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Bayreuther Festspiele 2022 "Tristan und Isolde" zum Auftakt - Festspielpremiere anhören

Am Montag starteten die Bayreuther Festspiele! Erstmals seit zwei Jahren wieder ganz "normal", sprich mit 100-Prozent-Auslastung, ohne Gs und Masken. Fünf Premieren stehen auf dem Programm: den Ring des Nibelungen und zum Auftakt "Tristan und Isolde" in einer Neuinszenierung von Roland Schwab unter der musikalischen Leitung von Markus Poschner.

Bildquelle: © BR

Um kurz vor 16 Uhr haben sich am 25. Juli die Türen des Festspielhauses geschlossen – für die erste Premiere der diesjährigen Wagner-Festspiele: Tristan und Isolde. Inszeniert hat das Stück Regisseur Roland Schwab – er sei mit der Tristan-Inszenierung am Ort der höchsten Begeisterung angekommen, wie er selbst sagt. Wagner sei sein dauerhafter Lebensgefährte seit früher Jugend und "Tristan und Isolde" ein zutiefst poetisches Stück, dem man mit kalter Analyse nur bedingt beikomme. Schwab will das Publikum erreichen, indem er dessen Sehnsucht anspricht. "Damit stelle ich mich sicher gegen einen Kontext des Regietheaters, nämlich Sehnsüchte zuzulassen", so der Regisseur. Bestätigt sieht er seinen Ansatz in der aktuellen Zeit. "Ich mache ein Theater einer – nicht kitschig verstanden – aber doch einer Weltflucht. Mit den beiden Liebenden lösen wir uns von den grellen Tagesaktualitäten." Ein ultimatives musikalisches Erleben soll Schwabs Inszenierung werden.

Grelle Tagesaktualitäten – Sexismus und Corona

Katharina Wagner, Festspielleiterin der Bayreuther Festspiele | Bildquelle: Enrico Nawrath Festspielleiterin Katharina Wagner äußerte sich am Samstag auf einer Pressekonferenz zu den Sexismusvorwürfen in Bayreuth. | Bildquelle: Enrico Nawrath Angesichts der jüngsten Ereignisse ein Wunsch, den vermutlich viele des Festspiel-Ensembles teilen. Derzeit sorgen Sexismusvorwürfe für Aufruhr in Bayreuth. Vorwürfe der Belästigung von Mitarbeiterinnen stehen im Raum. Katharina Wagner hatte erklärt, sogar selbst Opfer körperlicher Übergriffe gewesen zu sein. Sie hat bereits Konsequenzen gezogen, andere könnten das aber nicht so leicht. "Ich möchte an alle nochmal appellieren sich zu melden, weil mir das sehr nahegeht und ich das sehr gut verstehen kann, dass man, wenn man in Abhängigkeitsverhältnissen ist, sich erst recht nicht äußern möchte", erklärte sie auf einer Pressekonferenz am Samstag. Es werde einen Briefkasten geben, wo Betroffene auch anonym Übergriffe melden könnten. Sollte jemand dort nicht gesehen werden wollen, rufe sie dazu auf, ihr Briefe im Wortsinn unter der Bürotüre durchzuschieben oder auch nach Hause zusenden. Als weiteren Schritt habe die Geschäftsleitung beschlossen, nach der heutigen Premiere eine Arbeitsgruppe einzurichten, die sich um das Thema Prävention kümmern soll, so Wagner weiter. "Ich möchte alles dafür tun, dass die Menschen geschützt werden und ich bitte wirklich, den Mut aufzubringen, damit wir überhaupt handeln können!"

Umbesetzungen wegen Corona

Neben den Sexismusvorwürfen hat Bayreuth in diesem Jahr auch mit anderen Problemen zu kämpfen, denn wie überall macht sich auch hier die aktuelle Sommer-Coronawelle bemerkbar. Ständige Umbesetzungen waren die Folge und erforderte von allen Beteiligten große Flexibilität. Pietari Inkinen, der eigentlich den Ring dirigieren sollte, fällt wegen einer schweren Corona-Erkrankung aus, statt seiner dirigiert nun Cornelius Meister. Er war eigentlich als Dirigent für den Tristan vorgesehen. Für ihn übernimmt die musikalische Leitung bei der heutigen Premiere nun Markus Poschner.

Tristan und Isolde kann ein Leben verändern.
Dirigent Markus Poschner

"Tristan und Isolde" sei eine Oper, in der wir das Innere nach außen kehren müssen, so Markus Poschner. Es sei eine Musik über das Absolute und Unerreichbare, über die Ewigkeit der Liebe. "Es geht um eine andere Welt", so Poschner im BR-KLASSIK-Interview. Er ist überezugt, dass wir in alle Ewigkeit von dieser Musik berührt werden. Man müsse sich öffnen und darauf einlassen, so Poschner. Dann trage diese Musik uns in ein anderes Universum, in ein anderes Planetensystem. Die Besetzung der Premiere ist gewohnt prominent: Stephen Gould singt den Tristan (im Verlauf der Festspiele außerdem noch Siegfried und Thannhäuser), Catherine Foster die Isolde.

Promiauflauf auf dem Grünen Hügel

Aber nicht nur auf der Bühne ging es prominent zu – auf den Roten Teppich vor dem Königportal kamen wieder viele Ehrengäste: Altkanzlerin Angela Merkel, Kulturstaatsministerin Claudia Roth und auch der albanische Ministerpräsident Edi Rama haben die Einladung angenommen, ebenso Bayerns Ministerpräsident Markus Söder, zahlreiche Mitglieder des bayerischen Kabinetts, Entertainer Thomas Gottschalk und Schauspieler Udo Wachtveitl.

Sendetermine im Überblick

Tristan und Isolde
25. Juli, 15.57 Uhr auf BR-KLASSIK

Das Rheingold
31. Juli, 20.04 Uhr auf BR-KLASSIK

Die Walküre
1. August, 20.04 Uhr auf BR-KLASSIK

Siegfried
3. August, 20.04 Uhr auf BR-KLASSIK

Götterdämmerung
5. August, 16.00 Uhr Video-Livestream auf BR-KLASSIK Concert
5. August, 20.04 Uhr auf BR-KLASSIK
6. August, 20.15 Uhr im 3sat

Lohengrin
24. September, 19.05 Uhr auf BR-KLASSIK

Tannhäuser
22. Oktober, 19.05 Uhr auf BR-KLASSIK

Der Fliegende Holländer
19. November, 19.05 Uhr auf BR-KLASSIK

Sendung: "Allegro" am 25. Juli 2022 ab 6:05 Uhr auf BR-KLASSIK

Kommentare (11)

Kommentieren ist nicht mehr möglich.

Dienstag, 26.Juli, 17:53 Uhr

Rinaldo Novi

Tristan und Isolde Kritik

Ganz tollte Orchesterführung und klare schöne Stimmen! An wenigen Stellen leicht zu schnell dirigiert, vor allem im Liebestod, aber insgesamt eine Ganzleistung !
Schade, dass wie so oft, unwissendes Publikum den letzten Ton nicht abwarten kann und reinklatscht, Buuuuuuhhh. So ist es halt, wenn man eine Karte hat aber keine Ahnung von diesem herrlichen Stück. Leider ist diese Aufnahme für mich nicht brauchbar. Sehr schade!

Dienstag, 26.Juli, 17:11 Uhr

marcos

abraxas

This Isolde should have studied a little bit more of musical theory...

Dienstag, 26.Juli, 09:00 Uhr

Ilse Wagenknecht

Ihre Kritik von Tristan und Isolde in Bayreuth

Die Begeisterung des Publikums hatte mich schon am Ende des 1. Akts ergriffen. Ich konnte das Bühnenbild nicht sehen, aber hören, dass hier die auch musik-geschichtliche Bedeutung des Werkes mit feinen Tönen aber auch leidenschaft-licher Intensität zum Ausdruck gebracht wurde. Aber Sie bewerten m.E. nur, wie weit die Einzelheiten Ihrem Anspruch an Perfektion genügten. Die Leistung Mar-kus Poschners, in kurzer Zeit dieses Werk nach nur 2 Proben so zu dirigieren, wie ich es noch nie gehört hatte, wurde aber vom Publikum gewürdigt. Ist das Publi-kum unfähig Gutes vom weniger Guten zu unterscheiden? Der Tristan ist auch für den Rezipienten eine Herausforderung. Leider haben Sie in Ihrer Kritik überwie-gend die Negativpunkte herausgefiltert, die es auch gab. Das Konzept des ganzen Werkes wurde von Ihnen aber nicht erfasst. Es ist wohl für den BR zu wenig zeitgemäß. Aber das Publikum und auch die anwesenden weiblichen Mitarbeiter erkannten die Bedeutung dieser innovativen Aufführung.

Montag, 25.Juli, 23:05 Uhr

Bruno Mörixbauer

Spamschutz

Ich nehme an, dass Sie „Ziffer“ meinen, wenn Sie von „Zahl“ sprechen!?

Montag, 25.Juli, 23:03 Uhr

Bruno Mörixbauer

Liveshream

Zunächst, danke für die Übertragung. Könnte man die Seite optisch und grafisch nicht so gestalten, das man leichter zur Live-Übertagung gelangt!? Ich habe lange nur das Interview mit dem Regiseur gefunden. Auch auf der Programmseite fand ich es nicht!
Dafür, dass das ignorante Premierenpublikum in den Schlussakkord klatsche können Sie nichts. (Vielleicht dachte die Weinkönigin, sie sei in Veitshöchheim!! Ein gewisser Michi Müller vielleicht such!?)

Montag, 25.Juli, 22:56 Uhr

Christine Rüger

Wo ist der Tristan in der Mediathek zu finden?

Am Ende der Übertragung wurde gesagt, dass man den Tristan in der BR Mediathek nachhören kann für eine gewisse Zeit. Ich habe jetzt schon alles möglich eingegeben. BR Klasssik Mediathek Tristan usw. und komme nicht zu dieser Übertragung. Wo finde ich den Tristan??
Das ist wirklich sehr schlecht gemacht.

Viele Grüße

Montag, 25.Juli, 22:54 Uhr

Alexander Störzel

Auftakt mit "Tristan und Isolde"

Die Rundfunkübertragung hat mir sehr gut gefallen, voraus Zeppenfeld und Eiche, sowie der kraftvolle und immer souveräne Stephen Gould und auch das -aus meiner Sicht - spannende Dirigat.
Aber ich fand Teile des Premierenpublikums unmöglich, das nicht einmal soviel Sensibilität hat den letzten Akkord nach dem Liebestod abzuwarten und in die Musik hineinzuklatschen.
Auch sollte doch beim Schlussapplaus von der Moderation nicht ununterbrochen geredet werden, sonst können wir die Stimmung ja gar nicht richtig einfangen.
Die Kritikerrunde am Ende hörte sich zunächst begeistert an, dann wurden die negativen Stimmen immer mehr. Was denn jetzt nun?
Danke, dass wir an diesem Ereignis akustisch teilnehmen durften.

Montag, 25.Juli, 19:17 Uhr

Matthias Bröck

Wo hängen ihre Mikrofone?

Da fällt der Genuss wirklich schwer… Stimmen und Orchester klingen total unpräzise und versetzt. Liegt das an Ihrem Mitschnitt oder schafft es Herr Poschner nicht, die beiden Komponenten zusammenzuführen?

Montag, 25.Juli, 17:46 Uhr

Raffaello

Erläuterung

Hier ein wunderbare Einführung zum Tristan von „dem Klassikerklärer“: https://youtu.be/nrCi9ft6pVI

Montag, 25.Juli, 17:23 Uhr

Sabine Stolecke

Kein Video

Auch ich hätte mich über einen Video-Livestreams gefreut! Hatte es doch von der ersten Premiere der Festspiele schon gegeben!

Anm. d. R.: In diesem Jahr gibt es insgesamt fünf Premieren. Für die Götterdämmerung am 5. August ist der Video-Stream geplant.

Montag, 25.Juli, 12:36 Uhr

Fröschen Heinz-Josef

Kein Video???

Hallo!

Ich vermisse den Link zum angekündigten VIDEO-Livestream des Tristan!

Auch taucht der Tristan nicht unter Termine auf. Wurde die Übertragung nun doch abgesagt???

Anm. d. R.: In diesem Jahr wird die Premiere der "Götterdämmerung" am 5. August im Video-Livestream übertragen.

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