Liebe und Hass, Macht und Ohnmacht, Glaube und Unglaube: Das ist der Stoff, aus dem die Menschheitsdramen sind - und in Reinkultur gilt das für Guiseppe Verdis dritte Oper "Nabucco". Mit einem jungen Team bringt nun das Würzburger Mainfrankentheater Verdis dritte Oper auf die Bühne: Regie führt die Italienerin Pamela Recinella, am Pult steht die Französin Marie Jacquot.
Bildquelle: Nik Schölzel
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"Nabucco" in Würzburg
Mit Pomadenfrisur und Militäruniform im 20er-Jahre-Chic sitzt Nabucco an einem Ungetüm von Holzschreibtisch und ergötzt sich am eigenen Abbild, das als Büste auf der Tischplatte prangt. Der König von Babylonien als eitler und penibler Schreibtischtäter, der Massaker und Plünderungen mit Unterschrift und Stempel besiegelt.
Kriege werden alle am Schreibtisch entschieden.
Nach Verdis "Macbeth" am Theater Erfurt bringt die junge Opernregisseurin Pamela Recinella nun für das Würzburger Mainfrankentheater ihren ersten "Nabucco" auf die Bühne. Die gebürtige Italienerin versucht sich an einem Regiekonzept, das den Plot - im Kern der Konflikt zwischen Jerusalem und Babel, zwischen den Israeliten und dem assyrischen Herrscher Nebukadnezar - in die erste Hälfte des 20. Jahrhunderts versetzt: in die Zeit des von Großbritannien ausgeübten Mandats für Palästina.
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Das Spannungsfeld zwischen Orient und Okzident prägt auch das Bühnenbild. Britischem Kolonialstil stehen orientalische Endlos-Dekore gegenüber, am rechten Bühnenrand ein Stück Klagemauer, ansonsten ein terrassenartiger Aufbau mit Nabuccos Schreibtisch im Zentrum. Viel Spielraum bleibt da nicht, irgendwo müssen ja schließlich Chor und Extrachor singen und agieren. Die etwa 50 Sängerinnen und Sänger bringen die Bühne des Mainfrankentheaters an ihre Grenzen und füllen den Großen Saal mit ihren Stimmen bis auf den letzten Platz, ob bei den wuchtigen Chorpassagen oder natürlich bei "Va, pensiero", dem Verdi-Hit überhaupt.
Für Bassbariton Bryan Boyce geht mit dem "Nabucco" ein Traum in Erfüllung. Für den 35-jährigen US-Amerikaner ist der Titelheld die erste große Verdi-Partie überhaupt. Der Hochmut Nabuccos, der Sturz in den Wahnsinn und die anschließende Läuterung, die Wandlung zum ehrfürchtigen Anhänger Jehovas - die Titelpartie verlangt Bryan Boyce enorme Wandlungsfähigkeit ab und sie erfordert eine stimmige Balance zwischen darstellerischem Spiel und gesanglichem Vortrag.
Manch ein Bariton wartet das ganze Leben darauf, diese Partie zu singen.
Premiere ist am 28. Januar um 19.30 Uhr im Mainfrankentheater Würzburg.
Weitere Vorstellungen:
3., 12., 22. und 24. Februar
12., 14. und 23. März
2., 15. und 28. April
6. und 17. Mai
5. Juni
Weitere Informationen unter theaterwuerzburg.de