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Bühnen-Debüt von Josephine Baker Sie tanzt wie niemand zuvor

Paris, 2. Oktober 1925: Josephine Baker betritt die Bühne der Welt. Das heißt: Eigentlich betritt sie zunächst die Bühne des Théâtre des Champs Elysées, als Hauptdarstellerin der "Revue Negre". Und eigentlich betritt sie sie auch nicht, sondern sie wird getragen. Kopf nach unten, bekleidet mit einer Flamingofeder. Das war's.

Bildquelle: picture alliance/Glasshouse Images

Die Sendung zum Anhören

Das Publikum rast. Es sind die wilden Zwanziger, Josephine ist Schwarz, sie ist praktisch nackt, ausgesprochen schön und sie tanzt. Tanzt wie keine zuvor. Wild und animalisch, zu Jazzmusik. Josephine tanzt Charleston. Paris genießt den Skandal und aus Josephine Baker wird "La Baker".

Wilde Amazone mit Gepard

Josephine Baker bei einem Auftritt im “Olympia” in Paris, 1968 | Bildquelle: picture alliance/akg-images Josephine Baker bei einem Auftritt im “Olympia” in Paris, 1968 | Bildquelle: picture alliance/akg-images Es ist der Beginn einer beispiellosen Karriere. Es folgen Auftritte in den Folies Bergéres, im Casino de Paris und ab 1926 tritt "La Baker" schon in ihrem eigenen Nachtclub im "Chez Josephine" auf. Aus dem unterprivilegierten Kind einer Waschfrau ist ein "Idol aus dunklem Stahl" geworden, wie Jean Cocteau sie nennt. Und Josephine nimmt alles mit. Abendgesellschaften, Exzesse jeglicher Art und den Luxus, den ihr neues Leben mit sich bringt. Französische Designer schicken ihr Haute Couture nach Hause, sie besitzt einen Sportwagen mit Schlangenledersitzen. Um das Image der wilden Amazone zu unterstreichen, flaniert sie nun mit einem Gepard an der Leine durch Paris oder tritt im legendären Bananenrock auf.

Abendkleid statt Bananenrock

Josephine Baker trifft den Nerv der Zeit. Sie dreht Filme und nimmt Schallplatten auf. Was immer sie tut, es wird kurz darauf zur Mode. Französische Frauen schneiden sich Kurzhaarfrisuren a la "Baker", kaufen ihren Kinder Josephine-Puppen und tanzen Charleston. In Wien dagegen werden anlässlich ihres Gastspiels Sondergottesdienste gegen die mangelnde Moral abgehalten. Aber es gibt auch die andere Josephine. Während des Zweiten Weltkriegs engagiert sie sich in der französischen Resistance, macht den Pilotenschein und adoptiert in den 50er Jahren zwölf Kinder aus unterschiedlichen Nationen, um ein Zeichen gegen Rassismus zu setzen. Sie tanzt immer noch, sie singt immer noch, doch jetzt begeistert sie ihr Publikum als Chansonette und immer öfter tauscht sie den Bananenrock gegen ein hochgeschlossenes Abendkleid.

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Josephine Baker - Dancing Up A Storm in 'The Charleston' (1926-27) | Bildquelle: John Hall (via YouTube)

Josephine Baker - Dancing Up A Storm in 'The Charleston' (1926-27)

Was heute geschah

Unsere Reihe "Was heute geschah" zu bemerkenswerten Ereignissen der Musikgeschichte können Sie auch um 8:40 Uhr, um 12:30 Uhr und um 16:40 Uhr auf BR-KLASSIK im Radio hören. Weitere Folgen zum Nachhören finden Sie hier.

Sendung: "Allegro" am 2. Oktober 2024 ab 06:05 Uhr auf BR-KLASSIK

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