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Bariton Hans Günter Nöcker gestorben Wagner, Strauss – und der Reiz des Zeitgenössischen

Im nordrhein-westfälischen Hagen wurde er 1927 geboren. In Münster hat er 1952 debütiert – als Alfio in Pietro Mascagnis „Cavalleria rusticana“. Ab 1962 war er jahrzehntelang Ensemblemitglied der Bayerischen Staatsoper in München. Nun ist der Bariton Hans Günter Nöcker 92-jährig gestorben.

Hans Günter Nöcker | Bildquelle: Toepffer

Bildquelle: Toepffer

Sänger wollte er eigentlich nie werden – als Schauspieler hat Hans Günter Nöcker kurz nach dem Zweiten Weltkrieg im niedersächsischen Wolfenbüttel seine Karriere gestartet. Bei der launigen Heimfahrt von einem Operettengastspiel entdeckten die Schauspielerkollegen seine Singstimme – und überredeten ihn zu Gesangsstunden.

Bayerische Staatsoper wurde sein Haus

Nach seinem Debüt in Münster und einer Spielzeit in Gießen klopfte nach der Staatsoper Stuttgart die Bayerische Staatsoper in München an. Sie wurde sein Haus, mehr als vierzig Jahre lang. Dass der Ensemble-Gedanke später immer mehr in den Hintergrund trat, hat er sehr bedauert. Man besetzte Nöcker in allen großen Rollen – als Scarpia und Mandryka, als Jochanaan und Orest, als Klingsor, Telramund und Holländer. Er gastierte in Bayreuth, Berlin und Wien, an den Häusern von London, Brüssel und Palermo. In München gab er sich, wenn die großen Stars kamen, oft mit kleineren Rollen zufrieden. 1979 feierte der komödiantisch begabte Künstler sein Beckmesser-Debüt – ein Meisterstück schelmisch-hintersinnigen Humors. Er war ein zynischer Albert im "Werther" und der aalglatte Feigling Gunter im Münchner Lehnhoff-"Ring".

Faible für Zeitgenössisches

Daneben glänzte er in fast einem Dutzend Uraufführungen – von Orff und Egk über Bialas und Fortner bis zu Trojahn und Aribert Reimann. Letzterer sei eine "Ausnahmeerscheinung", was das Schreiben für Stimmen betreffe. Der Gloster im "Lear" gehörte zu Nöckers packendsten Portraits.

Publikumsliebling

Sich selber sah der Bariton wohl als Pragmatiker. Sentimentalität war seine Sache nicht. Am 22. Januar 2002 standen ihm auf der Bühne des Nationaltheaters allerdings die Tränen in den Augen: Am Ende der "Verkauften Braut" gratulierte ihm das ganze Ensemble zum 75. Geburtstag – und das ausverkaufte Haus stimmte spontan in das "Happy Birthday" ein. Der Dank des Publikums an ein geschätztes und geliebtes Ensemblemitglied.

Sendung: "Allegro" am 26. März ab 6:05 Uhr auf BR-KLASSIK

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