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Nach Vorwürfen wegen sexueller Belästigung Konzerte mit Plácido Domingo teilweise abgesagt

Nachdem neun Frauen und mehrere Zeugen Plácido Domingo sexuell übergriffiges Verhalten vorwerfen, sagen das Philadelphia Orchestra und die San Francisco Opera geplante Vorstellungen mit ihm ab. Die Salzburger Festspiele und auch die Hamburger Elbphilharmonie halten an ihren Verträgen fest, während die Wiener Oper im September eine Entscheidung treffen will. Die Los Angeles Opera leitet eine Untersuchung mit einem extrernen Berater ein. Die Bayreuther Festspiele zeigen sich überrascht, aber appellieren daran, eine Debatte über Menschen in Machtpositionen zu führen.

Plácido Domingo | Bildquelle: Dario Acosta

Bildquelle: Dario Acosta

Wie die Oper von San Francisco in einer Erklärung bekannt gibt, wird ein für den 6. Oktober geplantes Konzert mit Plácido Domingo nicht stattfinden. Die Entscheidung sei nach den Berichten über die Vorwürfe wegen sexueller Übergriffe gefallen. Obwohl die Vorfälle sich nicht an der Oper von San Francisco ereignet hätten, sähe sich das Haus außer Stande Domingo auf seiner Bühne zu präsentieren. Das Opernhaus verwies auf seine strengen Richtlinien in der Prävention von sexueller Belästigung: "Für die Oper von San Francisco ist die höchste Priorität, ein sicheres Arbeitsumfeld bieten zu können, in dem sich Mitwirkenden auf ihre Arbeit und die Kunst konzentrieren können und in dem sich alle Kollegen mit Respekt, Würde und Kollegialität begegenen."

Absagen von Opernhäusern und Orchestern

Auch das Orchester von Philadelphia lädt Plácido Domingo von einem geplanten Konzert zur Eröffnung der kommenden Spielzeit aus. Auch das Orchester verweist darauf, ein sicheres Arbeitsumfeld garantieren zu wollen.

Externe Untersuchung für Musikdirektor Domingo

Die Oper von Los Angeles, deren Generalmusikdirektor Plácido Domingo seit 2003 ist, kündigte an, mit Hilfe externer Berater Untersuchungen zu den Vorwürfen einzuleiten. "Plácido Domingo ist seit mehr als drei Jahrzehnten die vorantreibende, kreative Kraft der LA Opera und der Kulturszene von Los Angeles", heißt es in der Erklärung. "Dennoch sind wir verpflichtet, alles zu tun, um ein professionnels und kollegiales Umfeld zu schaffen, in dem sich alle Mitarbeiter und Künstler gleichbereichtigt wohl, gewertschätzt und respektiert fühlen."

Wiener Staatsoper wartet ab

Die Wiener Staatsoper gibt an, sich nach den Ende August ablaufenden Theaterferien ausführlich mit der Causa befassen zu wollen. Man werde Gespräche führen und dann entscheiden, hieß es gegenüber der österreichischen Nachrichtenagentur APA. Plácido Domingo soll an der Staatsoper ab dem 25. Oktober in drei Vorstellungen in "Macbeth" auftreten, außerdem soll er dort am 20. Oktober im Rahmen der Europäischen Kulturpreisgala ausgezeichnet werden.

Bayreuther Festspiele überrascht und betroffen

Die Bayreuther Festspiele, wo Domingo in den 90er-Jahren Erfolge feierte und im letzten Jahr die "Walküre" dirigierte, erkärten auf Anfrage des BR, in Bayreuth seien "Vorwürfe oder Anschuldigen, die denen gleichen oder ähnlich sind, wie sie jetzt gegen Domingo erhoben werden", von niemandem gemacht worden. Man sei daher ebenso überrascht wie betroffen. Grundsätzlich müsse eine "Debatte um angemessenes bzw. unangemessenes Verhalten im zwischenmenschlichen Umgang" offen und klar geführt werden, heißt es in der Stellungnahme weiter - "insbesondere hinsichtlich Persönlichkeiten, die aufgrund ihrer Position über eine gewisse 'Macht' verfügen". Diese Debatte sei "notwendig und offenkundig geboten, um individuelle Freiheits- und Selbstbestimmungsrechte künftig besser schützen zu können."

Salzburger Festspiele und Elbphilharmonie halten an Domingo fest

Auf Nachfrage von BR-KLASSIK erklärte Helga Rabl-Stadler, die Präsidentin der Salzburger Festspiele, in einem schriftlichen Statement: für sie als Juristin gelte der Grundsatz "in dubio pro reo" - im Zweifel für den Angeklagten. Sie betonte die gute Zusammenarbeit mit dem Sänger und Dirigenten: "Ich kenne Placido Domingo nun seit über 25 Jahren. Zu seiner künstlerischen Kompetenz hat mich von Anfang an sein wertschätzender Umgang mit allen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der Festspiele beeindruckt." Weiter heißt es, sie "fände es sachlich falsch und menschlich unverantwortlich, zum derzeitigen Zeitpunkt endgültige Urteile und darauf beruhende Entscheidungen zu fällen". Domingo werde wie geplant die Vorstellungen von "Luisa Miller" am 25. und 31. August singen.

Auch die Leitung der Hamburger Elbphilharmonie will nach eigenen Aussagen "vorbehaltlich weiterer Entwicklungen" zunächst an einem für den 27. November geplanten Konzert festhalten. "Als öffentliche Institution können wir sexuelle Übergriffe weder tolerieren noch verharmlosen, sind aber in unserem Handeln auch an rechtsstaatliche Prinzipien gebunden", so Intendant Christoph Lieben-Seutter zur dpa.

Sendung: "Allegro" am 14. August 2019 ab 06.05 Uhr auf BR-KLASSIK

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