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David Orlowsky in München Beschützer mit dem Klang der Klarinette

Der Klarinettist David Orlowsky ist am 2. Februar zu Gast beim Orchester Jakobsplatz München. Das gemeinsame Konzert unter der Leitung von Daniel Grossmann steht unter dem Motto "Genesis" und jedes Stück handelt von einer speziellen Schöpfungsgeschichte. So auch Betty Oliveros Golem-Suite - beruhend auf der Neuvertonung eines Stummfilmklassikers. In ihr verkörpert die Klarinette den Golem, der der Legende nach im 16. Jahrhundert die Prager Juden beschützen sollte.

Klarinettist David Orlowsky | Bildquelle: Felix Broede

Bildquelle: Felix Broede

BR-KLASSIK: Sie stellen musikalisch den Golem dar. Der Golem ist sozusagen ein perfekter Bodyguard. Wer ist ihr persönlicher Golem?

David Orlowksy: Mein Golem ist mein Trio. Wir spielen seit 18 Jahren zusammen und wir sind zu einer Einheit zusammengewachsen. Wir sind so auf einander eigespielt, dass, selbst wenn irgendeiner von uns mal den Text vergisst, es sich sehr sicher anfühlt. Bei anderen Besetzungen kennt man sich natürlich nicht so gut und dann muss man schneller auf unerwartete Sachen reagieren. Andererseits ist gerade das auch aufregend.

BR-KLASSIK: Wie kommt ein Junge mit 16 Jahren auf die Idee, in seiner schwäbischen Heimatstadt Tübingen ein Klezmer-Trio zu gründen?

Szene aus dem Film "Der Golem" 1920 | Bildquelle: picture-alliance/dpa Szene aus "Der Golem, wie er in die Welt kam" (1920) | Bildquelle: picture-alliance/dpa David Orlowksy: Als ich ungefähr 15 Jahre alt war, hat mich meine Mutter zu einem Konzert von Giora Feidman in der Stiftskirche in Tübingen mitgenommen. Ich hatte bis dahin nur Schlagzeug im Kopf und spielte nur nebenher ein bisschen Klarinette. Aber bei diesem Konzert habe ich gemerkt, oder eben gesehen, wie man sich auf der Klarinette ausdrücken kann und was man mit einer Note alles sagen kann. Das hat mich total begeistert - und dann habe ich angefangen, ernsthaft zu üben. Für mich war Giora Feidman die Initialzündung.

BR-KLASSIK: Die meisten lernen Schlagzeug ja erst nach der Klarinette - bei Ihnen war es umgekehrt. Profitieren Sie beim Klarinettenspiel davon?

David Orlowksy: Auf jeden Fall. Rhythmus und Zeiteinteilung sind für mich zusätzliche  Ausdrucksmittel. Es ist dieses "Micro-Timing", natürlich gibt es feste Punkte im Takt, wo man die Noten eigentlich platzieren soll. Aber das, was dann die Interpreten am Ende machen, ist immer ein bisschen versetzt - und das ist das, was dann nachher beim Zuhörer die Emotionen auslöst. Als Schlagzeuger hat man schon viele Werkzeuge dafür in der Hand.

BR-KLASSIK: Die Klarinette kann ja wie kein anderes Blasinstrument verschiedene Persönlichkeiten charakterisieren. Sie kann ganz cool sein, sie kann ganz verschämt sein, sie kann aber auch ganz charmant klingen.

David Orlowsky: Ich finde auch, dass man mit der Klarinette gut menschliche Emotionen darstellen kann. Die Klangerzeugung bei der Klarinette ist eigentlich ähnlich wie bei der menschlichen Stimme, d.h. es kommt Luft, die durch den engen Spalt zwischen Holzblatt und Mundstück oder eben zwischen den menschlichen Stimmbänder durchgepresst oder -geatmet wird. Wenn ich ein Stück spiele, versuche ich immer auch Sänger zu sein.

Klezmermusik ist wie ein musikalisches Esperanto
David Orlowsky

BR-KLASSIK: Klezmermusik berührt  Juden und Nicht-Juden. Warum findet eigentlich jeder einen Zugang zu dieser Musik?

David Orlowksy: Ich glaube tatsächlich, dass Klezmermusik eine Sprache ist, die fast alle Menschen auf der Welt verstehen. Denn sie stammt ja nicht aus einer bestimmten Region, sondern ist auf der 2000 Jahre währenden Odyssee des jüdischen Volks von allen möglichen lokalen Musikstilen beeinflusst worden. Klezmermusik ist wie ein musikalisches Esperanto.

Das Interview führte für BR-KLASSIK Sylvia Schreiber.

"Genesis" - Konzert des Orchesters Jakobsplatz München

2. Februar 2016, 20:00 Uhr - Hubert-Burda-Saal, Jüdisches Zentrum Jakobsplatz
Werke von Rachel Galinne, Karlheinz Stockhausen, Betty Olivero und Ralph Vaughan Williams

Mehr Informationen zum Konzert finden Sie hier.

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