Am Sonntag (5. März 2017) ist im Alter von 78 Jahren nach schwerer Krankheit einer der bedeutendsten deutschen Bassisten der 70er- und 80er-Jahre gestorben: Kurt Moll. 2006 verabschiedete er sich bei den Münchner Opernfestspielen von der Bühne - in der Rolle des Nachtwächters in Richard Wagners "Meistersingern von Nürnberg". Zuvor hatte er bekannt gegeben, dass er sich aus gesundheitlichen Gründen zurückziehen müsse.
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Zum Tod des Sängers Kurt Moll
Er war nicht mehr und nicht weniger als der ideale Interpret - für mindestens ein halbes Dutzend Basspartien des deutschen Opernrepertoires. Kurt Moll garantierte ein Nonplusultra an Textverständlichkeit, an durchdachter und sinnvoll akzentuierter Textgestaltung. Es ist nicht übertrieben zu behaupten, dass er eine der sonorsten, klangvollsten Stimmen seit den Anfängen der Tonaufzeichnung besaß. Und weil das typische Timbre dieses Bassisten zu Recht mit Balsam verglichen worden ist, wurden viele autoritär auftretende Bühnenfiguren, auch von Lebenserfahrung oder gar Weisheit durchdrungene, in der Darstellung Kurt Molls zu Sympathieträgern.
Zum Tod von Kurt Moll sendet BR-KLASSIK am Dienstag, 7. März, um 18.05 Uhr eine Sonderausgabe der Sendung Klassik-Stars. Außerdem würdigen wir den um 7.30 Uhr Sänger im Musikmagazin Allegro.
Das BR Fernsehen sendet am 12. März, um 10.00 Uhr die Dokumentation "Kurt Moll - Ein Mann, ein Bass" mit Interviews und Ausschnitten der wichtigsten Partien des Sängers.
Kurt Moll (Aufnahme von 1984) | Bildquelle: imago / teutopress Bevor Kurt Moll seine Stimme entdeckte, spielte er Gitarre und Violoncello. Sein Studium absolvierte er unter anderem an der Musikhochschule Köln. Im Alter von 20 Jahren debütierte er an der Kölner Oper - und über Zwischenstationen in Aachen, Mainz und Wuppertal fand er 1967 den Weg auf den Grünen Hügel von Bayreuth. Schnell folgten die renommiertesten Adressen: die Hamburgische, die Wiener und die Bayerische Staatsoper, die Salzburger Festspiele, die Mailänder Scala und die Metropolitan Opera New York. Überall bejubelte man den Sänger, den man so mühelos bis hinauf in die obersten Ränge der Zuschauerräume verstehen konnte - der sich den Worten seiner singenden Bühnenfiguren ebenso sorgfältig zu widmen wusste wie den Tönen, die ihre Komponisten dafür fanden.
Baron Ochs auf Lerchenau im "Rosenkavalier" von Richard Strauss; Rocco in Beethovens "Fidelio", Sarastro in Mozarts "Zauberflöte" und Osmin in der "Entführung aus dem Serail", Gurnemanz in Wagners "Parsifal" und König Marke in "Tristan und Isolde", Falstaff in Otto Nicolais "Lustigen Weibern von Windsor" und eigentlich auch Padre Guardiano in Giuseppe Verdis "Macht des Schicksals": lauter Gestalten, die auf jemanden wie Kurt Moll gewissermaßen gewartet haben. Kaum einer unter den Fachkollegen konnte sie stimmlich so respektheischend ausfüllen wie er.
Und doch tut man dem Bassisten Unrecht, wenn man in ihm rückblickend nur den Opernsänger sieht: Kurt Moll hat sich auch um das Kunstlied verdient gemacht. Dabei warf er seine Souveränität nicht nur für das riesige Oeuvre Franz Schuberts in die Waagschalen - auch die weitaus weniger bekannten Balladen von Carl Loewe profitierten von seinem Interesse. Die Freude an der Ausleuchtung von Versen prädestinierte Kurt Moll dazu, auch und gerade im Liedgesang Maßstäbe zu setzen.
Kommentare (1)
Dienstag, 07.März, 21:09 Uhr
Ulrich Dahmen
Kurt Moll
Die Wiederholung der Sendung aus dem Jahre 2008 war eine schnelle und angemessene Reaktion auf den Tod dieses großen Sängers. Allerdings hätte man sich nähere Angaben zur Herkunft der Aufnahmen, also insbesondere zu den Orchestern und Dirigenten gewünscht. Dies könnte und sollte man mit ins Internet stellen.