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Mitsuko Uchida wird 70 Grande Dame der feinen Töne

Seit Jahrzehnten steht sie an der Spitze der Mozart- und Beethoven-Interpreten. Und immer wieder wird sie - wie derzeit - international für ihre Schubert-Abende umjubelt. Am 20. Dezember feiert die japanisch-britische Pianistin Mitsuko Uchida ihren 70. Geburtstag. Ein Porträt.

Bildquelle: Decca/Richard Avedon

Die Pianistin Mitsuko Uchida - das Porträt anhören

Wenn Mitsuko Uchida über Musik spricht, klingt schon in wenigen Worten viel durch über ihre Liebe zu einem Komponisten. Zum Beispiel Beethoven: Für ihn hat sie die große Geste ebenso parat wie die totale Zurücknahme.

In Beethoven ist so viel Hoffnung.
Mitsuko Uchida

Mitsuko Uchida ist zwölf Jahre alt, als ihr Vater, ein Diplomat, mit seiner Familie nach Wien geht. Das ist im Jahr 1960. Kaum angekommen, beginnt die junge Mitsuko ein Studium an der Musikhochschule. Abends besucht sie Vorstellungen an der Staatsoper. Und sie nimmt Privatstunden bei der Klavierlegende Wilhelm Kempff. Uchidas Karriere entwickelt sich rasant. Mit 14 Jahren feiert sie ihr Debüt im Wiener Musikverein, mit 22 gewinnt sie den zweiten Preis beim Chopinwettbewerb in Warschau. Das ist ihr internationaler Durchbruch.

Wahlheimat London

Wien, die Stadt ihrer musikalischen Grundausbildung, verlässt Mitsuko Uchida und geht nach London, wo sie bis heute lebt. Eine, wie sie sagt, wichtige Entscheidung, weil in Wien jeder eine Meinung über Musik habe. Und jeder glaube, er habe die richtige. "Ich wollte in eine Welt, wo nicht immer jeder Recht hat. Und das war dann London. Dort gibt es kulturelle und intellektuelle Toleranz.

Es ist die britische Metropole, in der Uchida ihren Ruhm als Mozart-Interpretin begründet. In der Wigmore Hall spielt sie alle Sonaten. Sie ist fasziniert vom Genie des Komponisten. "Mozart ist ein menschlicher, singender Mann. Und alles, was er geschrieben hat, lässt sich am Ende singen."

Keine Angst vor dem emotionalen Risiko

Die emotionale Verbindung, die Uchida mit der Musik der von ihr verehrten Komponisten eingeht, ist nicht ohne Risiko. Zu erleben war das zum Beispiel kürzlich beim Schubert-Rezital, mit dem Uchida seit November 2018 international unterwegs ist. Beim zweiten Konzertabend in Berlin verrutschen ihr zu Beginn der a-Moll-Sonate die Hände. Aber sie reagiert souverän: Sie wirft die Arme in die Höhe, stößt einen kämpferischen Laut aus - und beginnt noch einmal von vorne.  

Nach fünf erfolgreichen Jahrzehnten als Solistin ist Mitsuko Uchida längst Mentorin für den Nachwuchs. Sie versteht sich dabei weniger als Meisterin, vielmehr als Kollegin, so wie sie es selbst als junge Pianisten mit den Großen ihres Fachs erlebt hat. Dabei gehe es immer mehr ums Verstehen lernen, als darum, dass einem jemand sagt, was richtig ist. "Ich habe natürlich meine Meinung. Aber meine Meinung ändert sich." Was sich allerdings nicht ändert, sei die Liebe und die Verantwortlichkeit den Komponisten gegenüber, die Uchida mit jüngeren und älteren Kollegen teilt.

Mitsuko Uchida in BR-KLASSIK

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