Alljährlich wählen die Landesmusikräte das Instrument des Jahres. War es 2021 noch die monumentale Orgel, ist es dieses Jahr sehr taktvoll. Jetzt ist nämlich das Drumset an der Reihe. Ein Instrument, das oft am Bühnenrand steht, aber definitiv ins Rampenlicht gehört. BR-KLASSIK hat sieben Fakten recherchiert, die Sie über das Instrument unbedingt wissen sollten.
Bildquelle: BBC/BR/Fleur Bone
Während der Corona-Pandemie im Jahr 2020 hatte Musikinstrumenten-Verleiher Robert Dietrich viel Zeit, um mit seinen Instrumenten einen neuen Rekord aufzustellen. Aus mehr als 1.000 Teilen hat er das größte Schlagzeug der Welt zusammengebastelt, bisher waren maximal 813 Trommeln und Becken zusammengesetzt worden. Bis August 2020 konnte es in Essen besichtig werden. Dann wurden alle Teile wieder ins Lager geräumt.
Zurück ins 19. Jahrhundert: Trommel und Bassdrums spielten die Schlagzeuger damals vor allem in Marschkapellen und Orchestergräben. Pro Musiker ein Instrument. Mit dem Aufkommen des Jazz wurde das Instrument auch für kleinere Bühnen in Spelunken oder Bordellen interessant. Aber: Geld und Platz waren knapp. Wieso also nicht die große Trommel mit dem Fuß bedienen? Das fragte sich der junge Schlagzeuger William Ludwig. Und machte es auch. So hatte er die Hände frei für Snare Drum, kleinere Trommeln und Becken. Ergebnis: Die Firma Ludwig führte 1918 zum ersten Mal ein Drumset in ihrem Katalog.
Dass Sklaven mithilfe von Trommeln miteinander kommunizieren – das wollten die Sklavenbesitzer im 18. Jahrhundert unbedingt verhindern. Die "No Drumming-Laws" sollten die Nutzung der traditionellen Trommeln verbieten. Stoppen konnte das die Sklaven nicht. Sie setzten ihre Hände, Füße und alle möglichen Alltagsgegenstände ein, um sich mit Rhythmen weiterhin auszudrücken. Später wurder der Einsatz aller Körperteile für Drummer ganz normal.
Links- oder Rechtshänder? Das spielt für Schlagzeuger keine Rolle. Mit beiden Händen trainieren sie die kompliziertesten Rhythmen und das hat langfristige Auswirkungen auf das Gehirn. Forscherinnen und Forscher der Ruhr-Universität Bochum haben herausgefunden, dass die Fasern des Corpus Callosum, der die beiden Hirnhälften miteinander verbindet, bei Schlagzeugern besonders dick sind. Und gerade dieser Teil des Gehirns ist für die Planung der Motorik verantwortlich.
Hochleistungssport: Der Schlagzeuger Martin Grubinger muss fit sein für sein Instrument. | Bildquelle: BR Eine britische Studie zeigt: Körperliche Belastungen für einen Schlagzeuger sind genauso hoch wie für einen Premier-League-Fußballer der Marke Cristiano Ronaldo. In einem 90-minütigen Set kann der Herzschlag der Schlagzeuger je nach Intensität der Musik schnell mal auf 190 Schläge pro Minute springen. Der Kalorienverbrauch geht auf die 600 zu. Spätestens während einer Tournee ist der Fitnesslevel hoch. Kein Wunder also, dass Perkussionist Martin Grubinger regelmäßig läuft, schwimmt, Rad fährt und Hanteltraining macht. Seine Bestzeit im Marathon? Unter drei Stunden.
1.208 Schläge pro Minute auf einer kleinen Trommel – damit hatte der Kanadier Tom Grosset im Jahr 2013 einen neuen Weltrekord aufgestellt und ist bis heute der schnellste Schlagzeuger der Welt. Gemessen wurde das Tempo mit einem eigens dafür entwickelten elektronischen Gerät: dem Drumometer.
Einen gemeinsamen Rythmus zu finden und den Beat zu halten ist schon für eine normale Bandbesetzung nicht leicht. 2014 wurde in der chinesischen Provinz Liaoning ein neuer Weltrekord aufgestellt: 1.200 Schlagzeuger*innen spielten gleichzeitig miteinander.
Sendung: "Leporello" am 20. Januar 2022 ab 16:05 Uhr auf BR-Klassik.
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