Kreativität ist alles! Wegen der Abstandsregeln während der Corona-Pandemie, ist es eigentlich nicht möglich, gemeinsam Musik zu machen. Eigentlich! Diese ungewöhnlichen Videos zeigen, wie es trotzdem geht.
Bildquelle: thencaesarfalls (via YouTube)
Der Vorteil am Operngesang ist: Man kann ihn weit hören. Und so groß ist der Unterschied zwischen Bühne und Balkon nun auch nicht. Die Sopranistin Anna Prohaska überbrückt also die theaterlose Zeit, in dem sie statt in der Berliner Staatsoper für die Berliner Straße singt. Vorbildlich: zwischen ihr und der Korrepetion ist eine Scheibe, in dem Fall das Fenster. Auch ihre Stuttgarter Kollegin Cornelia Ragg singt vom Balkon aus: Schon eine Woche früher hat sie im Heugsteigviertel dem Fußball-Klassiker "You'll never walk alone" eine ganze neue Tragweite gegeben. Ihre begeisterte Nachbarschaft jedenfalls hat sich danach wirklich nicht mehr alleine gefühlt.
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Balkonkonzert im Heusteigviertel: Cornelia Ragg bezaubert ihre Nachbarn
Übrigens: Dass Balkon-Konzerte genial sind, haben auch sechs Musikerinnen und Musiker des Symphonieorchesters des Bayerischen Rundfunks entdeckt – sie haben schon mehrmals an einem Sonntag aufgespielt.
Im badischen Dorf Obersasbach herrscht akuter Blasmusik-Entzug. Die traditionsbegeisterten Hobby-Musikerinnen und -Musiker lassen sich aber nicht einschüchtern und haben sich trotz Corona zum Musizieren verabredet – dabei hält die Trachtenkapelle Obersasbach die Abstandsregeln vorbildlichst ein. Nachahmen dringend empfohlen!
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Blasmusikentzug und die Folgen: Wie Obersasbach der Corona-Verordnung trotzt
Eigentlich hatte Karlheinz Stockhausen den Wunsch, die vier Musikerinnen oder Musiker eines Streichquartetts auf vier verschiedenen Planeten musizieren zu lassen. Das wäre für die jetztige Situation eine hervorragende und vor allem die sichereste denkbare Lösung. Nun ist das freilich etwas schwer zu bewerkstelligen, und es hat sich auch eingebürgert, jenes von Stockhausen für die vier Planeten konzipierte Streichquartett in vier Hubschraubern zu spielen. Und daher ist Stockhausens "Helikopter-Streichquartett" DAS Werk für den Erhalt der Konzerttradition während der Pandemie. Nun wird dieses Streichquartett leider nicht allzu häufig aufgeführt, ist ja doch recht aufwendig, da man nicht nur vier Helikopter benötigt, sondern auch vier Streicherinnen oder Streicher, denen auf einem rasanten Hubschrauber-Flug nicht übel wird, aber wir meinen: Jetzt wäre die Gelegenheit diesen Meilenstein der Avantgarde mal wieder auf die Bühne bzw. in die Luft zu bringen. Hier zeigt das Elysian Quartet in seiner Aufführung von 2012, wie das geht:
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Helikopter-Streichquartett (Helicopter Quartet) - Karlheinz Stockhausen
"Lasciatemi cantare / Perché ne sono fiero / Sono un italiano / Un italiano vero" – Italien hat es vorgemacht: Wer singt, hat keine Angst. Und: Auch wenn man nur auf dem Balkon vor die Wohnung treten kann, kann man prima gemeinsam musizieren. Deswegen wurde dann auch in Deutschland nachgelegt. Etwa im Norden: In Bremen wohnten 50 Musikfans schon lang nebeneinander, nur wussten sie es gar nicht. Durch Corona sind sie jetzt ein Nachbarschafts-Chor mit Orchester. Und natürlich wird auch im Süden musiziert: Eine Siedlung in Bamberg zeigt sich solidarisch mit Italien – und wächst dabei selbst zur Gemeinschaft zusammen.
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"Bella ciao" - Bamberg singt für Italien
Jaja, "das wirkt emotional so unterkühlt", haben sie gesagt, "da ist ja gar keine Erotik", haben sie gesagt, dabei ist hier doch schon sehr vieles sehr gut gelungen in Sachen Social Distancing. Heiner Müller machte bereits 1993 in seiner Bayreuther Inszenierung von "Tristan und Isolde" einen Schritt in die richtige Richtung – nämlich voneinander weg. Freilich empfiehlt die Medizin im Gesang einen ordentlichen Abstand von mehreren Metern, es wird ja auch gespuckt, und zugegeben hat die Gasse zwischen den Brustpanzern keine nötigen Boden-Markierungen – aber angefasst wird sich hier nicht! Heiner Müller zeigt, wie es geht, mit der großen Oper in Corona-Zeiten! Und das mit dem Orchester... – also ganz ehrlich, in Bayreuth sieht das doch eh keiner!
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"Isolde! - Tristan! Geliebter!" (Heiner Müller)
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