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Der Pianist Kristian Bezuidenhout "Ich war total besessen von Mozart"

Der gebürtige Südafrikaner Kristian Bezuidenhout gilt als einer der gefragtesten Spezialisten auf historischen Tasteninstrumenten. Zusammen mit dem Chiaroscuro Quartet gab er am Dienstag ein Konzert im Studio 2 des Bayerischen Rundfunks.

Bildquelle: Marco Borggreve

Der Mann am Hammerklavier

Pianist Kristian Bezuidenhout im Interview

BR-KLASSIK: Herr Bezuidenhout, als Sie ein Teenager waren, hatten Sie Ihren Eltern gedroht, kein Klavier mehr zu üben. Stattdessen wollten Sie lieber die größte Schallplattensammlung der Welt aufbauen. Wieso denn das?

Kristian Bezuidenhout: (lacht) Das ist eine gute Frage. Ich war damals total besessen von Mozart, das war mein Hauptthema. Ich kam in diesem Alter überhaupt nicht auf die Idee, dass ich beruflich auch mal Musiker werden könnte. Aber Platten zu sammeln, das war ganz einfach. Man verdient Geld oder bekommt das Geld von seinen Eltern und kauft einfach ein. Und es gab so tolle neue Platten in dieser Zeit, ich fand das wahnsinnig spannend.

BR-KLASSIK: Welchen Deal hatten Sie mit Ihren Eltern?

Kristian Bezuidenhout:  Ich weiß das nicht mehr ganz genau, aber es gab mindestens eine neue Platte pro Monat. Und an Geburtstagen gab es dann eine Doppel-CD oder ein Opern-Set.

BR-KLASSIK: Es ist erstaunlich, dass Sie als Jugendlicher zur Musik von Mozart schon so einen Bezug hatten. Denn das ist ja eine Musik, die auf den ersten Blick leicht klingt, aber für die es doch sehr viel Verständnis braucht.

Kristian Bezuidenhout: Da haben Sie völlig recht. Um ganz ehrlich zu sein, und da schäme ich mich überhaupt nicht, der Film "Amadeus" spielte eine sehr große Rolle. Weil ich spürte, dass der Film Mozart und vor allem seiner Musik gegenüber so tiefsinnig konstruiert war. Das ging mir sehr tief ins Herz.

BR-KLASSIK: In dem Film 'Amadeus' wird Mozart ja als regelrechter Anarchist gezeigt. Als einer, der gegen den Strich bürstet, der sich traut, freche Sprüche loszulassen und der die Leute brüskiert mit seiner Art und Weise. War Mozart Ihr pubertäres Idol?

Kristian Bezuidenhout: Schon. Ich finde, dass der Film nicht alles historisch korrekt darstellt. Aber was mir sehr gefällt an diesem Film und was mich auch immer noch sehr begeistert bei Mozart: Es gab diese Frechheit und eine wahnsinnig große Arroganz. Mozart hatte eine starke und ganz klare Idee von sich selbst. Man muss das zeitlich einordnen: Mozart musste darum kämpfen, eine Karriere zu machen. Denn er war kein Beethoven, und er hatte auch nicht Haydns unglaublich tolle Stelle bei den Esterházys. Für Mozart war es viel schwieriger.

BR-KLASSIK: Nun spielen im Chiaroscuro-Quartet eine Russin, eine Schwedin, eine Französin und ein Spanier. Sie sind gebürtiger Südafrikaner, sind in Australien groß geworden und leben jetzt in London. Ist das ein Zusammenprall der Kulturen oder ist Musik eine Sprache, die sie alle wieder miteinander verbindet und auf eine Ebene führt?

Kristian Bezuidenhout: Total. Unsere Probenphase ist sehr intensiv. Ich schätze meine Kollegen sehr. Es geht bei uns um Feinheiten, um Timing, Agogik, Klangfarben, die Aufstellung auf der Bühne, Tempi. Wir versuchen, die Balance zwischen Quartett und Klavier zu finden. Das ist unglaublich wohltuend, in so einer intensiven und kammermusikalischen Situation und Atmosphäre zu sein. Das ist wie in einem Labor. Und mit diesen klanglichen Feinheiten kann man unendlich viel arbeiten.

Das Interview für BR-KLASSIK führte Falk Häfner.

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