BR-KLASSIK

Inhalt

Musikprojekt mit europäischen Schulorchestern in Bamberg Neue Musik erfahren

Schüler aus Bamberg, Venedig und Bratislava musizieren zusammen mit einem professionellen Streichquartett und stellen sogar eine Uraufführung auf die Beine. Ein Besuch bei den Proben.

Bildquelle: © Bayerischer Rundfunk

Video: Eindrücke von den Proben

Etwa sechzig Schüler aller Alterstufen sitzen mit ihren Instrumenten gespannt im engen Probensaal zusammen und warten auf den Einsatz ihres Dirigenten. Das ist Johannes Klehr, Musiklehrer am Bamberger Kaiser-Heinrich-Gymnasium. Hinter Streichern und Bläsern ist eine ganze Schlagzeug-Batterie aufgebaut, vor dem Orchester sitzt ein professionelles Streichquartett. Die ersten Takte erklingen – ein markanter Tango-Rhythmus.

Die Schüler proben nicht für ein normales Schulkonzert. Sie studieren ein neu für sie komponiertes Werk der slowakischen Komponistin Viera Janárčeková ein, die in Bamberg lebt. Sie hat den Schülern ein Stück Neue Musik auf den Leib geschrieben, das anspruchsvoll ist, aber trotzdem Spaß macht und gut klingt. In ihrem „Orlando Tango“ für Streichquartett und Orchester verbindet sie südamerikanisches Temperament mit europäischer Avantgarde und Spaß am Musizieren mit einem pädagogischen Anspruch.

„Schön, dass es ein neues Stück ist“, sagt die Schülerin Amelie Pöhlau, die seit neun Jahren Geige spielt, „denn das sind alles neue Techniken, die ich persönlich noch nicht kannte. Ich find’s cool, wie schön dann alles klingt, wenn die ganzen verschiedenen Rhythmen zusammen kommen.“

Länderübergreifendes Projekt

Vor 25 Jahren wurde Bamberg UNESCO Weltkulturerbe. Aus diesem Anlass hat das Kaiser-Heinrich-Gymnasium in Bamberg ein in der bayerischen Schullandschaft bisher einzigartiges Projekt initiiert. Junge Musiker aus acht europäischen Gymnasien von Bamberg über Bratislava bis Venedig musizieren gemeinsam mit dem Asasello Quartett aus Köln, um neues musikalisches Terrain zu erforschen. Die Fäden zusammen führt der Dirigent Johannes Klehr, Musiklehrer am Kaiser-Heinrich-Gymnasium. Die Schulorchester aus Bratislava und Venedig studieren ihren Part zu Hause ein, kurz vor der Uraufführung am 22. März treffen sie in Bamberg ein, dann wird eifrig geprobt, damit aus den vielen verschiedenen Gruppen ein einheitlicher Klangkörper wird.

„Ich finde die Idee toll, dass viele verschiedene Orchester miteinander spielen“, sagt der Schüler Arvid Ritter, der seit zwölf Jahren Cello lernt, „und wir auch mit einem professionellen Streichquartett zusammen spielen dürfen.“

Es ist toll, wie wahnsinnig motiviert die Schüler sind
Justyna Sliwa, Bratschistin des Asasello Quartetts

Tricks und neue Techniken

„Es ist toll zu sehen, wie wahnsinnig motiviert die Schüler sind“, erzählt die Bratschistin des Asasello Quartetts, Justyna Sliwa, „ich konnte ihnen manche Tricks zeigen, wie man zum Beispiel bestimmte Geräusche macht. Also das hat auch viel damit zu tun, den jungen Leuten zu zeigen, wie unsere Arbeit ist.“

Ein Anliegen der Komponistin Viera Janárčeková ist es, die Schüler auf ihren Instrumenten mit einer Klangwelt jenseits der klassisch-romantischen Tradition vertraut zu machen: „Nach und nach lernen sie, dass ihre Instrumenten ihnen ganz große Spannbreite bieten, die sie nicht kennen, und sie bekommen einen Einblick, was möglich ist und was zeitgenössische Musik eigentlich ist.“

Konzertinfo:

22. März 2018, 20.00 Uhr
Bamberg, Sinfonie an der Regnitz

Werke von Antonio Vivaldi, Astor Piazzolla, Viera Janárčeková u.a.
Asasello Quartett Köln; Schulorchester aus acht europäischen Gymnasien
Leitung: Johannes Klehr

Der Uraufführung in Bamberg folgt die italienische Erstaufführung im Rahmen des internationalen Musikfestivals „Luigi Nono“ im Oktober 2018 in Venedig.

Sendung: Leporello am 22.03.2018 um 16:05 Uhr auf BR-KLASSIK.

    AV-Player