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Musikverlage in der Corona-Krise Chormusik hat es besonders schwer

Der Stuttgarter Carus-Verlag hat sich auf Chormusik spezialisiert. Doch gerade Chöre hatten während der Pandemie einen schweren Stand, durften lange weder proben noch konzertieren. Für Carus und andere Chormusikverlage hat das langfristige Folgen.

ARCHIV - 27.05.2015, Rheinland-Pfalz, Mainz: Mitglieder der Chorakademie der Johannes Gutenberg-Universität singen während einer Chorprobe. (zu dpa: «Landesmusikrat fordert gemeinsames Musizieren wieder zu ermöglichen») Foto: Fredrik von Erichsen/dpa +++ dpa-Bildfunk +++ | Bildquelle: dpa-Bildfunk/Fredrik von Erichsen

Bildquelle: dpa-Bildfunk/Fredrik von Erichsen

Er gehört zu den größten Anbietern von Vokalmusik: Der Carus-Verlag in Leinfelden-Echterdingen bei Stuttgart ist seit 50 Jahren ein erfolgreiches Familienunternehmen. Doch die Corona-Krise hat dem Verlag schwer zugesetzt.

Keine Chorproben und Konzerte, kein Umsatz im Verlag

"Es waren zwei harte Jahre", berichtet Geschäftsführer Johannes Graulich im Gespräch mit BR-KLASSIK. Der Verlag war auf staatliche Förderprogramme und Kurzarbeitergeld angewiesen. Noch immer sind einige Mitarbeitende in Kurzarbeit. "Wir hängen als Chormusikverlag eins zu eins an der Situation der Chöre", so Graulich. Solange die Chöre wenig proben und nur eingeschränkt konzertieren können, brauchen sie natürlich auch keine Noten. Deswegen bekam Carus jeden Lockdown deutlich zu spüren.

Orffs "Carmina burana" keine sichere Einnahmequelle mehr

Diesen Effekt bestätigen auch andere Musikverlage, die Noten für Chöre herausbringen und für Aufführungen verleihen. Für den Schott-Verlag war das berühmte Chorwerk "Carmina burana" von Carl Orff immer eine sichere Einnahmequelle, wurde fast jeden Tag irgendwo auf der Welt aufgeführt – bis zur Pandemie. "Selbstverständlich haben wir das massiv an unseren Umsatzzahlen gemerkt", sagt Christiane Albiez, Mitglied der Geschäftsleitung im Schott-Verlag. Denn wo keine Noten ausgeliehen werden, gibt es keine Aufführungslizenzen. Der Schott-Verlag war auch deswegen stark von der Krise betroffen, weil er sich stark auf zeitgenössische Musik konzentriert.

Hilfe durch "Neustart Kultur" und Kurzarbeit

Ein Laienchor probt. | Bildquelle: picture-alliance / Godong Die Planung bleibt schwierig in der Corona-Krise: Viele Chöre zögern, neue Noten für Konzerte zu bestellen. | Bildquelle: picture-alliance / Godong Ohne das Programm Neustart Kultur und das Kurzarbeitergeld wäre die Situation der meisten Musikverlage katastrophal gewesen. So hatte Breitkopf & Härtel zwischenzeitlich Umsatzeinbußen von 40 Prozent. Sowohl im Kaufbereich als auch im Leihbereich ist die Nachfrage nach Chorliteratur stark zurückgegangen, so der Geschäftsführer Nick Pfefferkorn. "Wir hatten im Leihbereich das erste Mal in der Verlagsgeschichte negative Umsätze. Das heißt, wir haben mehr Gutschriften ausgestellt als wir Einnahmen hatten." Nick Pfefferkorn rechnet auch in den kommenden Jahren noch mit geringeren Umsätzen als vor Corona. "Im Leihbereich bemerken wir immer noch eine Zögerlichkeit. Chöre fragen sich: Was können wir wirklich planen und mit welcher Auslastung?"

Corona trotzen: Online-Angebote und kleine Besetzungen

Doch es gab auch Chöre, die allen Widrigkeiten zum Trotz weiterhin Noten bestellt und Programme geplant haben, so Johannes Graulich von Carus. "Das hat uns ungemein geholfen und Mut gemacht, unser Verlagsthema, also die Chormusik, auch weiterhin zu betreiben." Der Carus-Verlag kam den Chören entgegen: mit Repertoire für kleinere Besetzungen, Webinaren für Chorleitung und mehr digitalen Produkten, gebündelt unter dem Angebot #NeustartChor. "Wir sind im Moment dabei, unseren gesamten Katalog digital zugänglich zu machen", erzählt Graulich. Auch die Übe-App "Carus Music" wurde ausgebaut.

50 Jahre Carus-Verlag

1972 gründeten der Chorleiter Günter Graulich und seine Frau Waltraud den Carus-Verlag in ihrem privaten Wohnhaus in Stuttgart. Als erste Ausgabe veröffentlichten sie Antonio Vivaldis Gloria in D RV 589 für Chor und Orchester. Bis heute ist der Carus-Verlag ein Familienunternehmen. Der Carus-Katalog umfasst etwa 45.000 überwiegend vokal besetzte Werke aus fünf Jahrhunderten europäischer Chortradition. Außerdem gehören Bücher, CDs und Apps zum Verlagsprogramm.

Festkonzert und Choratelier zum Carus-Jubiläum

So blickt Johannes Graulich trotz Corona-Krise zuversichtlich auf das Jubiläumsjahr des Carus-Verlags. Am 3. Juni ist ein Festkonzert mit dem Kammerchor Stuttgart geplant. Ein weiterer Höhepunkt des Jubiläumsjahrs ist das 7. Stuttgarter Choratelier mit Workshops u.a. mit Simon Halsey, Anne Kohler und Jan Schumacher. Die Anmeldung ist ab dem 1. April möglich.

Sendung: "Allegro" am 14. März 2022 ab 6:05 Uhr auf BR-KLASSIK

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