Mit seinem bezauernd schimmernden Timbre galt Francisco Araiza als idealer Mozart-Tenor. Doch er träumte vom Lohengrin. Und dann wurde sein Wagner-Traum wahr. Am 4. Oktober feiert Francisco Araiza seinen 70. Geburtstag.
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Ein geborener Mozart-Tenor sei er – das hörte Francisco Araiza in München beim Internationalen ARD-Musikwettbewerb 1974 zum ersten Mal. Der junge Mexikaner hatte auf Anhieb den dritten Preis gewonnen, war von Jury-Mitglied Richard Holm in die Meisterklasse aufgenommen und vom Podium weg ans Staatstheater Karlsruhe verpflichtet worden. Das brachte ihn in Verlegenheit, denn eigentlich hatte er in Mexiko sehr erfolgreich als Betriebswirt gearbeitet. Und nun "passierte" dem 23-Jährigen diese Blitzkarriere, die in atemberaubender Geschwindigkeit ins Festengagement an der Züricher Oper, aber auch auf große Bühnen in aller Welt führte: Wien, München, Mailand, London, San Francisco, New York, Salzburger Festspiele. Egal wo, die Fachpresse jubelte über sein bezaubernd schimmerndes Timbre, über seine stupende Gesangstechnik, seine feinfühlige Darstellung.
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Francisco Araiza bezeichnet sich selbst als "Sturm und Drang" – Typus. Und das ist keineswegs nur auf seine Leidenschaft für die Zucht von Rennpferden zu beziehen. Vielmehr auf seine Vorliebe für Typen wie Werther, Des Grieux oder Faust. Und wohl auch auf einen gewissen Drang, die eigene Stimme weiterzuentwickeln, sein Repertoire auszubauen. Zunächst ging es von Mozart, Rossini und Donizetti über Massenet und Gounod zu den großen Verdi-Partien.
In erster Linie bin ich Wagnerianer.
Und dann in eine Richtung, die man vielleicht nicht unbedingt von ihm erwartet hätte: "In erster Linie bin ich Wagnerianer. In meinem Fall war es wirklich Liebe auf das erste Hören, es war durch die Stimme George Londons, durch seine Aufnahme des fliegenden Holländers."
Der laut Londoner "Times" beste Mozart-Tenor der Welt war im Grunde seines Herzens ein Wagnerianer. Und sein Idol, der Bassbariton George London, lehrte ihn nach eigener Aussage erst, Musik zu fühlen. Eine erste Annäherung an Wagner brachte die lyrische Partie des Steuermanns 1978 in Harry Kupfers Bayreuther Inszenierung des Fliegenden Holländers. Schon damals hatte er ein hehres Ziel im Blick, das noch ziemlich "unnahbar seinen Schritten" scheinen mochte. Doch zwölf Jahre später hatte er es erreicht: 1990 debütierte Francisco Araiza in Venedig als Lohengrin. Vom Tamino bis zum Gralsritter mit Belcanto-Schmelz – die erstaunlich reiche Bilanz eines Sängerlebens, zu der man Francisco Araiza nur gratulieren kann. Genauso wie zum 70. Geburtstag.
Sendung: "Cantabile" am 3. Oktober 2020 ab 13.05 Uhr auf BR-KLASSIK