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"EveryBody" beginnt in Nürnberg Erstes Festival für inklusiven Tanz

Das inklusive Projekt "EveryBody" unter der Leitung der Choreografin Susanna Curtis richtet sich an: everybody! – also an alle: Amateure, professionelle Künstlerinnen und Künstler, Menschen mit und Menschen ohne Behinderungen. Festivalleiterin und Choreografin Susanna Curtis will so das Bewusstsein für inklusiven Tanz vor allem im professionellen Sektor steigern.

Cellar and Secrets, DIN A 13 tanzcompany // Choreografie: Gerda König, Gitta Roser | Bildquelle: MEYER ORIGINALS, www.meyeroriginals.com

Bildquelle: MEYER ORIGINALS, www.meyeroriginals.com

Eine gehörlose Tänzerin, die Weltmeisterin im Hip-Hop-Tanz ist, ein Handstand-Akrobat mit einem Eintrag im Guinness-Buch der Rekorde: Die Künstlerinnen und Künstler beim ersten inklusiven Tanz und Performance Festival "EveryBody" sind alle außergewöhnlich.

Zum Programm des Festivals "EveryBody" gehören neben Tanz-Aufführungen auch Vorträge, Workshops und Filmvorführungen. Die Inklusion steckt bei "EveryBody" schon im Titel: Er lässt sich im Sinne von "every body" – also jeder Körper – verstehen oder auch im Sinne von "everybody", jeder Mensch.

Ein Tanz auf Krücken

Susanna Curtis und Tameru Zegeye  | Bildquelle: Ludwig Olah Tanz auf Krücken: das Duo Tameru Zegeye und Susanna Curtis. | Bildquelle: Ludwig Olah Den Anfang macht beim Festival heute Abend "Exploring Borders" – ein Stück mit Tanz- und Theaterelementen. Dabei geht es um Grenzen: um die körperlichen und die räumlichen. Einer von vier Mitwirkenden ist Tameru Zegeye. Er stammt aus Äthiopien, konnte als Kind gar nicht laufen und hat deshalb gelernt, seine Arme als Beine zu benutzen. In einer Szene bewegt er sich zusammen mit der Tänzerin Isabelle Nelson auf der Bühne. Beide benutzen Krücken. Sie tanzen mal voneinander weg, mal aufeinander zu. Und umschlingen sich dann mit den Beinen. Denn ihre Arme halten die Krücken.

Inklusives Tanzprojekt mit Handstand-Akrobaten

Tameru Zegeye ist ein Handstand-Akrobat. Er hat sogar einen Eintrag im Guinness-Buch der Rekorde im Handstand-Krücken-Laufen. Eine Choreographie zu lernen, sich Schrittabfolgen zu merken, ist für ihn nicht ganz einfach. Beim Tanzprojekt "Exploring Borders" geht er an seine persönlichen Grenzen. Es ist für ihn eine ganz neue Erfahrung. "Ich kann mit Krücken Breakdance tanzen", sagt er. Aber dafür habe er sehr viel trainieren müssen.

Neue Bewegungsabläufe lernen

Susanna Curtis hat das Stück "Exploring Borders" konzipiert und choreografiert. Die gebürtige Schottin wirkt dabei auch als Tänzerin auf der Bühne mit. Bei der Entwicklung der Choreographie für die Produktion hat sie sich auf Tameru Zegeye und seine Art, sich zu bewegen, eingelassen. Eine spannende Erfahrung: "Wenn Tameru mir was zeigt, was ich nicht erwartet habe, er das aber mit seinem Körper so machen kann, dann integriere ich das in meinem Stück", sagt Curtis.

"Mixed-Abled": Ensembles mit Tänzerinnen und Tänzern mit und ohne Behinderung

Gleichzeit ist sie die künstlerische Leiterin des neuen, inklusiven Festivals "EveryBody". Auch sie musste sich erst einmal mit sogenannten mixed-abled Ensembles auseinandersetzen. Dabei arbeiten Tänzerinnen und Tänzer mit und ohne Behinderung zusammen. "In Deutschland gibt es nicht so viele Kompanien, die professionell arbeiten", sagt Curtis. Vielleicht gebe es hierzulande maximal zehn Gruppen.

„DIN A 13 tanzcompany“ aus Köln zu Gast in Nürnberg

Cellar and Secrets, DIN A 13 tanzcompany // Choreografie: Gerda König, Gitta Roser | Bildquelle: MEYER ORIGINALS, www.meyeroriginals.com Das Ensemble "DIN A 13 tanzcompany" tritt am 12. September beim "EveryBody" Festival in Nürnberg auf. | Bildquelle: MEYER ORIGINALS, www.meyeroriginals.com Eine dieser Gruppen ist das Kölner mixed-abled Ensemble "DIN A 13 tanzcompany", das bereits seit 1995 besteht. Bei seinem Gastspiel in Nürnberg am 12. September wird die Gruppe ihre Produktion "cellar & secrets" zeigen. Zudem gibt es eine Kunst-Performance von Eva Brenner, Filmvorführungen und einen "Brunch 'n' Talk", bei dem auch die gehörlose Tänzerin Kassandra Wedel auftreten wird. Die Münchnerin hat den Weltmeistertitel im Hip-Hop-Tanz.

Inklusives Festival soll zur festen Einrichtung in Nürnberg werden

Beim Festival wird es auch einen Tanzworkshop für Menschen mit und ohne Behinderung geben. Daraus und aus weiteren Workshops Ende des Monats soll letztendlich ein festes Ensemble entstehen. Und auch das inklusive Festival "EveryBody" soll schließlich zur festen Einrichtung in Nürnberg werden.  

Sendung: "Leporello" am 10. September 2021 ab 16:05 Uhr auf BR-KLASSIK

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