mich ja nur mit Scheuklappen um den Text von früher und die Musik von früher gekümmert." Das gestand Christa Ludwig im BR-KLASSIK-Interview 2018. Und dass ihr Vater Mitglied der NSDAP gewesen sei – "sonst wäre er nie Intendant gewesen, das ist ganz klar. Er hat sich nur um Theater gekümmert." | Bildquelle: picture-alliance/dpa
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Rückzug von der Bühne im Jahr 1994
Anders als viele ihrer Kollegen und Kolleginnen nahm Christa Ludwig ihren Bühnenabschied nur einmal: im Jahr 1994, nach 769 Auftritten und im Alter von 66 Jahren. Ein Leben abseits der Musik sei für die resolute, "preußisch disziplinierte" Sängerin nie infrage gekommen. "Es ist die Pflicht dem Leben gegenüber, das Talent auch auszunutzen." Am 25. April 2021 starb Christa Ludwig im Alter von 93 Jahren in ihrer Wahlheimat Klosterneuburg bei Wien. | Bildquelle: picture-alliance/dpa
"Ich kannte Christa Ludwig natürlich gut und habe sie sehr verehrt und bewundert. Schon seit meiner Schulzeit hab ich ihr nachgeeifert, und lebenslang war sie für mich ein großes Vorbild. Sie war eine große Persönlichkeit und eine wunderbare Gestalterin und Sängerin, ob Oper oder Konzert. Sie wusste genau, was sie machte mit ihrer herrlichen Stimme, diesem unverwechselbaren Timbre. Man hörte einen Ton und man wusste: Das ist Christa Ludwig. Sie hat alle Höhen dieses Berufs erreicht. Ich bin sehr traurig, dass sie jetzt gehen musste."
Brigitte Fassbaender, Mezzosopranistin und Intendantin
"Christa Ludwig – mein großes Vorbild und mein Leitstern. Mein ganzes Leben lang habe ich ihre Aufnahmen gehört – zum Beispiel, wenn ich nicht mehr wusste: Wie singt man? Wie interpretiert man? Was für eine Künstlerin und Sängerin! Sie war einmalig, und sie wird ein Vorbild bleiben – auch für viele Sängerinnen nach mir. Auch in fünfzig Jahren wird man Christa Ludwig hönren, da bin ich ganz sicher. Danke, liebe Christa Ludwig!"
Anne Sofie von Otter, Mezzosopranistin
"Ich habe Christa Ludwig als unglaublich humorvolle Frau erlebt. Und was wir von ihr haben dank der großen Technik, den vielen Fotos sowie den Aufnahmen und Videos ist, dass ihr Fixstern weiterleuchten wird und wir alle uns ein Stück von ihr abschneiden können. Natürlich wird sie als große Trägerin unserer Kultur weiterleben. Wir alle blicken zu ihr auf."
Diana Damrau, Sopranistin
"Der Tod von Christa Ludwig, einer großen Künstlerin, ist eine große Tragödie für die Musikwelt. Ich fühle mich geehrt, mit Christa Ludwig befreundet gewesen zu sein und denke gern an die Zusammenarbeit mit ihr zurück – sowohl im Wiener Musikverein als auch in der Scala. Ich werde sie nie vergessen."
Riccardo Muti, Dirigent
"Mit dem Tod der großartigen Christa Ludwig ist wieder eine von den ganz Großen, göttlichen Sängerinnen gegangen. Sie war für uns, für die jüngere Generation, immer wie ein strahlender Leuchtturm. Sie beherrschte eine beeindruckende Breite an Repertoire. Von ihr habe ich gelernt, dass man nicht nur Oper singen kann, sondern auch Lied, nicht nur tragisches, sondern auch komisches Repertoire. Das Erbe, das sie als Sängerin hinterlässt, ist enorm und wird uns noch Jahrzehnte begleiten. Unsere wenigen persönlichen Treffen haben mich tief berührt, denn Christa Ludwig besaß einen außergewöhnlichen, sehr direkten Humor, den ich wahnsinnig mochte. Wir haben nicht nur einmal zusammen gelacht. Ihre Aura, ihre Energie und ihre emotionale Statur waren so riesig, dass in einem Raum voller Menschen man sich nur auf sie konzentrierte. Ich werde sie für immer für ihre Meinungsstärke bewundern und ich glaube, man konnte nicht nur musikalisch, sondern auch menschlich unglaublich viel von ihr lernen. Ich werde sie unbeschreiblich vermissen, genauso wie die ganze Musikwelt."
Elīna Garanča, Mezzosopranistin
"Mit Christa Ludwig ist eine der allerletzten wirklichen Größen des musikalischen 20. Jahrhunderts von uns gegangen. Die Bandbreite ihres Talents, ihre unglaubliche Meisterschaft und ihre tiefe Menschlichkeit haben mehrere Generationen von Musikliebhabern auf der ganzen Welt bewegt. Sie hat Hunderte von begabten Sängerinnen und Sängern in die Geheimnisse ihres Berufs eingewiesen. Eine einzigartige Künstlerin und ein einzigartiger Mensch!"
Vladimir Jurowski, Chefdirigent des Rundfunk-Sinfonieorchesters Berlin (RSB)
"Christa Ludwig ist gegangen – eine große Ära ist zu Ende! Es ist wirklich traurig, nicht nur deswegen, dass so eine Künstlerin und Persönlichkeit in unserem Leben, der Musik und Kunst fehlen wird, sondern dass ihren Platz niemand ersetzen kann ... Höchste Musikalität, darstellerische Kunst, analytische Gabe, pädagogisches Talent, dies alles in einer hochintelligenten, charmanten und charismatischen Person und Sängerin! Was für ein Glück für uns alle, Ihre Zeitgenossen und Kollegen, dass wir ihre Kunst genießen durften! Was für ein Glück für die nächsten Generationen, dass so viele Aufnahmen von Ihrer Kunst geblieben sind!"
Michail Jurowski, Dirigent
"Ich habe Christa Ludwig erst in späteren Jahren privat kennengelernt. Sie war zweifellos eine der bedeutendsten Sängerinnen des 20. Jahrhunderts mit ihrer enormen Bandbreite des Opern-Repertoires. Aus dem Blickwinkel eines Liedbegleiters war sie wohl eine ganz wichtige Botschafterin des Schaffens von Gustav Mahler, vor allem bei ihrer Zusammenarbeit mit Leonard Bernstein. Unvergesslich bleibt für mich das kurzfristige Einspringen 1968 zusammen mit Walter Berry und Leonard Bernstein im Wiener Konzerthaus mit den Liedern aus 'Des Knaben Wunderhorn' nach einer Absage Fischer-Dieskaus zwei Tage zuvor. Als erste namhafte Sängerin hat sie in den späten Siebzigerjahren Schuberts 'Winterreise' in ihre Konzertprogramme aufgenommen, ein damals kühner Entschluss zum Bruch eines Tabus. Sie wird für immer unvergessen bleiben.
Helmut Deutsch, Pianist
"Christa Ludwig war bereits zu Lebzeiten eine Legende. In Oper, Oratorium und Lied setzte Christa Ludwig mit ihrem Gesang und ihrer Persönlichkeit vergleichslose Maßstäbe. Die Salzburger Festspiele haben ihr unendlich zu danken.“
Markus Hinterhäuser, Intendant der Salzburger Festspiele
"Christa Ludwig war Kammersängerin, Ehrenmitglied und Trägerin des Goldenen Ehrenrings der Wiener Staatsoper. Unglaubliche 769 Vorstellungen in 42 Rollen hat sie hier gesungen. 1994 verabschiedete sie sich als Klytämnestra in 'Elektra' von ihrem Wiener Opernpublikum, für das sie immer unvergessen bleiben wird."
Wiener Staatsoper
"Mit dem Tod von Christa Ludwig ist eine der größten Stimmen des 20. Jahrhunderts verstummt. Seit 1955 war Christa Ludwig mit den Wiener Philharmonikern zusammen verbunden. 1995 wurde sie zum Ehrenmitglied unseres Orchesters ernannt. Bis zum Ende ihres Lebens war sie Gast bei vielen Philharmoniker-Auftritten. Mit Christa Ludwig erlebten die Wiener Philharmoniker viele musikalische Highlights. Durch ihre legendäre Zusammenarbeit mit Dirigenten wie etwa Karl Böhm, Leonard Bernstein und Herbert von Karajan sowie ihre zahlreichen Auftritte in Opern und Konzerten spielte sie eine wichtige Rolle in der Orchestergeschichte, und zwar über einen langen Zeitraum hinweg."
Daniel Froschauer, Vorsitzender der Wiener Philharmoniker
Verwendete Quellen: Facebook, Instagram, persönliche Statements gegenüber BR-KLASSIK
Kommentare (1)
Mittwoch, 28.April, 12:47 Uhr
Irja Auroora
Christa Ludwigs Tod
Eine Jahrhundert-Sängerin ist von uns gegangen. Ich empfinde grosse Trauer, denn sie war einmalig.