Er passt in keine Schublade – und ist vielleicht gerade deshalb einer der erfolgreichsten Filmkomponisten Hollywoods: Danny Elfman, bekannt vor allem für seine Zusammenarbeit mit dem Regisseur Tim Burton. Am 29. Mai wird er 70.
Bildquelle: picture alliance
Ein kleiner rothaariger Knabe von drei Jahren blättert in einer illustrierten Ausgabe von "Alice im Wunderland" und bekommt einen gehörigen Schrecken dabei: Wie vom Blitz getroffen fällt ihm der Roman von Lewis Carroll aus der Hand. Dieser kleine Knabe ist Danny Elfman und er sieht eine Alice mit wahnsinnig langem Hals. Seitdem verfolge ihn diese groteske Fantasie, erzählt er immer wieder.
Kein Wunder, dass er sich den Schrecken von der Seele komponieren musste. Natürlich konnte nur er die Filmmusik zu Tim Burtons schillernder Alice-Verfilmung zu Papier bringen und all den anderen Burton-Figuren Leben einhauchen.
Elfman ist passionierter Kinogänger, mit einem Faible für die Filmmusik von Nino Rota. Sein musikalisches Zuhause war aber zunächst nicht die Welt der Soundtracks, sondern der körnige Drive des New Wave und Hardrock. 1976 wird er Teil der Avantgarde-Gruppe seines Bruders Richard Elfmans: "The Mystic Knights Of The Oingo Boingo". Es sind Elfmans wilde Jahre. In Musik-Videos aus alten Zeiten sieht man ihn blass, kurzhaarig das Leben eines Nerds nachspielen. Es war eine tolle, aber auch "total durchgeknallte" Zeit, erinnert sich Elfman heute, wenn er diese Filme wiedersieht.
Er ist sicher der mit Abstand berühmteste deutsche Komponist der Gegenwart. Und einer der prägendsten Filmkomponisten überhaupt. Lesen Sie hier unser Portrait zum 65. Geburtstag von Hans Zimmer.
Nach mehrjährigen Aufenthalten in Frankreich und Reisen durch Ghana und Mali findet der weitgereiste Elfman, der schon in Jugendjahren Teil einer Theatergruppe ist, in der Independent-Musik-Szene sein Zuhause. Dann katapultiert ihn eine Begegnung mit Regisseur Tim Burton 1985 in die Umlaufbahn Hollywoods: Elfman und Burton verstehen sich ausgezeichnet, weshalb Elfman sogleich den Soundtrack-Auftrag zu Burtons Film "Pee-Wee's irre Abenteuer" erhält. Das ist der Beginn einer wunderbaren Künstlerfreundschaft, die Filme wie "Edward mit den Scherenhänden", "Alice im Wunderland", "Nightmare Before Christmas" oder "Batman" in die Kinos gebracht hat.
Auf Danny Elfmans Konto geht auch die ikonische Titelmelodie zur TV-Serie "Die Simpsons". Die Idee zum munter-quirligen Simpson-Universum kam Elfman während einer Autofahrt in Los Angeles während der Rushhour. Doch nicht nur für Tim Burton gibt Elfman den Ton an: Auch Score des Oscar-nominierten Films "Good Will Hunting" geht auf sein Konto. Außerdem schrieb der Ehemann von Schauspielerin Bridget Fonda den Soundtrack zum ersten Teil der Spionageserie "Mission: Impossible".
Elfman liebt das Makabre, nicht nur in der Musik. Besucht man den Schauerkomponisten in seinem kalifornischen Anwesen, wird der Gast von bluttriefenden Mädchenaugen angestarrt, die aus einem Ölgemälde gaffen. Schrumpfköpfe und andere schaurige Gegenstände gehören ebenso zur häuslichen Grundausstattung des Filmkomponisten, der anscheinend immer noch an das Mädchen mit dem grotesk langen Hals denken muss. Grusel vertreibt man am besten mit Grusel.
Sendung: "Allegro" am 30. Mai ab 6:05 Uhr auf BR-KLASSIK
Kommentare (2)
Montag, 29.Mai, 03:52 Uhr
Kein Elfman-Fan
Korrektur
Der für meine Ohren sehr gelungene Soundtrack von Lorne Balfe gehört zum Film "Mission Impossible - Fallout", welcher die sechste Instellation der "Mission Impossible"-Reihe ist, nicht die fünfte, wie ich fälschlicherweise schrieb.
Sonntag, 28.Mai, 13:44 Uhr
Kein Elfman-Fan
Der Plural ist falsch
"Außerdem schreibt der Ehemann von Schauspielerin Bridget Fonda die Soundtracks zur Spionageserie "Mission: Impossible""
Elfman ist lediglich für die Musik des ersten Teiles (von mittlerweile 6 vollendeten und zwei weiteren bereits abgedrehten Teilen) von "Mission Impossible" verantwortlich.
Hätte er jemals einen so genialen Soundtrack wie Lorne Balfe zum 5. Teil abgeliefert, würde ich ihn mehr schätzen. Für mich ein mittelmäßiger Filmkomponist.
Danke Ihnen, wir haben den Fehler korrigiert.
Herzlich
BR-KLASSIK