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Kritik - Puccinis "Turandot" beim Opernfestival Gut Immling Chiemgau auf Chinesisch

Für Intendant Ludwig Baumann und die musikalische Leiterin Cornelia von Kerssenbrock stand Giacomo Puccinis letzte Oper "Turandot" schon lange auf der Wunschliste für ihr Opernfestival auf Gut Immling. Für die diesjährige Festivaleröffnungspremiere hat das Immling-Team den Orchestergraben extra vergrößern lassen, damit der gewaltige Klangapparat für ihr Wunsch- Stück hineinpasst. Am 22. Juni feierte "Turandot" ihre Immlinger Premiere.

Szene aus "Turandot" auf Gut Immling | Bildquelle: Nicole Richter

Bildquelle: Nicole Richter

Wie schafft man den enormen Zeit- und Raumsprung aus dem am Premierenabend leider etwas verregneten sommerlichen Chiemgau ins China einer fernen Vergangenheit? Die Immlinger Antwort lautet: Mit einer einfachen chinesischen Volksweise und einem Kalligrafen auf der Bühne, der die Protagonisten aus dem Peking des 21. Jahrhunderts in die sagenhafte Welt von Prinzessin Turandot entführt. Ludwig Baumann hat sich für sein Regiekonzept den Videodesigner Maximilian Ulrich in das Immlinger Leitungsteam geholt, und dessen ausdrucksstarke Projektionen beleben die schlichte Bühne mit ihren weißen Treppenaufgängen enorm. Die Darsteller ziehen sich farbenprächtige, fernöstliche Gewänder über ihre Alltagskleidung und das Immlinger Festivalorchester unter Cornelia von Kerssenbrocks akkurater und leidenschaftlicher Leitung setzt mit Puccinis wuchtigen Klängen ein.

Punktgenauer Chor und stimmschöne Turandot

Szene aus "Turandot" auf Gut Immling | Bildquelle: Nicole Richter Szene aus Puccinis "Turandot" beim Opernfestival auf Gut Immling | Bildquelle: Nicole Richter

Das Liebesdrama um den heißblütigen Prinzen Calaf und die eiskalte Prinzessin Turandot nimmt seinen Lauf. Der groß besetzte Immlinger Festivalchor stellt das Volk und Bedienstete des chinesischen Kaiserpalastes, Hofdamen und Kinderscharen dar, singt trotz aller Aktion immer punktgenau, und trumpft gewaltig auf, wo Puccini es verlangt. Als homogenes Trio in besonders opulenten Kostümen von Ekaterina Zacharova überzeugen die drei Minister Ping, Pang und Pong, und die schwer zu besetzende Titelpartie der Turandot wird von der Dänin Trine Möller nicht nur mit raumfüllenden Spitzentönen, sondern auch mit Seele und Stimmschönheit verkörpert.

Bilder der Inszenierung

So kauft man Thomas Paul als verliebtem Calaf seine unbedingte Leidenschaft für diese Frau in jedem Moment ab. Mit seinem in allen Extremlagen betörenden Tenor begeistert er nicht nur in der berühmten Arie "Nessun dorma". Und auch Beatriz Diaz als leidensfähige Sklavin Liu berührt mit wunderschönen Piani. Ludwig Baumann hat auch bei der Besetzung der Immlinger Turandot ein glückliches Händchen gehabt. Seine Frage an das Publikum vor der Premiere lautete: "Wie heißt Opernfestival auf Chinesisch?" Die Antwort: IMM-LING. Und damit ist auch die Frage nach einer absolut sehenswerten "Turandot" in diesem Festspielsommer klar beantwortet.

Sendung: "Allegro" am 24. Juni 2019 ab 06:05 Uhr auf BR-KLASSIK

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