Diese Musik fesselte Linus Roth vom ersten Moment an. Zehn Jahre ist das jetzt her. Damals kam der Geiger zum ersten Mal mit einem Stück von Mieczysław Weinberg in Berührung - Musik eines fast vergessenen Komponisten. Danach gründete Roth die Internationale Mieczysław-Weinberg-Gesellschaft. Jetzt spielt er Werke von Weinberg im BR-KLASSIK-Studiokonzert.
Bildquelle: Kaupo Kikkas
Es fing mit einem Gefallen an. Ein Freund des Geigers Linus Roth hatte ein kleines Kammermusikfestival in Franken, das Thema in jenem Jahr war jüdische Musik. Für seinen Freund wollte Roth beim Festival spielen, per Post kam die Musik: ein Klaviertrio eines gewissen Mieczysław Weinberg – ein damals fast vergessener Komponist. "Nach der ersten Durchspielprobe war ich sowas von hin und weg von dieser Musik", erinnert sich Linus Roth.
Ich war hin und weg von dieser Musik.
Heute sieht der Geiger dieses Erlebnis als Initialzündung für seine Weinberg-Begeisterung. Gemeinsam mit seinem Klavierpartner José Gallardo hat er 2013 sämtliche Werke Weinbergs für Violine und Klavier eingespielt. Zwei Jahre später gründete Roth die Internationale Mieczysław-Weinberg-Gesellschaft.
Mieczysław Weinberg führte kein leichtes Leben. Er wurde 1919 in Warschau geboren und musste vor den Nazis fliehen. Er war der einzige aus seiner Familie, dem die Flucht in die Sowjetunion gelang – und als einziger aus seiner Familie überlebte er den Krieg. Weinberg kam nach Minsk und Taschkent. Seine erste Symphonie gelangte zu Dmitrij Schostakowitsch, der tief beeindruckt war. Schostakowitsch sorgte dann dafür, dass Weinberg nach Moskau kommen konnte. "Das war eigentlich der Anfang dieser sehr innigen, sehr persönlichen und auch sich gegenseitig inspirierenden Freundschaft", sagt Roth. Schostakowitsch und Weinberg sahen sich ständig, tauschten sich über Musik aus, zitierten sich in ihren Werken und förderten sich gegenseitig.
Da haben zwei am gleichen Strang gezogen.
Mit zwei Violinsonaten von Weinberg und der Kreutzer-Sonate von Beethoven kommen Linus Roth und José Gallardo nun zum Studiokonzert von BR-KLASSIK. Außerdem auf dem Programm: Weinbergs "Rhapsodie über moldawische Themen". "Die müsste eigentlich 'Rhapsodie über jüdische Themen' heißen, das ist eigentlich Klezmermusik", sagt Linus Roth. "Es ist ein richtiges 'Showpiece', wie man so schön neudeutsch sagt." Ein Werk also, bei dem Roth zeigen kann, was er kann – und was Weinberg konnte.
Kammermusikabend mit Linus Roth (Violine) und José Gallardo (Klavier)
Dienstag, 28. Januar 2020, 20 Uhr
Studio 2 im BR-Funkhaus, Rundfunkplatz 1, München
Programm:
Mieczysław Weinberg: Violinsonate Nr. 3, op. 37;
Mieczysław Weinberg: Violinsonate Nr. 6, op. 136
Mieczysław Weinberg: Rhapsodie über moldawische Themen, op. 47 Nr. 3
Ludwig van Beethoven: Violinsonate A-Dur, op. 47 "Kreutzer-Sonate"
BR-KLASSIK überträgt das Konzert ab 20.05 Uhr live.
Sendung: Leporello am 23. Januar 2020 ab 16.05 Uhr auf BR-KLASSIK