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Corona-Studie zu Ansteckungsraten Risiko im Supermarkt höher als im Theater

Wie hoch ist das Ansteckungsrisiko beim Friseur, in Schulen oder in der Oper? Forscher der TU Berlin haben Ansteckungsraten an verschiedenen Orten errechnet. Das Risiko, sich im Theatersaal anzustecken, ist laut Studie besonders gering – solange bestimmte Bedingungen gelten.

Saal des-Gärtnerplatztheaters | Bildquelle: BR

Bildquelle: BR

Wenn nur jeder dritte Platz im Theatersaal besetzt ist und Maskenpflicht gilt, ist das Risiko, sich durch Aerosole mit Covid-19 zu infizieren, geringer als im Friseursalon. Das zeigen Modellberechnungen der Technischen Universität Berlin. Die Forscher des Hermann-Rietschel-Instituts haben für verschiedene Innenräume eine Ansteckungsrate berechnet – vom Fitnessstudio bis zum Klassenzimmer.

Geringe Ansteckungsraten in Opernhäusern und Museen

Für ihr Modell setzen die Wissenschafter voraus, dass sich eine infizierte Person im Raum aufhält. Die ermittelten Werte geben an, wie viele weitere Menschen diese infizierte Person theoretisch ansteckt. Je höher die Zahl, desto höher das Ansteckungsrisiko. Für Theater, Opern und Museen ist der Wert mit 0,5 am niedrigsten – bei einer Belegung von 30 Prozent mit Maskenpflicht. Bei einem Damenfriseur mit Maskenpflicht liegt er bei 0,6, im Supermarkt (ebenfalls mit Maskenpflicht) bei 1,0. Ein Infizierter steckt beim Einkaufen also theoretisch genau eine weitere Person an, so die Studie.

Ganz anders sieht die Situation im vollen Klassenraum einer weiterführenden Schule aus, wenn keine Mund-Nasen-Bedeckungen getragen werden: Hier steckt ein Covid-19-Infizierter laut Modell mehr als 11 weitere Personen an. Das Hermann-Rietschel-Institut hat alle untersuchten Innenräume in einer Infografik aufgelistet.

Atemaktivität, Belüftung und Aufenthaltsdauer

Modell des Corona-Virus 2019-nCoV  | Bildquelle: picture alliance/ZUMA Press Ob man sich in geschlossenen Räumen mit dem Coronavirus infiziert, kommt auf die Anzahl der infektiösen Aerosole an, die eingeatmet werden. | Bildquelle: picture alliance/ZUMA Press Ob man sich in geschlossenen Räumen ansteckt, kommt auf die Anzahl der infektiösen Aerosole an, die eingeatmet werden. Die Forscher haben deshalb verschiedene Faktoren in ihre Berechnungen mit einbezogen: die "Atemaktivität" (beim Sport im Fitnessstudio atmet man schneller und tiefer ein als z.B. bei einer Fahrt im Bus), die Dauer des Aufenthalts am jeweiligen Ort (im Supermarkt verbringt man weniger Zeit als im Büro) und die Belüftungsmöglichkeiten.

Die jeweils veranschlagten Werte seien aber Richtwerte, nicht unbedingt absolute Zahlen, betont Professor Martin Kriegel, Leiter des Hermann-Rietschel-Instituts, gegenüber der FAZ. Außerdem seien die Berechnungen auf den jeweiligen Durchschnittstypus ausgelegt: Ein Hinterhoftheater ohne Lüftung sei anders zu beurteilen als das große Opernhaus.

Steigen die Ansteckungsraten durch die neuen Coronavirus-Varianten?

Für die Modelle wurde das "herkömmliche" Coronavirus zugrunde gelegt. Daher bleibt ein großes Fragezeichen: Wie wirken sich die Mutanten des Coronavirus auf das errechnete Infektionsrisiko aus? Die Virusvarianten gelten teilweise als weit infektiöser. Alle Studienwerte müssten dann wohl nach oben korrigiert werden.

Sendung: "Piazza" am 13. Februar 2021 ab 8:05 Uhr auf BR-KLASSIK

Kommentare (2)

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Dienstag, 16.Februar, 23:49 Uhr

Douglas Bruce

RISIKO IM SUPERMARKT HÖHER ALS IM THEATER

"Das Infektionsrisiko hingegen ist in Kirchen wahrscheinlich viel höher".

Es hängt davon ab, wie hoch das Dach ist, aber da es keine abgestuften Galerien gibt, gibt es keinen Grund, warum bei 30 % Besetzung und Tragen von Masken das Risiko nicht höher in einer Kirche sein wird als in den meisten Theatern.

Samstag, 13.Februar, 16:34 Uhr

Wilfried Schneider

RISIKO IM SUPERMARKT HÖHER ALS IM THEATER

Mit dieser Studie wird nur die Erfahrung bestätigt, die das Publikum in Theatern, Konzert- und Opernhäusern gemacht hat. Gleiches gilt wohl auch für Museen und Galerien. Das Ansteckungsrisiko dürfte dagegen in Kirchen wesentlich höher sein, aber das interessiert keinen. Merkel, Söder und die anderen Konsorten sind mit der Interpretation solcher Studien maßlos überfordert und wollen sie auch nicht wahrhaben. Für sie gilt: Kultur ist gefährlich, Kultur muss eingeschränkt werden! Die Frau Merkel spielt zwar die Operninteressierte, wohler fühlt sie sich aber wohl doch in den Umkleidekabinen der Fußball-Nationalmannschaft. Der Kulturbereich, beziehungsweise was davon noch übrig ist, wird sicher als letzter wieder arbeiten dürfen. Leider regt sich bei den großen Theatern, Opern- und Konzerthäusern kaum Protest, die Intendanten fürchte offensichtlich um ihre Pöstchen.

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