Erst Arzt, dann Assistent von Herbert von Karajan - schließlich weltweit aktiver Vorkämpfer für die Musik Richard Wagners: das war die Karriere des Dirigenten Jeffrey Tate, der noch im April zum Ritter geschlagen wurde. Zuletzt war er Chefdirigent der Symphoniker Hamburg. Der gebürtige Engländer starb am Freitag in Italien.
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Trotz seiner Behinderung - einer angeborenen Wirbelsäulenverformung - hatte Tate zunächst in Cambridge Medizin studiert. Anschließend arbeitete er zwei Jahre lang als Assistenzarzt in London. Sein Elternhaus hatte ihn zur Wahl eines sicheren Berufs gedrängt, wie Tate vor einigen Jahren in einem Interview mit BR-KLASSIK bekannte: "Meine Eltern hatten einfach große Angst, dass ich nicht meinen Platz in der Welt würde finden können."
Doch mit dem Medizinstudium in der Tasche entschloss sich Tate bald, seiner Leidenschaft für die Musik nachzugeben. Seine Laufbahn als Dirigent begann er dann am Royal Opera House Covent Garden in London - als Korrepetitor. Später arbeitete er als Assistent von Herbert von Karajan in Salzburg und James Levine in New York, bevor er an der Seite von Pierre Boulez 1976 am sogenannten Jahrhundert-Ring der Bayreuther Festspiele mitwirkte.
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Jeffrey Tate wurde im Lauf seiner Karriere zu einem wichtigen Interpreten der Musik Richard Wagners. Er dirigierte die erste vollständige Pariser Aufführung der Ring-Tetralogie nach dem Krieg und den ersten kompletten "Ring" in Australien. Stationen von Tates Karriere waren die New Yorker Metropolitan Opera, das English Chamber Orchestra, das Orchestre National de Paris und das Teatro San Carlo in Neapel. Auch mit dem Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks arbeitete der britische Dirigent zusammen - eine gemeinsame Aufnahme der Märchenoper "Hänsel und Gretel" von Engelbert Humperdinck ist auf CD erschienen. Seit der Saison 2009/2010 war Tate Chefdirigent der Hamburger Symphoniker.
Erst am 19. April war Tate im Buckingham Palace von Prinz William zum Ritter geschlagen worden - als Anerkennung für seine internationalen Verdienste um die britische Musik. "Ich habe die Ritterwürde nicht erwartet und vielleicht wird sie mein Leben nicht komplett verändern - und trotzdem fühle ich mich ein klein bisschen anders", sagte er nach der Zeremonie.
Jeffrey Tate starb am Freitag im Alter von 74 Jahren im italienischen Bergamo an einem Herzinfarkt, wie die Symphoniker Hamburg bestätigten.
(Sendung: Piazza, 3. Juni 2017, 8.05 Uhr)
BR-KLASSIK ändert anlässlich des Todes von Jeffrey Tate das Programm der "Symphonischen Matinée" am Sonntag, 4. Juni 2017 um 10.05 Uhr - die Details zur Sendung finden Sie hier.
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