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Filmkomponist Hans Zimmer wird 65 Der Spieler

Er ist sicher der mit Abstand berühmteste deutsche Komponist der Gegenwart. Und einer der prägendsten Filmkomponisten überhaupt. Bekannt für die Soundtracks von "König der Löwen", "Gladiator" oder "Inception". Am Montag wird Hans Zimmer 65 Jahre alt. Wir gratulieren.

Hans Zimmer im Jahr 2019. | Bildquelle: picture alliance/AP Images | Rebecca Cabage

Bildquelle: picture alliance/AP Images | Rebecca Cabage

Er liebe John Williams, überhaupt keine Frage, hat Hans Zimmer vor kurzem in einem Interview erzählt. Und trotzdem, als er damals im Kino saß, vor den spacigen Bildern von Star Wars, und diesen Orchestersound hörte, Streicher und Trompeten, da dachte er sich dann doch: Geht’s nicht auch anders? Muss es nicht anders gehen, wenn die Musik doch ferne Galaxien bebildern soll? – Nein, muss nicht, soviel hat John Williams bewiesen. Aber anders geht's natürlich schon, das hat Hans Zimmer gezeigt.

Hans Zimmer: Dauergast bei den Oscars

Zum Beispiel mit seinem Soundtrack zum Wüstenepos "Dune", für den er dieses Jahr den Oscar bekommen hat. Seinen zweiten. Den ersten gab’s für "König der Löwen", vor fast 30 Jahren. Ein dutzend Nominierungen konnte Zimmer schon einheimsen. Dazu drei Golden Globes und genauso viel Grammys. Kein Wunder bei der Arbeitswut: Der gebürtige Hesse komponiert mit schwäbischem Drive. Weit über 100 Soundtracks hat Zimmer in seinem Leben produziert.

Entweder ich hätte den Lehrer umgebracht oder er hätte mich umgebracht
Hans Zimmer über sein kurzes Klavierschüler-Dasein

Mit Arbeit habe das allerdings gar nichts zu tun, hat er mal dem HR erzählt. Schließlich spiele er nur. Und zwar Musik. Das riecht nach Koketterie, macht mit Blick auf seine Biografie aber schon Sinn. Neunmal musste Zimmer die Schule wechseln. Er sei eben schon immer ein Träumer gewesen, so Zimmer, ein Musiknerd. Und zwar einer, der sich nicht von irgendwelchen Autoritäten einfangen ließ. Klavierunterricht hatte er nur zwei Wochen lang. Gottseidank. "Entweder ich hätte den Lehrer umgebracht oder er hätte mich umgebracht", so hat er es vor Jahren in der Harald Schmidt Show gebeichtet.

Hans Zimmer: Weltstar und Autodidakt

Hans Zimmer live auf der Bühne 2022 | Bildquelle: Dita Vollmond Hans Zimmer bei einer Live-Show 2022 in München | Bildquelle: Dita Vollmond Der wahrscheinlich berühmteste deutsche Komponist der Welt ist also Autodidakt. Eine Musikhochschule hat er nie von innen gesehen. Und trotzdem immer weiter gespielt, Musik gemacht. "Das war einfach etwas, was ich immer heiß geliebt habe. Und ich habe Glück gehabt." Glück, dass Ende der Achtziger plötzlich der Regisseur Barry Levinson vor der Tür stand. Und ihn für seinen nächsten Film engagieren wollte. Zimmer lebte damals in London. Machte Musik für Werbespots. Und experimentierte mit elektronischen Sounds, zumindest solange Strom da war.

In London bewohnte er zeitweise ein Zimmer, in dem man sich Strom an einem Münzautomat besorgen musste. "Und es gab Abende, da hatte ich gerade angefangen, ein neues Ding zu schreiben, und dann ging der Strom aus und ich hatte keine Münzen mehr. Und dann saß ich also im Dunkeln für den Rest des Abends." Besonders doof ist das, wenn man, wie Zimmer, in erster Linie nachts arbeitet. Zum Glück war in Hollywood die Stromversorgung stabil, sodass Zimmer einen echten filmmusikalischen Meilenstein in die Welt setzen konnte. Nichts weniger ist nämlich sein Soundtrack zu Levinsons "Rain Man". Das – und ein musikgewordenes Polyestersakko mit Ethnomuster, aus dem der Schweiß der späten Achtziger dampft.

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Wir haben ein Best-of der Soundtracks von Hans Zimmer zusammengestellt. Von "Rain Man" bis "Interstellar". Hier geht's zum Artikel!

Sein Stil: Kombination aus Computer- und Orchestersounds

Der Einsatz folkloristischer, ethnischer Instrumente – und dazu ein besonderes Händchen für den Mix aus elektronischen Klängen und orchestralen Arrangements, das macht Zimmer zu einem der stilprägendsten Komponisten Hollywoods der letzten vierzig Jahre. Während John Williams den Komponisten klassischen Zuschnitts verkörpert, gibt Zimmer den nerdigen Soundtüftler und Produzenten, der alles aufsaugt, was an technischen Innovationen verfügbar ist, sampelt, was das Zeug hält, und das Ganze zu epischen, gerne dunkeldröhnenden Atmosphären verdichtet. Oder zu rhythmusgepeitschten, galoppierenden Fanfaren.

Der Computer ist eigentlich ein modernes musikalisches Instrument
Hans Zimmer

Dass er es dabei mit der Herkunft seines Materials nicht so genau nimmt, hat auch Kritiker auf den Plan gerufen, die ihm einen etwas nonchalanten Umgang mit dem geistigen Eigentum anderer vorwerfen. Zimmers Antwort (im SPIEGEL): Als Komponist sei man sowieso mehr Entdecker als Erfinder. Und indem er ihre Klänge aufnehme, erweise er anderen Komponisten doch nur Referenz. Tatsächlich entspräche die Rolle des kreativen Solitärs auch gar nicht Zimmers Arbeitsprinzip. Schon relativ früh hat er sich von der romantischen Vorstellung des einsamen Künstlerheroen verabschiedet und arbeitet seit Jahren mit einem Team von Technikern, Sounddesignerinnen und Komponisten, die ihn maßgeblich bei der Umsetzung seiner Soundtracks unterstützen.

Hans Zimmer Live: Vom Blockbusterkino auf Blockbusterbühnen

"Gladiator", "Fluch der Karibik" (zusammen mit Klaus Badelt), "The Dark Night", "Inception", "Interstellar" und zuletzt "Dune" – Zimmer ist der Mann für die ganz großen Dinger: Blockbusterkino. Seit ein paar Jahren probiert er das Ganze auch auf Blockbusterbühnen aus. Sogar Stadien bespielt er, tourt mit Orchester um die Welt und zieht riesen Shows ab, auch wenn ihn die Aufregung fast auffrisst, wie er sagt. Und wenn er nicht unterwegs ist, dann sitzt er daheim in Los Angeles und wartet – wartet darauf, dass ihm jemand eine neue Geschichte erzählt. So fange nämlich immer alles an. "Ein Regisseur ruft mich an und sagt: So, ich möchte dir jetzt mal eine Geschichte erzählen."

Sendung: "Allegro" am 12. September ab 6:05 Uhr auf BR-KLASSIK

Kommentare (1)

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Sonntag, 11.September, 18:13 Uhr

Robert

Lustig

Hab mich erst gestern in einer gedanklichen Abschweifung beim mehr oder minder zwecklosen Sinnieren gefragt, wie alt Hans Zimmer sein mag. War zu faul, um die Suchmaschine zu betätigen. Heute erfahre ich es also. Ich hätte ihn übrigens älter geschätzt, da ich dachte "Video killed the Radio Star" wäre um die fünfzig Jahre alt,.

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