Wie die Presseagentur AP berichtet, werfen neun Frauen Plácido Domingo vor, sie sexuell belästigt zu haben. Er habe versucht, sie durch Job-Angebote zu sexuellen Handlungen zu überreden. Über dreißig weitere Personen sagen aus, unangemessenes, sexuell-gefärbtes Verhalten beobachtet zu haben. Der Opernsänger und Dirigent weist die Anschuldigungen zurück.
Bildquelle: Greg Gorman/LA Opera
Acht Sängerinnen und eine Tänzerin erklärten gegenüber der Associated Press, Plácido Domingo habe versucht, sie in sexuelle Beziehungen zu zwingen, indem er ihnen Jobs angeboten habe. In einigen Fällen habe er die Frauen bestraft, wenn sie seine Annäherungen verweigerten. Sechs Frauen sagten aus, sie hätten sich durch anzügliche Annäherungsversuche von Domingo unwohl gefühlt. Beinahe drei Dutzend weitere Personen aus Opernkreisen, darunter Sänger, Bühnenarbeiter, Tänzer, Orchestermusiker, Gesangslehrer und Verwaltungsmitarbeiter bestätigen, sie hätten unangemessenes, sexuell-gefärbtes Verhalten von Domingo beobachtet.
Eine Betroffene erklärte, der Tenor habe seine Hand unter ihren Rock geschoben, drei weitere sprechen von erzwungenen Küssen auf den Mund. Die Nachrichtenagentur listet außerdem ungebetene Besuche in der Garderobe oder dem Hotelzimmer auf. Außerdem habe es nächtliche Anrufe unter dem Vorwand gegeben, den talentierten, jungen Sängerinnen hilfreiche Ratschläge geben zu wollen, auch zu Übergriffen bei Geschäftsessen soll es gekommen sein.
Er hat immer versucht, einen irgendwie zu berühren, und hat einen immer geküsst.
Bis auf eine Frau, die Mezzo-Sopranistin Patricia Wulf, äußerten sich alle Betroffenen anonym. Wulf hatte mit Domingo gemeinsam an der Washington National Opera gesungen. Zwischen 2003 und 2011 war der Opernsänger hier als Generalmusikdirektor tätig.
In einer Erklärung nennt Plácido Domingo "die anonymen Anschuldigungen, die sich zum Teil auf einen Zeitraum beziehen, der mehr als dreißig Jahre zurückliegt, zutiefst beunruhigend und wie dargelegt, unzutreffend." Der Sänger erklärt weiter: "Es ist schmerzhaft zu hören, dass ich jemanden verärgert habe, oder jemandem unangenehme Gefühle bereitet habe, egal wie lange die Ereignisse zurückliegen oder wie gut meine Absichten waren". Ferner erklärt er, dass ihm bewusst sei, dass die Regeln und das Maß mit dem heute gemessen würde, sehr anders seien als in der Vergangenheit.
Ich habe geglaubt, dass alle meine Interaktionen und Beziehungen immer willkommen und im gegenseitigen Einverständnis waren
Zwei Frauen erklärten, dass sie kurz auf die Avancen eingegangen seien, aus Angst, ansonsten ihrer Karriere zu schaden. Schließlich sei er der "mächtigste Mann in ihrer Branche". Sieben der neun Frauen, sagten der Nachrichtenagentur AP, sie glaubten, ihre Karrieren seien nachteilig beeinflusst gewesen, nachdem sie seine Annäherungsversuche abgewehrt hatten. Einige sagten, dass versprochene Rollen niemals zustande kamen.
Ende August wird der Spanier in zwei Vorstellungen von Giuseppe Verdis "Luisa Miller" bei den Salzburger Festspielen auf der Bühne stehen. Auf Nachfrage von BR-KLASSIK erklärte Helga Rabl-Stadler, die Präsidentin der Salzburger Festspiele, in einem schriftlichen Statement: für sie als Juristin gelte der Grundsatz "in dubio pro reo" - im Zweifel für den Angeklagten. Sie "fände es sachlich falsch und menschlich unverantwortlich, zum derzeitigen Zeitpunkt endgültige Urteile und darauf beruhende Entscheidungen zu fällen". Domingo werde wie geplant die Vorstellungen am 25. und 31. August singen.
Das Philadephia Orchestra und die Oper von San Francisco sagten indes geplante Konzerte mit Plácido Domingo ab. Beide Häuser verwiesen auf ihre Richtlinien im Umgang mit sexuellen Übergriffen und ihren Anspruch, ein sicheres, respektvolles Arbeitsumfeld bieten zu wollen. Seit 2003 ist Plácido Domingo Generaldirektor an der Los Angeles Opera. Das Opernhaus kündigte an, mit Hilfe externer Berater Untersuchungen zu den gegen Domingo vorgebrachten Vorwürfen einzuleiten.
"The allegations from these unnamed individuals dating back as many as thirty years are deeply troubling, and as presented, inaccurate. Still, it is painful to hear that I may have upset anyone or made them feel uncomfortable — no matter how long ago and despite my best intentions. I believed that all of my interactions and relationships were always welcomed and consensual. People who know me or who have worked with me know that I am not someone who would intentionally harm, offend, or embarrass anyone. However, I recognize that the rules and standards by which we are — and should be — measured against today are very different than they were in the past. I am blessed and privileged to have had a more than 50-year career in opera and will hold myself to the highest standards."
Sendung: "Leporello" am 13. August 2019 ab 16.05 Uhr auf BR-KLASSIK
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