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Konzert der Dresdner Sinfoniker in Istanbul abgesagt "Wir bedauern das sehr"

Das Konzertprojekt "Aghet" der Dresdner Sinfoniker zum Gedenken an das Massaker an den Armeniern vor rund 100 Jahren hatte bereits im Vorfeld zu Spannungen zwischen den Veranstaltern und der Türkei geführt. Nun wurde eine für November geplante Aufführung in Istanbul kurzfristig vom Auswärtigen Amt abgesagt.

Konzertprojekt "Aghet" der Dresdner Sinfoniker mit Marc Sinan | Bildquelle: © Stefan Floss

Bildquelle: © Stefan Floss

Das Konzertprojekt "Aghet" wurde von den Dresdner Sinfonikern ins Leben gerufen. "Aghet" handelt vom Völkermord an den Armeniern vor rund 100 Jahren und hatte im November 2015 in Berlin Premiere. Die Türkei protestierte vehement gegen "Aghet" und kündigte sogar einseitig das EU-Kulturprogramm auf. Stein des Anstoßes: die Einstufung des Armenien-Massakers als Völkermord, die von der Türkei nicht akzeptiert wird.

Am 13. November sollte das Projekt im deutschen Generalkonsulat in Istanbul aufgeführt werden. Zum Termin hatten die Dresdner Sinfoniker sogar den türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan persönlich eingeladen. Doch die Veranstaltung wurde kurzfristig vom Auswärtigen Amt in Berlin abgesagt.

Bildquelle: Arno Burgi/dpa

Absage des "Aghet"-Konzerts in Istanbul

Interview mit dem Intendanten der Dresdner Sinfoniker Markus Rindt

"Das bedauern wir sehr", sagt Martin Rindt, Intendant der Dresdner Sinfoniker. "Eigentlich gibt es an dem Programm nichts auszusetzten: Wir hätten Musik von türklischen, armenischen und deutschen Komponisten gespielt, das Stück 'Massaker, hört ihr Massaker!', das direkten Bezug auf den Völkermord nimmt, wäre nicht dabei gewesen“. Nach dem Konzert sollte eine deutsch-türkisch-armenische Freundschaftsgesellschaft in Istanbul gegründet werden. Als Schirmherr wurde schon Frank-Walter Steinmeier angefragt.

Provokation oder Solidarität?

Für die Leute, die sich in der Türkei für Meinungsfreiheit,  Pressefreiheit oder Freiheit der Kunst einsetzten, sei so ein Projekt unglaublich wichtig, sagt Markus Rindt. Die Dresdner Sinfoniker würden so Solidarität signalisieren und zeigen, dass auch internationale Künstler sich weiterhin für die Türkei einsetzten. Es werden aber auch andere Stimmen laut, die das geplante Konzert in Istanbul kritisch sehen. Die deutschen Kulturschaffenden in der Türkei seien sichtlich erleichtert über die Absage der "Aghet"-Aufführung. Vor allem nach dem Putschversuch in der Türkei sei Sensibilität im Umgang mit der Politik gefragt. Die geplante Aufführung im deutschen Generalkonsulat in Istanbul empfanden viele als wenig sensibel.

Gedenken an die Opfer als oberste Priorität

Für Markus Rindt steht trotzdem das Gedenken an die Opfer des Genozid an den Armeniern an oberster Stelle: "Sicherlich gibt es Argumente, die dafür sprechen, dass eine Zusammenarbeit zwischen Deutschen und Türken durch so ein Projekt wie 'Aghet' unter Umständen behindert wird. Deswegen kann man aber nicht darauf verzichten, den Genozid anzuerkennen."

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