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Klaus Mäkelä gastiert bei den Münchner Philharmonikern Amsterdam war schneller

Klaus Mäkelä ist der derzeit gefragteste Jungdirigent überhaupt. Er ist zwar erst 26 – übernimmt aber bald am Concertgebouw in Amsterdam. Schade für die Münchner Philharmoniker. Auch dort war er als Gergiev-Nachfolger im Gespräch. Jetzt kommt Mäkelä immerhin zum Gastdirigat. Porträt eines Senkrechtstarters.

Klaus Mäkelä | Bildquelle: © Jerome Bonnet

Bildquelle: © Jerome Bonnet

Wo hat er diese Souveränität her? Das fragt man sich, wenn man Klaus Mäkelä bei der Arbeit zusieht. Die Gesten sind bestimmt, die Ansagen knapp. Nüchtern konzentriert – so könnte man seinen Dirigierstil beschreiben. Da steht jemand vorn, der genau weiß, was er tut.

Am Pult zu stehen ist für mich ganz natürlich und angenehm.
Klaus Mäkelä

26 ist Mäkelä im Januar geworden. Ein Alter, in dem andere gerade das Studium beenden, Praktika machen, den Schritt ins Arbeitsleben wagen. Mäkelä bringt dagegen schon mehr als ein halbes Leben Berufserfahrung mit. Bereits mit 12 kommt er in die Kaderschmiede des berühmten finnischen Dirigierlehrers Jorma Panula – wie vor ihm schon Sakari Oramo, Susanna Mälkki oder Esa-Pekka Salonen. Es gibt Videos aus dieser Zeit: Sie zeigen einen staksigen Teenager mit Informatikerbrille, schlabberndem Pulli und schon damals erstaunlich ökonomischer, reduzierter Schlagtechnik.

Video: Klaus Mäkelä beim Meisterkurs mit Jorma Panula, 2012

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Nordic Masterclass for Conductors with Jorma Panula 2012 | Bildquelle: Maria Badstue (via YouTube)

Nordic Masterclass for Conductors with Jorma Panula 2012

Mäkelä auf den Spuren von Mariss Jansons

Woche für Woche steht Klaus Mäkelä vor dem Orchester. Dort habe er vor allem eines gelernt, erzählte er BR-KLASSIK vor einem Jahr anlässlich seines Debüts beim BRSO: "Du darfst dich nicht verstellen, denn einem Orchester kannst du nichts vormachen." Und noch eine zweite Sache ist ihm wichtig: Ja nicht zu viel machen! Der Dirigent solle dem Orchester helfen, nicht stören. Auch eine Lektion von Jorma Panula. 

Diese Erkenntnis hat Mäkelä weit gebracht. Mit nur 24 übernimmt er die Osloer Philharmoniker, jenes Orchester, bei dem auch Mariss Jansons groß wurde. 2021, ein Jahr später, dazu noch das Orchestre de Paris. Im selben Jahr bietet ihm das Plattenlabel Decca einen Exklusivvertrag an. Der erste für einen Dirigenten seit 40 Jahren. Den letzten bekam damals Riccardo Chailly. Revanchiert hat sich Mäkelä im März dieses Jahres mit einer hochgelobten Aufnahme sämtlicher Sibelius-Symphonien. Der Komponist sei Teil seiner DNA, sagt Mäkelä. Immerhin ist er Spross einer finnischen Musikerfamilie – da war Sibelius früh allgegenwärtig.

Pech für München: Mäkelä geht nach Amsterdam

Klaus Mäkelä | Bildquelle: © Mathias Benguigui / Pasco & Co Ökonomisch: der Dirigierstil von Klaus Mäkelä | Bildquelle: © Mathias Benguigui / Pasco & Co Vor wenigen Tagen dann die Nachricht: Mäkelä wird Chef am Concertgebouw in Amsterdam. Wieder auf den Spuren von Jansons. Es gibt kaum einen Posten im klassischen Musikbetrieb, der renommierter wäre. Klaus Mäkelä ist der erst achte Chefdirigent in der 130-jährigen Geschichte des Orchesters. Das habe sich mit großer Einstimmigkeit für ihn ausgesprochen, heißt es. Auch wenn man in Amsterdam auf ihn warten muss. Seine anderen Verpflichtungen erlauben es nicht, dass Mäkelä vor 2027 übernimmt. Immerhin: Der junge Finne will die künstlerische Beziehung zum Concertgebouw schon in den nächsten Jahren ausbauen, was auch bedeutet, dass er seine anderen Gastdirigate wird reduzieren müssen.

Es gibt wahrscheinlich einige Orchester, die darüber nicht besonders happy sind. In Chicago zum Beispiel, wo er als Nachfolger von Riccardo Muti gehandelt wurde. Aber auch in München. Als Ersatz für Valery Gergiev bei den Philharmonikern fällt Mäkelä nun definitiv aus. Auch hier war sein Name im Gespräch. Mäkelä lacht, als er darauf angesprochen wird. Und gibt dann den Diplomaten: Er liebe München und seine Orchester – die Philharmoniker genauso wie das Symphonierochester des Bayerischen Rundfunks. Aber er müsse sich nun mal auf seine Klangkörper konzentrieren. Jetzt drei an der Zahl.

Der Dirigent als Kurator

Als Dirigent verstehe er sich auch als Kurator, sagt Mäkelä im aktuellen BR-KLASSIK-Interview. Ok, optisch hat er die Rolle schonmal drauf: die streng nach hinten pomadierte Frisur, die elegant-taillierten Zweireiher, die Einstecktücher. Könnte auch für einen skandinavischen Bekleidungshersteller modeln, dieser Mäkelä. Aber klar, es geht um etwas anderes: Auf Reisen nutzt Mäkelä gerne seine Freitzeit, um ins Museum zu rennen. Museen inspirierten ihn, sagt er. Vor allem wie dort Kunstwerke unterschiedlicher Epochen immer wieder neu kombiniert werden. Das versuche er auch in seinen Konzerten.

Was er damit meint, versteht man, wenn man sich seine Programme ansieht: häufig ein Mix aus klassischem oder romantischem Repertoire – und einem zeitgenössischen Werk. In München ist zum Beispiel Mäkeläs finnischer Landsmann, der Komponist Sauli Zinovjev, mit an Bord. Auch in seinen Wahlheimaten Frankreich und Norwegen sucht Mäkelä nach Komponistinnen und Komponisten, mit denen er längerfristig zusammenarbeiten möchte. Um lokale Musikfarben geht es ihm. Und natürlich darum, die Programme zu erneuern. Sanft aber mit Nachdruck.

Wir sind immer noch die Diener der Komponisten. Unsere Helden sind die Komponisten, nicht die Dirigenten.
Klaus Mäkelä

Konzerttipp

Vom 15. bis zum 17. Juni gastiert Klaus Mäkelä bei den Münchner Philharmonikern in der Isarphilharmonie. Auf dem Programm steht Musik von Schostakowitsch, Mahler und Zinovjev. Solistin an seiner Seite ist die Geigerin Lisa Batiashvili. Hier geht's zu den Konzerten.

Sendung: "Allegro" am 15. Juni ab 06:05 Uhr auf BR-KLASSIK

Kommentare (2)

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Sonntag, 19.Juni, 14:18 Uhr

Klaus Bettendorf

Mäkelä

Ich habe Mäkelä ein paar Mal bei Mezzo TV gehört und war der Meinung, dass er beim Pariser städtischen Orchester längst die Stufe seiner Inkompetenz erreicht hat. Seine weitere Entwicklung ist mir unverständlich, da ihm die wesentlichen Merkmale eines guten Dirigenten fehlen: Charisma und das Brio, das den Zuhörer erreichen muss. Er selbst sagt, dass man nicht zu viel zu machen brauche, die Musik spräche für sich selbst. Das ist aber ein Irrtum.

Donnerstag, 16.Juni, 09:35 Uhr

Axel

Mäkelä

Wirklich schade:Nach dem gestrigen Konzert Mäkelä/ Münchner Philharmoniker in der Isarphilharmonie war mir klar, dass Mäkelä der beste Dirigent für die Philharmoniker gewesen wäre. Hoffentlich entscheiden sich die Münchner Phil jetzt wenigstens für einen jungen, dynamischen Dirigenten, noch besser für eine Dirigentin. Frau Mallwitz z. B. Dürfte mit dem Berliner Konzerthausorchester allein nicht ausgelastet sein. Übrigens gibt es für heute und morgen noch Karten für Mäkelä/Philharmoniker und die großartige Batiashvili in der Isarphilharmonie - nicht versäumen!

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