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Rosa Feola singt Micaëla in Bizets "Carmen" "Ich habe in jeder Sekunde meines Lebens gesungen"

Rosa Feola ist eine gefragte Sopranistin. Nach ihrem Debüt an der "Accademia Nazionale di Santa Cecilia" in Rom gastierte sie an zahlreichen hochkarätigen Opernhäusern, etwa der Mailänder Scala oder der Metropolitan Opera in New York. Gerade ist sie wieder in München und singt die Micaëla in Bizets "Carmen". BR-KLASSIK-Moderator Michael Atzinger hat mit Rosa Feola gesprochen – zwei Stunden vor Vorstellungsbeginn.

Rosa Feola | Bildquelle: Todd Rosenberg

Bildquelle: Todd Rosenberg

Das ganze Interview zum Nachhören finden Sie hier.

BR-KLASSIK: Frau Feola, man liest, dass Sie aus einer musikbegeisterten Familie kommen. Heißt das, auch Ihre Eltern hatten mit Musik zu tun? Oder hat diese Liebe zur Musik vielleicht noch früher angefangen?

Rosa Feola: Meine Eltern waren keine Musiker, aber sie lieben Musik über alles. So haben sie mich und meine Brüder schon von klein auf dazu angehalten, Musik zu machen. Wir haben uns mit fünf zum ersten Mal ans Klavier gesetzt, bekamen Gesangsstunden und haben Geige gelernt. In unserer Familie können also alle alles.

BR-KLASSIK: Waren Sie ein braves Kind oder haben Sie irgendwann auch mal rebelliert gegen zu viel Musik?

Rosa Feola: Nein, überhaupt nicht. Musik war ein ganz natürlicher Teil unseres täglichen Lebens. Meine Mutter hat mir regelmäßig vorgesungen – und ich habe ihr ganz beglückt zugehört. Ich habe in jeder Sekunde meines Lebens gesungen, das ging sozusagen instinktiv.

Renata Scotto: Lehrerin und Freundin

BR-KLASSIK: Wer hat Ihre Stimme entdeckt?

Rosa Feola: Meine Familie. Sie mochten es, wenn ich gesungen habe, und haben mir einen Platz im Kirchenchor verschafft. Da war ich dann auch während der Gottesdienste dabei. Mit 15 habe ich mein erstes "Ave Maria" gesungen und meine Tante hat gemeint, ich sollte meine Stimme professionell ausbilden lassen, um mein Instrument richtig einsetzen zu können.

BR-KLASSIK: Eine Ihrer Lehrerinnen war Renata Scotto an der Accademia di Santa Cecilia in Rom. Woran denken Sie bei ihr zuerst? Welche Erinnerungen kommen da hoch?

Rosa Feola: Ich habe immer noch Kontakt zu ihr und es macht mich sehr glücklich, dass sie nicht nur meine Lehrerin, sondern wirklich meine Freundin ist. Alles, was ich über Theater und Oper weiß, weiß ich von ihr. Sie hat mir ganz viel beigebracht über die Beziehungen, die am Theater ablaufen, wie ein Künstler dieses Haus wahrnimmt, was so ein Haus für die Menschen bedeutet, die im Hintergrund arbeiten, und was so ein Theater für das Publikum ist. Das ist ja ein ganz kompliziertes Geflecht – und für jeden anders.

Micaëla ist das Gegenteil der 'modernen' Carmen

BR-KLASSIK: Jetzt stehen Sie gerade als Micaëla in Bizets „Carmen“ auf der Bühne des Münchner Nationaltheater. Was verkörpert diese Frau für Sie?

Rosa Feola: Sie steht für ein herkömmliches weibliches Rollenbild und ist hierin natürlich das genaue Gegenteil der 'modernen' Carmen. Micaëla ist jung und zurückhaltend, sie hat wenig Lebenserfahrung, aber sie ist stark. Ich denke, sie wird daran wachsen, was sie von Carmen lernt. Wir wissen nicht, wie es mit ihr nach dem Ende dieser Geschichte weitergeht, aber ich bin mir sicher, sie nimmt viel von dem, was sie hier erlebt hat, für ihre Zukunft mit.

BR-KLASSIK: Wenn man Kritiken über Sie liest, ist immer davon die Rede, wie sehr Sie das Publikum mit Ihrer Stimme berühren – Ist es das, was Musik leisten soll?

Rosa Feola: Das ist schön, dass Sie das sagen. Das ehrt mich sehr. Ich habe immer fest daran geglaubt, dass wir diese Verbindung mit dem Publikum unbedingt brauchen. Wir bringen eine Oper zusammen mit dem Publikum auf die Bühne. Und deshalb war ich auch sehr traurig, dass ich mich über Monate hinweg nicht mit dem Publikum austauschen konnte. Ich konnte meine Kunst niemandem geben.

BR-KLASSIK: Was erwarten Sie von einem Regisseur?

Rosa Feola: Dass er alle Fragen beantwortet.

Sendung: "Allegro" am 19. November 2021 ab 6:05 Uhr auf BR-KLASSIK

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