Die anhaltenden coronabedingten Einschränkungen für die Kultur stoßen auf immer mehr Widerstand. Jetzt hat der Kulturbeirat Augsburg ein Protest-Schreiben an Ministerpräsident Söder und Staatsminister Sibler gerichtet mit der Überschrift "Ungleichbehandlung der Kultur beenden".
Bildquelle: Hans Engels
Der Intendant des Staatstheaters Augsburg, André Bücker, ist Mitglied des Augsburger Kulturbeirats. In dem von ihm mitunterzeichneten Schreiben heißt es: "Die Ungleichbehandlung von Gastronomie und Kulturveranstaltungen bei den Corona-Maßnahmen entbehrt infektiologischer Grundlage und ist daher umgehend zu beenden." Ministerpräsident Söder und Staatsminister Sibler werden aufgefordert, zum "Konsens der Kulturministerkonferenz vom 05.02.2021" zurückzukehren und die 2G-Plus-Regel für Museen und Galerien aufzuheben, da eine "Schlechterstellung gegenüber dem Handel" vorliege.
Außerdem wird die Staatsregierung aufgefordert, allen Kindern und Jugendlichen "die Teilhabe am kulturellen Leben wieder umfassend zu gewähren", und zwar nach den Vorgaben der 3G-Regel. Abschließend betonen die Verfasser des Schreibens, dass das kulturelle Leben in Bayern durch die "willkürlich erscheinende Maßnahmen-Politik der bayerischen Staatsregierung substanziellen Schaden" erleide.
Auch die Theater und der Bayerische Musikrat (BMR) hatten bereits die Gleichstellung mit Bewirtungsbetrieben gefordert und eine höhere Auslastung angemahnt. Bisher dürfen sie nur jeden vierten Platz besetzen, und die Zuschauer müssen auch am Platz Masken tragen. In Wirtshäusern ist dies nicht der Fall. Der Intendant der Nürnberger Symphoniker, Lucius Hemmer, hatte auf Anfrage des Bayerischen Rundfunks die derzeitigen Regeln mit bitterer Ironie kommentiert: "Wenn man weiterhin jeden Restaurant-Besuch besserstellt, bleibt uns nur noch, während unserer Konzerte auch Schäufele zu servieren." Eine Idee, die man in den Niederlanden bereits verwirklicht hat – wenn auch nicht mit Schäufele.
Aufgrund der "unklaren Lage" bei Krankhauseinweisungen hatte die Bayerische Staatsregierung bei der jüngsten Kabinettssitzung keine Lockerungen für die Kultur beschlossen und stattdessen die Betroffenen auf kommende Woche vertröstet. Dann könnte es, je nach weiterer Zuspitzung der Corona-Lage, eine Anhebung der maximalen Auslastung auf 50 Prozent geben, hatte Staatskanzleichef Florian Herrmann angedeutet.
Sendung: "Allegro" am 21. Januar 2022 ab 06:05 Uhr auf BR-Klassik
Kommentare (1)
Sonntag, 23.Januar, 10:43 Uhr
Wilfried Schneider
DIE PROTESTE WERDEN LAUTER
Söder, Sibler und all den anderen kulturfeindlichen CSU-Herrschern ins Stammbuch: wer die Kultur zerstört, zerstört die Demokratie! Für ihren Feldzug gegen Kultureinrichtungen und, ja, auch Hochschulen und Universitäten, gibt es nur eine schlüssige Erklärung: Bildung und Kultur wird als Gefahr für deren Herrschergelüste gesehen. Man könnte dem allerdings abhelfen. Da Kirchen mit 3G (Geimpfte, Genesene und Ungeimpfte getestet) bis auf den letzten Platz ohne Abstand gefüllt werden dürfen, wäre mein Vorschlag: Baut in Theatern, Konzert- und Opernhäusern und Universitäten im Saal, Zuschauerraum oder Hörsaal einen Altar auf, in den Satzpausen oder zwischen den einzelnen Bildern einer Oper bzw. in den Vorlesungspausen darf ein Pfarrer kurzzeitig salbungsvolle Worte predigen, danach geht es dann weiter. Somit dürfte einer Vollauslastung der genannten Kultur- und Bildungseinrichtungen nichts im Wege stehen! Schon garnicht mit 2G+!!