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Komponisten am Starnberger See "Man sieht sich nicht satt"

Der Starnberger See, der bis 1962 Würmsee hieß, ist Naherholungsgebiet für alle Landeshauptstädter, Wohnsitz der Wohlhabenden und Prominenten und Fernsehkulisse für alpenländischen Herz-Schmerz-Kitsch. Auch Komponisten wie Richard Wagner, Richard Strauss oder Johannes Brahms schätzten die idyllische Gegend. Wir unternehmen einen Streifzug durch deren Domizile am See, die auch Schauplatz von teils schicksalhaften Begegnungen waren.

Panoramablick auf den Ort mit Starnberger See | Bildquelle: picture alliance/arkivi

Bildquelle: picture alliance/arkivi

Richard Strauss in Feldafing

Richard Strauss hält sich bis ins Erwachsenenalter immer wieder in der Gemeinde Feldafing im Landkreis Starnberg auf. Sein Onkel Georg Pschorr, das Familienoberhaupt des gleichnamigen Münchner Brauerrei-Konzerns, besitzt dort ein Haus. Georg Pschorr fördert den "genialen Bub", der schon als Siebenjähriger zu komponieren beginnt.

Während eines Besuchs bei der Familie Pschorr in Feldafing 1887 lernt Richard Strauss eine junge Dame kennen, die die Frau seines Lebens werden wird: Pauline Maria de Ahna, eine Generalstochter aus der Nachbarschaft. Strauss ist 23 Jahre alt, Fräulein de Ahna 24. Nach sieben Jahren heiraten die beiden. Richard Strauss widmet seiner "geliebten Pauline" später einen Liederzyklus: Die "Vier Lieder" op. 27.

Richard Wagner in Kempfenhausen

Villa Pellets in Kempfenhausen am Starnberger See | Bildquelle: wikimedia Die ehemalige Villa Pellet in Kempfenhausen. Von 14. Mai bis 3. Oktober 1864 logierte hier Richard Wagner auf Einladung von König Ludwig II. | Bildquelle: wikimedia Auf Anregung von König Ludwig II. zieht der von Schulden geplagte Richard Wagner im Mai 1864 an den Starnberger See. Sein Domizil ist die Villa Pellet in Kempfenhausen, nahe dem Schloss Berg, der Sommerresidenz von Ludwig II.. Knapp fünf Monate bleibt er dort. Es ist der Beginn der großzügigen Förderung Wagners durch den Bayernkönig. Der König und der Komponist pflegen ein sehr enges Verhältnis, Bewunderung und gegenseitige Wertschätzung sind groß. Als Geburtstagsständchen für den König am 25. August komponiert Wagner den "Huldigungsmarsch".

Ende Juni kommt Cosima von Bülow, die Frau des Dirigenten Hans von Bülow, zu Besuch in die Villa Pellet. Das Haus wird zur "Liebeslaube", das leidenschaftliche Verhältnis zwischen Richard und Cosima erreicht einen Höhepunkt. Im April 1865 bringt Cosima eine Tochter namens Isolde zur Welt. Der Vater ist Richard Wagner.

Tutzing ist weit schöner, als wir uns vorstellen konnten.
Johannes Brahms

Johannes Brahms in Tutzing

Im Mai 1873 reist Johanns Brahms in die Gemeinde Tutzing auf Sommerfrische. Er wohnt in einem "Balkonzimmer mit Kabinett" im Gasthaus Conrad Amtmann. Brahms begeistert sich für den bayerischen Bilderbuchsommer. Umgeben vom sanften Plätschern der Würmseewellen komponiert er Lieder wie "Auf dem See", op. 59 Nr. 2 oder die "Haydn-Variationen" für Orchester.

Auf einer Postkarte schreibt Brahms: 'Tutzing ist weit schöner, als wir uns neulich vorstellen konnten. Eben hatten wir ein prachtvolles Gewitter; der See war fast schwarz, an den Ufern herrlich grün, für gewöhnlich ist er blau, doch schöner, tiefblauer als der Himmel, dazu die Kette schneebedeckter Berge – man sieht sich nicht satt.'

Johannes Brahms liebte Tutzing, genauso wie Tutzing Brahms liebt – bis heute. Die gegenseitige Zuneigung wird an allen Ecken und Enden des einstigen Fischerortes zur Schau gestellt. Es gibt eine Brahms-Promenade und eine Brahms-Apotheke. Und es gibt die jährlich stattfindenden "Tutzinger Brahmstage". Am Ufer des Starnberger Sees findet man zudem ein Porträt-Relief in einem Gedenkstein.

Das Musik-Feature

"Würmseeplätschern" - Komponisten besuchen den Starnberger See

Freitag, 9. Juni 2017 um 19.05 Uhr auf BR-KLASSIK

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