Der russischstämmige Pianist Igor Levit kam als Achtjähriger nach Deutschland. Nun will er selbst jungen Neuankömmlingen helfen - mit einem Begegnungskonzert, das am Samstag in Hannover stattfindet.
Bildquelle: Felix Broede
Das Begegnungskonzert für Flüchtlingsfamilien in Levits Heimatstadt Hannover wird vom NDR organisiert und findet im Landesfunkhaus statt. Auf dem Programm steht Camille Saint-Saëns' "Karneval der Tiere". Die Hälfte der gut 300 Karten ging an Flüchtlingsfamilien, die mit Bussen von ihren Unterkünften zum Konzertsaal gebracht werden. Das Konzert sei als Geste gedacht, um den Menschen das Gefühl zu geben: "Ihr gehört dazu", so Igor Levit. Das Wort Flüchtlinge mag er nicht. "Wir vergessen dabei leicht, dass es Menschen sind. Jeder hat ein individuelles Schicksal".
Bereits Anfang November widmete Igor Levit seinen Beethoven-Zyklus in der Düsseldorfer Tonhalle den Menschen, "die unverschuldet ohne Hab und Gut gezwungen wurden, ihre Freiheit aufzugeben, ihr Leben aufzugeben, ihr Haus aufzugeben, ihre Heimat aufzugeben". Der Pianist appellierte zu Beginn des Auftaktkonzerts an die 1.600 Zuhörer, Neuankömmlinge und ihre ehrenamtlichen Helfer zu unterstützen. Igor Levit zitierte auch einen Satz von Ludwig van Beethoven: "Freiheit über alles lieben; Wahrheit nie, auch vor dem Throne nicht, verschweigen!"
Wir müssen uns gegen die gefährlichen, unmenschlichen, faschistoiden, radikalen Rattenfänger und deren Mitläufer wehren.
Die Schicksale der Kinder gehen dem Pianisten besonders nah. Er selbst kam 1995 als Achtjähriger mit seiner Familie nach Deutschland - seine jüdischen Wurzeln ermöglichten ihm, dass er und seine Familie in Deutschland als sogenannte "Kontingentflüchtlinge" aufgenommen wurden. Levit betont, er sei "mit dem Flugzeug und einer unbefristeten Aufenthaltsgenehmigung" nach Deutschland gekommen: "Wir sind nicht Tausende von Kilometern zu Fuß gegangen, haben uns nicht in ein Boot über das Mittelmeer setzen müssen."
Igor Levit wurde in Gorki geboren, dem heutigen Nischni Nowgorod. Bereits im Vorschulalter gab er Konzerte. Dass Levits Heimat nun Deutschland heißt, hatte auch mit seinem musikalischen Talent zu tun. Der bekannte Klavierpädagoge Wladimir Krainew, damals Professor an der Musikhochschule Hannover, hatte ein Video von Levits Spiel gesehen und ihm Unterricht angeboten.