Unter dem Motto #Musikbleibt veranstaltet BR-KLASSIK am Sonntag ein Videostream-Festival mit zahlreichen Stars aus der Welt der Klassischen Musik. Mit dabei ist auch die südafrikanische Sopranistin Golda Schultz.
Bildquelle: © Gregor Rohrig
BR-KLASSIK: Golda Schultz, wie verbringen Sie gerade die Zeit daheim?
Golda Schultz: Ich versuche jetzt neue Rezepte auszuprobieren und schon mal zukünftige Rollen einzustudieren. Man muss von Tag zu Tag denken und sich mit dem Heute beschäftigen. Die Frage ist: Was kannst du heute machen, um positiv zu bleiben? Das versuche ich jeden Tag zu machen. Und ich versuche auch viele Bücher zu lesen, alte Filme anzuschauen.
BR-KLASSIK: Das ist ja etwas, was man in den letzten Jahren oft hört – im Hier und Jetzt leben. Das ist uns bisher schwergefallen, aber jetzt besteht vielleicht auch die Notwendigkeit, es zu lernen. Sehen Sie auch eine Chance in diesen herausfordernden Zeiten?
Golda Schultz: Ich glaube, dass es wirklich eine neue Herausforderung für uns alle ist. Wir müssen wirklich achtsam sein. Wenn es uns nicht gut geht, müssen wir mit jemandem darüber sprechen und uns Zeit nehmen, uns um unsere Gefühle zu kümmern. Ich glaube, wir alle brauchen diese Zeit. Unsere Welt hat sich immer so schnell bewegt: Man muss früh aufstehen, um in die Arbeit zu kommen. Dann muss man fokussiert sein und seine Beziehungen im Griff haben, und das alles zu hundert Prozent. In dieser Zeit kann man endlich sagen: Heute habe ich keine Kraft für hundert Prozent, weil das mit dem Virus alles so schnell passiert.
Wir alle brauchen diese Zeit. Unsere Welt hat sich immer so schnell bewegt.
BR-KLASSIK: Wie erleben Sie denn die Künstlerinnen und Künstler? Haben Sie das Gefühl, dass viele Menschen gerade frustriert und besorgt sind?
Sopranistin Golda Schultz singt am 29. März bei #Musikbleibt in ihrem zu Hause in Augsburg. | Bildquelle: Gregor Röhrig Golda Schultz: Was ich jetzt sehe ist, dass viele Leute versuchen, so kreativ wie möglich zu bleiben. Am Anfang war das schwierig. Ich war in Wien und habe an der Wiener Staatsoper noch in "Turandot" gesungen. Und einen Tag später hat plötzlich niemand mehr gesungen. Im einen Moment ist alles gut, und dann ist die Welt auf einmal ganz neu. Ich glaube, da müssen sich viele Leute noch ein bisschen orientieren. Ich habe die Hoffnung, dass wir nun Empathie zeigen können. Die Leute bleiben zuhause, damit andere Leute gesund bleiben können. Das macht mich emotional. Man sieht sehr wenige Menschen auf der Straße, aber wenn man jemanden sieht, habe ich das Gefühl, dass wir gerade alle zusammen sind.
BR-KLASSIK: Wir freuen uns natürlich ganz besonders, dass Sie am Sonntag bei unserem BR-KLASSIK-Festival #Musikbleibt dabei sind. Ich bin schon ganz gespannt, was Sie da singen werden. Wissen Sie das schon?
Golda Schultz: Jede Stunde habe ich eine andere Idee. Ich singe ganz bestimmt a cappella, denn Klavierspielen kann ich nicht. Ich versuche in meiner Muttersprache Afrikaans zu singen. Eines meiner Lieblingslieder von Laurika Rauch. Es ist eigentlich ein Lied über Heimweh nach Südafrika und darüber, dass wir es schaffen können, auch wenn es schwer ist. Im Moment brauchen wir Hoffnung, und die gibt es immer.
Ich habe die Hoffnung, dass wir nun Empathie zeigen.
Sendung: "Leporello" am 27. März ab 16.05 Uhr auf BR-KLASSIK