Das Panthéon ist die Pariser VIP-Gruft schlechthin, ein Ort für die Großen der französischen Geschichte. Der Philosoph Rousseau ist hier begraben, außerdem der Schriftsteller Victor Hugo und natürlich die Physikerin Marie Curie. Am Dienstag findet auch Josephine Baker im Panthéon ihre letzte Ruhestätte. Zumindest symbolisch. Die Tänzerin und Widerstandkämpferin ist damit die erste schwarze Frau, die in den Ruhmestempel einzieht.
Bildquelle: picture alliance/akg-images
Sie konnte tanzen wie niemand sonst. Gesungen hat sie auch, und natürlich gespielt. Josephine Baker war eine Ikone der Goldenen Zwanziger. Außerdem war sie mutig, spionierte während des Zweiten Weltkriegs für die Alliierten. Nur eines war sie nicht: Französin. Zumindest nicht von Anfang an.
Geboren wurde Josephine Baker in St. Louis, Missouri. Karriere machte die Amerikanerin jedoch in Paris. Wurde dort vom Revue- zum Filmstar – und schließlich zur Widerstandskämpferin. Baker arbeitete für die Résistance. Sie nutzte ihre internationalen Reisen, um geheime Dokumente zu übergeben, die mit unsichtbarer Tinte auf Partituren geschrieben waren. In ihrer Unterwäsche trug sie geheime Fotos von deutschen Militäranlagen. Als erste Amerikanerin erhielt sie für ihre Dienste das Croix de Guerre und die Ehrenlegion. Den französischen Pass besaß sie da längst. Bereits 1937 nahm "La Baker" die französische Staatsbürgerschaft an.
Frankreich habe sie zu dem gemacht, was sie sei, sagte Josephine Baker einmal. Sie werde dafür ewig dankbar sein. Die Pariser hätten ihr alles gegeben, vor allem ihr Herz. Sie sei deshalb bereit, ihnen ihr Leben zu geben. Eines ihrer bekanntesten Lieder, "J'ai deux amours", handelt von diesen beiden Lieben: ihrem Land und Paris.
YouTube-Vorschau - es werden keine Daten von YouTube geladen.
Josephine Baker - J`ai Deux Amours (1953)
Engagiert blieb die Künstlerin auch nach dem Zweiten Weltkrieg. So unterstützte sie, die als Schwarze selbst rassistischen Anfeindungen ausgesetzt war, die amerikanische Bürgerrechtsbewegung um Martin Luther King. Außerdem adoptierte sie 12 Kinder unterschiedlicher Herkunft und Religion, um ein Zeichen zu setzen: für Toleranz.
Daran dürfte man auch im Elyséepalast gedacht haben. Um ins Panthéon zu kommen, genüge es nicht, ein großer Künstler zu sein, teilte der Präsident im Vorfeld der Zeremonie mit. Man müsse die Werte der Republik verkörpern und sich für Frankreich engagiert haben. Emmanuel Macron wird selbst anwesend sein, wenn Josephine Baker am Dienstag im Panthéon symbolisch ihre letzte Ruhestätte findet. Übrigens als erste schwarze Frau der Geschichte. Und als eine von nur sechs Frauen bislang. Mit 75 Leichen überwiegt im Panthéon derzeit der männliche Part der Schöpfung. Naja, Platz ist ja noch.
Sendung: "Allegro" am 30. November 2021 ab 6.05 Uhr auf BR-KLASSIK
Kommentare (0)