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Wagner-Boykott in Israel Verband will Tabu brechen

Schon mehrfach war der Wagner-Boykott in Israel gebrochen worden, etwa zu Beginn der 2000er, als Daniel Barenboim in Jerusalem erstmals ein Werk von Wagner aufführte oder 2018, als der israelische Rundfunk einen Ausschnitt aus Wagners Götterdämmerung spielte – und sich gleich darauf für den Fehler entschuldigte. Ein abendfüllendes Programm hat es jedoch noch nie gegeben. Im September soll sich das nun ändern.

Portrait Richard Wagner | Bildquelle: picture alliance / imageBROKER | Heinz-Dieter Falkenstein

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Ort vorerst noch geheim

Mit vier Konzerten will der israelische Wagner-Verband, der sich schon lange für die Musik Richard Wagners in Israel einsetzt, dem Komponisten in Tel Aviv zwei volle Abende widmen. Der genaue Ort bleibt vorerst jedoch noch geheim. Ein ähnliches Vorhaben des Verbands war 2012 schon einmal aufgrund zu starker Proteste gescheitert. Auf dem Programm stehen halbszenische Ausschnitte aus Wagner-Opern. Angefragt für das Konzert ist laut den Organisatoren das Jerusalemer Symphonieorchester. Für den Fall, dass dieses nicht spielen wolle, würden sie ein Ad-hoc-Orchester mit Musiker*innen aus verschiedenen Orchestern zusammenstellen.

Pläne stoßen auf Gegenwehr

Mit seinen Plänen stößt der Verband allerdings auch auf starke Gegenwehr. Sie zeugten von Unsensibilität und Geschichtsverschischung und seien "ein Schlag gegen die soziale Verantwortung", so Israels Kulturminister Yechiel Moshe "Chili" Tropper gegenüber der Tageszeitung "Haaretz". Er fordert, dass der Boykott aufrecht erhalten werde als "ethische und moralische Entscheidung". Der Vorsitzende des israelischen Wagner-Verbandes, Jonathan Livny, weist diese Kritik allerdings entschlossen zurück. "Die Erfüllung des Rechts vieler guter Menschen, einschließlich der Überlebenden des Holocaust, sollte nicht im Namen der Sensibilität gegenüber den Überlebenden des Holocaust verhindert werden." Es werde niemand gezwungen, Wagner zu hören, so Livny.

Richard Wagner Verband München für den Bruch

Auch der Richard Wagner Verband in München, der letztes Jahr sein 150-jähriges Jubiläum gefeiert hat, spricht sich für die geplanten Konzerte aus. Der Boykott scheine zwar nachvollziehbar, da in den Medien vor allem über Wagners Antisemitismus und den Missbrauch seines Werkes im Nationalsozialismus berichtet würde, dabei werde allerdings die Lebensspanne Wagners "geflissentlich ausgeklammert", so der Vorsitzende des Verbandes Karl Russwurm. Es würde verleugnet, dass die wichtigsten Impulse für die gesamte Musikgeschichte seit Mitte des 19. Jahrhunderts von Wagner ausgingen. Über ein Ende des Wagner-Boykotts würde er sich somit zwar freuen, aber es gebe gerade "wohl wichtigere Probleme – auch in Israel". Außerdem: "Wir treffen unsere israelischen Wagnerfreunde ohnehin häufig, in Bayreuth und in aller Welt."

Wagner: Antisemit und Lieblingskomponist Hitlers

Den Wagner-Boykott gibt es schon länger als den Staat Israel, der erst zehn Jahre später, 1948, gegründet wurde. Damals sprach sich Bronislaw Huberman, der Gründer des Palestine Orchestra, aus dem später das Israel Philharmonic Orcestra hervorging, für einen Boykott aus. Wagner war nicht nur offener Antisemit, er wurde später auch zum Lieblingskomponisten Adolf Hitlers.

Sendung: Allegro am 19. Mai 2022 ab 6:05 Uhr auf BR-KLASSIK

Kommentare (1)

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Montag, 23.Mai, 19:13 Uhr

Alexander Störzel

Verband will Tabu brechen - Richard Wagner-Konzert

Dies wird auch wirklich höchste Zeit!
Zunächst muss doch immer getrennt werden zwischen den Werken und dem Menschen.
Der zweifellos geniale Regisseur Barry kosky meint, dass nach einer Wagneroper immer schlechte Laune hat, im Gegensatz zu Mozartopern und mna müsse es ihm überlassen, ob
er in der Musik antisemitische Tendenzen erkennt. Dennoch hat er viele Wagneropern inszeniert.
Klemperer, Solti, Maazel waren große Dirigenten und hatten als Juden vor Richard Wagners
Werk Respekt und ihn immer wieder dirigiert.Ganz zu schweigen von Gustav Mahler. Nur durch Verständigung und flexiblem Denken verändert sich die Welt zum Besseren . Eine Lieblingsoper von Richard Wagner war "Die Jüdin". Von einem Franzosen komponiert, dessen Vater Sekräter der jüdischen Gemeinde in Paris war. Ist es mit der Deutschtümelei und dem Antisemitismus bei Richard Wagner wirklich so weit her? Und Adolf Hilter hörte die letzten Jahre fast nur noch "Die lustige Witwe" - das passt auch zusammen.

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