Mit einem bewegenden Gedenkkonzert nahmen am Wochenende Musiker und Prominente in Leipzig Abschied von Kurt Masur. Stargeigerin Anne-Sophie Mutter trat zusammen mit dem Gewandhausorchester auf. Außerdem wurde an dem Abend Masurs Witwe mit dem Mendelssohn-Preis ausgezeichnet.
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Mehr als ein Vierteljahrhundert lang war Kurt Masur Kapellmeister am Leipziger Gewandhaus. Die Stadt ließ ihn einfach nie los. "Wann ist meine Probe mit dem Gewandhausorchester?", soll Masur des öfteren gefragt haben, wenn er in den USA die New Yorker Philharmoniker dirigierte. So erzählt es zumindest seine Witwe Tomoko Masur. Einige Jahre lang war Masur parallel Chefdirigent in New York und zugleich Gewandhauskapellmeister in Leipzig. Dort fand am Samstag auch das große Gedenkkonzert für den Ende Dezember verstorbenen Dirigenten statt.
Das Gewandhausgebäude würde es ohne Masur wohl nicht geben, betonte Leipzigs Oberbürgermeister Burkhard Jung (SPD) bei seiner Ansprache. Masur habe dem Ensemble eine angemessene Spielstätte geben wollen und sich so lange dafür eingesetzt, bis der einzige Konzertneubau, der je in der DDR errichtet wurde, 1981 schließlich eröffnet werden konnte. Das alte Gebäude war im II. Weltkrieg zerstört worden. Heute umfasst der Große Saal des Leipziger Gewandhauses 1.900 Plätze. Und auf jedem von ihnen habe Masur persönlich gesessen, versicherte sein Sohn Ken-David Masur in einer bewegenden Rede. Im Rahmen des Gedenkkonzerts wurde der Witwe Tomoko Masur der Internationale Mendelssohn-Preis verliehen. Ihr verstorbener Mann hatte diesen 2007 als erster Preisträger erhalten.
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Michael Sanderling dirigiert das Gewandhausorchster während eines Gedenkkonzertes für Kurt Masur. | Bildquelle: Gert Mothes/Gewandhaus zu Leipzig/dpa
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Die Witwe des Dirigenten Tomoko Masur, steht mit ihrem Sohn Ken-David (l), Bundespräsident Joachim Gauck (r) und Leipzigs Oberbürgermeister Burkhard Jung nach dem Konzert zum Eintrag ins Goldene Buch der Stadt. | Bildquelle: Gert Mothes/Gewandhaus zu Leipzig/dpa
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Tomoko Masur, Witwe des Dirigenten, wird von Leipzigs Oberbürgermeister Burkhard Jung mit dem Mendelssohn-Preis im Gewandhaus zu Leipzig ausgezeichnet. | Bildquelle: Gert Mothes/Gewandhaus zu Leipzig/dpa
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Zahlreiche Musiker, Prominente und Wegbegleiter Masurs waren zum Gedenkkonzert nach Leipzig gekommen. | Bildquelle: Gert Mothes/Gewandhaus zu Leipzig/dpa
Neben Bundespräsidenten Joachim Gauck waren auch Sachsens Ministerpräsident Stanislaw Tillich und sein Vorgänger Kurt Biedenkopf (beide CDU) anwesend, sowie der ehemalige Bundesverkehrsminister Wolfgang Tiefensee (SPD). Außerdem waren auch viele internationale Gäste und Diplomaten zum Konzert nach Leipzig gereist. Für das Gedenkkonzert versammelte Gewandhausdirektor Andreas Schulz etliche Musiker, die mit Masur in Verbindung standen - so die Stargeigerin Anne-Sophie Mutter. Sie spielte, begleitet vom Leipziger Gewandhausorchester, Mendelssohns berühmtes Violinkonzert e-Moll. Am Pult stand Michael Sanderling, den Masur 1987 im Alter von 20 Jahren als Cellisten ans Gewandhaus geholt hatte. Heute ist Sanderling Chefdirigent der Dresdner Philharmoniker. Damit tritt er in Masurs Fußstapfen, der die Position in Dresden von 1967 bis 1972 bekleidete. Im Rahmen des Gedenkkonzerts sang außerdem der Kinderchor des Gewandhauses - ebenfalls ein Werk von Mendelssohn. Zum Auftakt erklang Beethovens Ouvertüre zu Goethes Trauerspiel "Egmont". Genau dieses Werk hatte Masur auch bei seinem Antrittskonzert als Leipziger Gewandhauskapellmeister im September 1970 dirigiert.
Kurt Masur leitete das Leipziger Gewandhausorchester von 1970 bis 1996. Zuvor hatte er unter anderem in Erfurt, Dresden, Schwerin und Berlin gewirkt. Später wurde Masur dann Dirigent der New Yorker Philharmoniker, des London Philharmonic Orchestra und des Orchestre National de France. In Leipzig wird Masur neben seinem musikalischen Wirken auch für seine vermittelnde Rolle während der friedlichen Revolution in der DDR 1989 geschätzt. Bereits seit einigen Jahren hatte Masur an Parkinson gelitten. 2012 machte er seine Erkrankung öffentlich. Masur starb am 19. Dezember 2015 im Alter von 88 Jahren in den USA und wurde im Januar auf den Leipziger Südfriedhof beigesetzt.