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John Willams' Filmmusik für "Die Verlegerin" Subtil statt plakativ

Im neuesten Spielberg-Film "Die Verlegerin" müssen mal wieder die Frauen den Karren aus dem Dreck ziehen. Meryl Streep spielt die couragierte Verlegerin Kay Graham, die als erste Frau die "Washington Post" übernimmt und Seite an Seite mit Tom Hanks alias Ben Bradley Licht ins unheimliche Dunkel bringt. Auch um Whistleblower geht es bereits damals schon, 1971. Den Soundtrack zu "The Post" - so der Originaltitel des Films - schrieb John Williams.

Eine Szene aus dem Film "Die Verlegerin", Meryl Streep unterhält sich mit Tom Hanks | Bildquelle: ©Twentieth Century Fox, picture alliance/ZUMA Press

Bildquelle: ©Twentieth Century Fox, picture alliance/ZUMA Press

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Zu Beginn des Films hört man Klänge, die maßgeschneidert scheinen für eine Verschwörung. Und genau darum geht es in "The Post" – "Die Verlegerin", nämlich um die versuchte Geheimhaltung der sogenannten Pentagon-Papiere durch die US-Regierung. Jene Papiere, die belegen, dass der Vietnam-Krieg ein von langer Hand vorbereiteter Plan war und sich keineswegs spontan ereignete. Bei der Vertonung des Filmdramas entschied sich John Williams – nicht zum ersten Mal – für den subtilen Weg.

Keine Ohrwürmer

Zum Beispiel in der zweiten Musik auf dem Soundtrackalbum mit dem Titel "Die Druckpressen rollen": Tatsächlich scheint sich die Musik der maschinellen Mechanik anzuverwandeln, aus ihr als Quelle hervorzugehen. Das ist bestes "Underscoring", bei dem Bild- und Tonwirkung zur Einheit verschmelzen, während sich die musikalischen Alleinstellungsmerkmale wie Melodik oder das Spiel mit plakativen Leitthemen bewusst zurückhalten. Eine durchaus typische Eigenschaft Williams'scher Filmmusik: Selbst ein Film wie "Schindlers Liste" ist über weite Strecken geprägt vom subtilen musikalischen Gestus, bevor das berühmte Hauptthema erklingt. Wer in "The Post" auf einen derartigen Ohrwurm lauert, der wird enttäuscht. Nicht einmal Meryl Streep als couragierte Verlegerin oder Tom Hanks als der andere "Solist" der Handlung erhalten hier explizite musikalische Signaturen; vielmehr lässt Williams ihre Auftritte stellenweise sogar unbegleitet. Sein Augenmerk gehört ganz der Handlung.

Rhythmische Pointen

Wenn es zutrifft, dass die wirksamste Filmmusik diejenige ist, die man nicht bewusst wahrnimmt, dann wird dieser vermeintliche "Idealzustand" in "The Post" erreicht. Aber nicht etwa mit diffusen, irgendwie vertraut dahin plätschernden Klangteppichen, sondern mit sehr fein abgestuften Instrumentierungen und rhythmischen Pointen, die am Ende auch die heroische Tragweite der Handlung erahnen lassen – spätestens beim Erklingen des Filmabspanns. Auch das ist "typischer John Williams"!

Sendung: "Piazza" am 24. Februar 2018, 8.05 Uhr auf BR-KLASSIK

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