Am 23. Januar soll auf der Bühne der Bayerischen Staatsoper die Wiederaufnahme von Francis Poulencs "Dialogues des Carmélites" gefeiert werden. Doch nun fordern die Erben des Komponisten und des Autors Georges Bernanos eine Änderung der Inszenierung - oder Aufführungsverbot.
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Wie das Münchner Opernhaus am Donnerstag mitteilte, sind die Erben der Auffassung, dass die Umsetzung der Schlussszene durch den russischen Regisseur Dmitri Tcherniakov die Kernaussage des Werkes verfälsche. In der Neuinterpretation von Tcherniakov, die im März 2010 Premiere hatte, rettet die Hauptfigur Blanche de la Force ihre Mitschwestern vor dem Tod und kommt als Einzige ums Leben. Nach Meinung der Erben müsse der Märtyrertod aller Nonnen zwingend szenisch umgesetzt werden, um die Kernaussage das Werk nicht zu entstellen.
Nikolaus Bachler, Intendant der Bayerischen Staatsoper, erklärte, es gelte die künstlerische Freiheit zu bewahren: "In der Hand der Künstler sind große Werke besser aufgehoben als in den Händen der Erben. Bühnenkunst wird durch freie Interpretation am Leben erhalten, nicht durch vermeintliche Rechtsansprüche." Die fünf Aufführungen bis zum 1. Februar sollen alle unverändert stattfinden.
Der Rechtsstreit um die Forderungen der Erben zieht sich bereits über mehrere Jahre hin. Schon zur letzten Wiederaufnahme des Werkes im November 2012 in München war in Paris eine Klage unter Berufung auf das Urheberpersönlichkeitsrecht anhängig, mit der weitere Aufführungen untersagt werden sollten. Auch der Vertrieb einer DVD und die Ausstrahlung einer Fernsehaufzeichnung sollten nach dem Willen von Poulencs und Bernanos Nachkommen verboten werden. Die Klage gegen das Opernhaus wurde jedoch von zwei Gerichten abgewiesen. Allerdings entschied das Berufungsgericht, dass die DVD und die Fernsehaufzeichnung unter Verschluss bleiben müssen.