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Die Geigerin Clara Shen Mit zwölf zum Menuhin-Wettbewerb

Er ist einer der renommiertesten Geigen-Wettbewerbe der Welt: der Menuhin-Wettbewerb. In diesem Jahr findet er im April in Genf statt. 44 Teilnehmer aus USA, Asien, Brasilien, Kanada, Österreich, der Schweiz, Slowenien, Frankreich, Dänemark, Finnland und Armenien sind dabei - und für Deutschland: die 12-jährige Clara Shen aus Puchheim bei München. Clara wurde in München geboren, ihre Eltern sind Ingenieure, kommen aus China und leben seit 30 Jahren in Deutschland. BR-KLASSIK hat sie besucht.

Bildquelle: dpa-Bildfunk

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"Als ich ganz klein war, zwei Jahre alt, da war meine Mutter mit mir beim Kinderkonzert, und ich habe dort eine Geige gehört, und dann wollte ich unbedingt danach Geige spielen", erinnert sich die junge Musikerin. "Ich musste noch zwei Jahre lang meine Mutter nerven, dann hatte ich Erfolg."

Frühe Entscheidung

Beharrlichkeit zahlt sich eben aus. Und ein eigener Wille. Dem haben sich die Eltern dann auch zu fügen, wie Claras Mutter Min Zheng schnell feststellte: "Wir haben ja auch ein Klavier zu Hause und haben immer gehofft, dass sie das Klavier auch liebt und spielt. Sie spielt schon auch Klavier - und das sehr gut -, aber die Geige: Dieses Instrument hat sie für sich gefunden, kann man sagen." Die Überraschung war groß, als Clara Shen die Einladung zum Menuhin-Wettbewerb nach Genf bekam. "Als mein Vater mir das erzählt hat, dachte ich erst, dass er Witze mit mir macht, denn das macht er öfter", erzählt Clara. "Aber dann habe ich 'rausgefunden, dass er es ernst meint, und natürlich freue ich mich riesig, dass ich da teil nehmen darf." Zumal sie die einzige Deutsche im Wettbewerb ist. Hauptsächlich Asiaten und Amerikaner sind unter den 44 Teilnehmern.

Ich spiele einfach so gut, wie ich kann, und hoffe, dass es ein schönes Erlebnis wird.
Clara Shen zum Thema Wettbewerb

Die Vorbereitung ist das Wichtigste

Clara Shen Geigerin in Aktion | Bildquelle: picture-alliance/dpa Clara Shen | Bildquelle: picture-alliance/dpa Mit Wettbewerben hat Clara jedenfalls Erfahrung. Zwölfmal hat sie schon erfolgreich bei "Jugend musiziert" teilgenommen, diverse erste und zweite Preise hat sie bei nationalen und internationalen Wettbewerben errungen. Druck spürt sie keinen dabei, sagt sie: "Eigentlich ist der Vorgang zum Wettbewerb das Wichtigste, also wie man das alles vorbereitet und übt. Ich finde, das ist bedeutender, als irgendwelche Preise zu gewinnen. Natürlich ist es immer schön, wenn man Preise gewinnt oder weiterkommt, aber ich spiele einfach so gut, wie ich kann, und hoffe, dass es ein schönes Erlebnis wird."
Gegen David Garrett ist Clara schon in der ARD-Sendung "Klein gegen Groß" angetreten, und auch dort hat sie gewonnen. Es ging es allerdings nicht in erster Linie ums Spielen, wie sie sich erinnert: "Da gab es eine Geigerin, die hatte einen Bogen und eine Geige. Der Bogen war aus einem Material, das leuchtet, wenn man Schwarzlicht anmacht. Und sie hat Handschuhe angezogen, die haben dann auch geleuchtet. Nur anhand des Bogens und den Handschuhen musste man dann erkennen, was für ein Stück sie gespielt hat. Ohne Ton natürlich."

Ich lese sehr gerne - so in Richtung Fantasy-Romane.
Clara Shen

Fantasy und Badminton

Der Preis für die Gewinnerin dieser Sendung war: ein Konzert mit der Bayerischen Philharmonie im Münchner Herkulessaal. Clara spielte das Violinkonzert Nr. 1 von Max Bruch; elf Jahre war sie da alt. Zwei Jahre vorher, im Alter von neun Jahren, hatte sie als Jungstudentin an der Musikhochschule in München begonnen; seit zwei Jahren wird sie zusätzlich auch am Mozarteum in Salzburg unterrichtet. Und sonst - welche Hobbys pflegt sie? "Ich lese sehr gerne - so in Richtung Fantasy-Romane -, außerdem gehe ich auch in den Schwimmverein und zum Badminton. Und natürlich treffe ich mich auch gerne mit Freunden."

Der Traum: eine Stradivari

Eine ganz normale Kindheit also - darauf achten die Eltern, jenseits des Klischees vom dressierten Wunderkind. Geübt wird je nach Tagesform - mal mehr, mal weniger. Eine Woche Skilager ohne Geige hält Clara jedenfalls gut aus. Wie es nun bei ihr weitergeht? Im April steht der Menuhin-Wettbewerb an. Da möchte sie natürlich gut abschneiden. Und bei all ihrer Bescheidenheit - ein paar ihrer sonstigen Träume dürfen auch ruhig in Erfüllung gehen: "Eine schöne Geige spielen, zum Beispiel eine Stradivari, oder einmal mit den richtig guten Profiorchestern spielen, das war natürlich schon immer ein großer Wunsch von mir!"

Sendung: "Piazza" am 2. Februar 2018, 08.05 Uhr auf BR-KLASSIK

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