Der Schwan ist wunderschön, aber arrogant. Die Hummel dick, aber wendig. Und Tauben können manchmal richtige Miesepeter sein. An Fasching widmet sich die Kammeroper München zusammen mit der Kabarettistin Luise Kinseher der bunten Welt der Tiere – mit berühmten Tiermusiken und lustigen Anekdoten aus der Literatur.
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Wer kennt ihn nicht: den Schwan aus dem "Karneval der Tiere"? Erhaben, schön, elegant. So ist er. Und vielleicht ein bisschen arrogant. Und was ist mit der Hummel aus dem "Hummelflug" von Nikolai Rimski-Korsakow? Dick und schwerfällig einerseits, und trotzdem bewegt sie sich flirrend durch die Luft. Die Kammeroper München hat zu berühmten "Tiermusiken" eigenwillige und charmante Arrangements konzipiert. Das Ensemble der Kammeroper München probt gerade im Münchner Westend. Und die Musikerinnen und Musiker diskutieren darüber, ob es für den Schwan noch Bläser braucht oder eher nicht. Sie legen fest, welches musikalische Kleid welches Tier hier bekommt.
Luise Kinseher, Schauspielerin und Kabarettistin | Bildquelle: Anja Wechsler Auch die Literatur hat ein besonderes Verhältnis zu Tieren. Tierfabeln dienen seit langer Zeit dazu, Dinge anzusprechen, die gesellschaftlich als unangemessen empfunden werden. Und die Münchner Kammeroper hat sich mit der Kabarettistin und Autorin Luise Kinseher zusammengetan, um die musikalische und die sprachliche Tierwelt zusammen zu bringen. Berühmte Tiermusik trifft hier zunächst auf die verzweigten Detailbeschreibungen aus "Brehms Tierleben", einem zoologischen Nachschlagewerk aus dem 19. Jahrhundert.
Der Blick auf die Tiere als Wesen ist dort ein sehr menschlicher. Und vor 150 Jahren wurde das auch noch überhaupt nicht als problematisch wahrgenommen. Genau dafür schätzt Luise Kinseher diese Texte: "Wenn man sich zum Beispiel das Verhalten von Tauben anschaut: Die sind ja gar nicht so friedlich wie man meint, sondern streiten sich auch immer wieder." In "Brehms Tierleben" werde dieses Verhalten dann bewertet. "Es wird geschildert, was das eben doch auch für miesepetrige Tiere sein können", so Kinseher. "Und so was ist halt wahnsinnig schön und lustig."
Camille Saint-Saëns schrieb den "Der Karneval der Tiere". Dieser ist auch Teil des Konzertprogramms. | Bildquelle: Wikimedia Commons Das Tierprojekt begann während der Corona-Pandemie. Da sei die Zeit plötzlich dagewesen für so eine Liebhaber-Sache, berichtet Kinseher. Sie hat Texte zu den Tierkompositionen herausgesucht. Und die Kammeroper München hat daraus ein Konzertprogramm geformt. Die Ouvertüre aus Rossinis "Diebische Elster" macht den Auftakt, Schuberts "Forelle", "Der Karpfen" und "Das Dromedar" von Poulenc oder Ernst Fischers "Fledermaus-Toccata" folgen. Deren textliche Entsprechung amüsiert Luise Kinseher besonders: "Ich les' dann den Artikel aus Brehms Tierleben vor, was herrlich ist, denn Fledermäuse mag er gar ned, der Herr Brehm. Und im zweiten Teil gibt's dann den Karneval der Tiere. Kennt ja jeder, und Loriot hat da ja auch die Texte schon geschrieben, und Peter Ustinov hat sie geschrieben. Und die Luise Kinseher hat jetzt auch Texte geschrieben."
Das Prinzip vom menschlichen Blick auf die Tiere hat Luise Kinseher in ihrer Version des berühmten Stücks dann einfach mal umgedreht. Denn in ihrer Version haben sich die Tiere als Menschen verkleidet und halten den Menschen den Spiegel vor. "Und mein Dackel möchte mir das gerne zeigen, damit ich das in die Welt tragen kann, was die Tiere eigentlich von uns halten. Und natürlich bin ich da bei den Themen Artenschutz und Klimawandel ganz aktuell dabei." Klar, dass der Blick der Tierwelt auf die Menschen dabei nicht immer positiv ausfällt. Und so bekommt das "Tierische Vergnügen" einen ernsten Beigeschmack. Der ist aber auch durchaus angebracht. Denn die Schönheit der Natur ist eben auch etwas sehr Fragiles.
Freitag, 17. Februar 2023 um 19 Uhr
Samstag, 18. Februar 2023 um 19 Uhr
München, Schloss Nymphenburg, Hubertussaal
Heiterer Konzertabend mit Musik und Texten aus der Tierwelt
Musik von Camille Saint-Saëns, Nikolai Rimski-Korsakow, Gioachino Rossini u.a.
Textfassungen von Luise Kinseher
Arrangements von Alexander Krampe
Musikalische Leitung: Louis Vandory
Orchester der Kammeroper München
Jonas Müller, Bariton
Sendung: "Allegro" am 16. Februar 2023 ab 6:05 Uhr auf BR-KLASSIK