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Kostümverkauf des Gärtnerplatztheaters Anstehen für ein Cocktailkleid

850 Menschen haben am Samstag den Kostümverkauf des Münchner Gärtnerplatztheaters besucht. Bereits zwei Stunden vor Einlass wurden Wartemarken verteilt. Historische Gewänder und handgearbeitete Fantasiekostüme warteten auf Abnehmer.

Die ersten Schnäppchenjäger erschienen über drei Stunden vor Verkaufsstart, um die Wartemarke mit der Nummer Eins zu ergattern. Alle Interessenten gleichzeitig einzulassen war unmöglich: Schließlich durften sich aus feuerpolizeilichen Gründen jeweils nur 50 Personen im Fundus an der Frankenthaler Straße aufhalten. Dort sind Verwaltung und Werkstätten des Theaters derzeit untergebracht. Also hieß es erst einmal Anstehen, um dann ein Schnäppchen zu ergattern. Wegen des großen Andrangs verlängerte das Gärtnerplatztheater den Kostümverkauf um eine halbe Stunde.

Samt und Seide

Exklusive Stücke aus wertvollen Stoffen waren beim Kostümverkauf ebenso zu finden wie einfache Hüte und Bauernblusen: 2.000 Kostüme hatte das Gärtnerplatztheater diesmal aussortiert. 1.500 davon gingen weg. Kopfbedeckungen aus "Kiss Me, Kate" im Stil der 20er Jahre lagen neben edlen Pumps aus Seidensatin. Der Fundus des Theaters platzt aus allen Nähten, deshalb muss die Abteilung sich immer wieder von Kostümen trennen, diesmal etwa aus "Pasticcio" und "Der kleine Prinz". Die Kleidungsstücke herzugeben fällt bisweilen schwer, sagt Inge Schäffner, die Direktorin für Kostüm und Maske. Denn da hänge ganz viel Herzblut dran. Aber dennoch sei es richtig, dass die Kostüme neue Besitzer bekommen.

Mir ist es lieber, dass das Kostüm weiterlebt und jemandem eine Freude bereitet, als dass es hier im Dunkeln hängt.
Inge Schäffner, Gärtnerplatztheater

Die Freude der Käufer beobachtet Inge Schäffner immer wieder bei den Kostümverkäufen. Zwei Kostümlager hat das Gärtnerplatztheater in München. Verkauft wurden nun zum Beispiel Kleidungsstücke, die nicht weiterverwendet werden können. Weil sie so prägnant sind, dass die Zuschauer sie in einer neuen Inszenierung gleich wiedererkennen würden. Zum Beispiel das Kostüm des dicken Würstchenverkäufers aus der Kinderoper "Die Omama im Apfelbaum", samt Grill vor dem Bauch, Pommes-Hut und Senf-Schal. Auf Kostümbällen könnte es zum Renner werden. Aber nicht alle Kostüme sind Einzelstücke: Kostüme für den Chor sind oft mehrfach vorhanden, in verschiedenen Größen.

Vom Hut bis zur edlen Robe

Kostümverkauf im Gärtnerplatztheater | Bildquelle: Christian POGO Zach Bildquelle: Christian POGO Zach Einfache Hüte und Hemden kosteten drei bis zehn Euro. Pailettenbestickte Seidenroben konnten bis zu 180 Euro kosten. Und weil Theaterkostüme mit einer sogenannten Nahtzugabe genäht sind, können die Teile, wenn sie zu eng sind, von einem Schneider so geändert werden, dass sie passen. Diesen Spielraum bieten Theaterkostüme im Gegensatz zu Kleidung von der Stange. Schließlich kommt es im Theater vor, dass ein Kleidungsstück auch mal geändert werden muss. Etwa, wenn die Besetzung wechselt. Auch Männer kamen beim Kostümverkauf in diesem Jahr übrigens auf ihre Kosten. Uniformen und Uniformmäntel aus verschiedenen Epochen warteten beim Kostümverkauf auf Abnehmer. Solche Stücke lassen sich auf Mottobällen sicher hervorragend tragen.

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