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Improvisation in der Renaissance Die Tricks der Meister

Improvisieren war schon in der Renaissance- und frühen Barockzeit sehr beliebt. Dabei wurden einfache Melodien umspielt und verziert – nach festen Regeln. Wie das mit der sogenannten Diminution funktioniert, konnten Interessierte jetzt bei einem Workshop im Rahmen der Tage Alter Musik in Nürnberg erfahren. Und dabei zeigte sich: es gibt deutliche Parallelen zu Legosteinen oder Stricken.

 'Konzert im Park von Schloß Thumenberg mit Johann Staden (um Valckenborch, Frederik (1566-1623) zuge- schrieben. 'Konzert im Park von Schloß Thumenberg mit Johann Staden (um 1580-1634) am Orgelklavier'.  | Bildquelle: picture alliance / akg-images | akg-images

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Diminuieren heißt übersetzt "verkleinern". Ein langer Notenwert wird in vier, acht oder sechzehn kleinere Noten zerkleinert. Eine ursprünglich einfache Melodie kann dann zu einem spielerischen, virtuosen Werk werden – abhängig vom Interpreten oder der Interpretin. Die Blütezeit der Diminution begann im 15. Jahrhundert und war bis ins 18. Jahrhundert in ganz Europa beliebt. Anfangs wurden die Diminutionen noch nicht notiert, erst ab dem Ende des 16. Jahrhunderts. Dadurch blieben Beispiele für die Art und Weise dieser melodiösen Verzierungen und Umspielungen erhalten. Für manche Musiker sei das früher eine Art Show-Off gewesen, also eine Angeberei, sagt Björn Colell, Dozent für Laute an der Hochschule für Musik in Nürnberg und Mitorganisator der Workshops über "Komposition und Diminution".

Von Profis das Diminuieren lernen

Workshop über Diminution bei den Tagen Alter Musik Nürnberg | Bildquelle: BR William Dongois beim Workshop "Komposition und Diminution" im Rahmen der Tage Alter Musik Nürnberg | Bildquelle: BR William Dongois ist Experte auf dem Zink und leitet das Ensemble Ventosum. Im Workshop spielt er aber auf einer Blockflöte musikalische Figuren vor. Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer sollen ihm erst zuhören und dann diese Figur nachspielen, sodass sich ein nahtloser Übergang ergibt. Das braucht Konzentration beim Zuhören und Nachspielen. Erst sind die Figuren einfach, doch nach und nach gibt Dongois verspieltere und kompliziertere Figuren vor. Die studierte Oboistin Angelika Radowitz nimmt mit ihrem Bassfagott an dem Workshop teil. Manchmal wird es auch für sie richtig schwierig: "Man kommt sich vor wie beim Stricken. Wenn man einen Fehler macht, dann muss man's wieder auftrennen, das wird dann nichts“, sagt sie und lacht.

Jahrelanges Training nötig

Jeder Musiker, jede Musikerin müsse die Figuren benutzen können, ohne darüber nachzudenken, sagt William Dongois den Kursteilnehmern. Die Finger sollten sich bewegen, ohne dass darüber im Gehirn entschieden wird. Die Finger müssten einfach spielen. Klar ist, dass das jahrelange Übung erfordert. Björn Colell von der Musikhochschule Nürnberg sieht von der Improvisationskunst der Renaissance eine Verbindung zur Jazz-Musik: "Wir haben auch im Jazz bestimmte Floskeln. Der Prozess als solcher ist vergleichbar. Man hat diese Bausteine. Je besser man die kennt, desto eher fallen einem auch eigene Dinge ein". Colell war wichtig, Diminution und damit auch Improvisation auf das Programm des Forums zu setzen. Denn das käme im Hochschulalltag zu kurz: "Hier geht es uns um die Spielfreude und die muss man immer wieder anstoßen."

Sendung: "Piazza" am 21. Januar 2023 ab 8:05 Uhr auf BR-KLASSIK

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