BR-KLASSIK

Am 6. Dezember feierte Nikolaus Harnoncourt seinen 86. Geburtstag. Am Vorabend gab der österreichische Dirigent das Ende seiner aktiven Arbeit am Pult bekannt - in einem handgeschriebenen Brief an sein Publikum.

"Meine körperlichen Kräfte gebieten eine Absage meiner weiteren Pläne", begann der kurze, offene und handgeschriebene Brief von Nikolaus Harnoncourt, der am Samstagabend dem Programmheft im Wiener Musikverein beilag.

Ursprünglich hätte der österreichische Dirigent am 5. und 6. Dezember noch den Concentus Musicus zu einem Bach-Programm dirigieren sollen. Dass er die Konzerte nicht leiten würde, war bereits im Vorfeld bekannt geworden. Für Harnoncourt war Erwin Ortner eingesprungen.

Öffentlicher Brief von Nikolaus Harnoncourt an sein Publikum | Bildquelle: picture-alliance/dpa Aus gesundheitlichen Gründen musste Nikolaus Harnoncourt in den letzten Monaten bereits mehrere Konzerte absagen. Von der Opernbühne hat er sich schon vor Jahren verabschiedet. Trotzdem kommt das Rücktrittsschreiben jetzt unerwartet. Für 2016 hatte Harnoncourt noch mehrere Verpflichtungen übernommen: darunter die Aufführung des kompletten Zyklus' der neun Symphonien von Ludwig van Beethoven beim Grazer Festival "styriarte" mit dem Concentus Musicus. Wer für Harnoncourt in Graz einspringen wird, ist noch offen.

1952 begann der gebürtige Berliner seine Karriere als Cellist bei den Wiener Symphonikern unter Herbert von Karajan. Mit dem ein Jahr später zusammen mit seiner Frau Alice gegründeten Concentus Musicus schrieb Harnoncourt als Pionier der historischen Aufführungspraxis Musikgeschichte. Seine Bemühungen konzentrierten sich darauf, Kompsitionen aus Mittelalter, Renaissance und Barock in historisch korrekter Weise und auf Originalinstrumenten zu spielen. Als frühe Mitglieder der Originalklangbewegung revolutionierten die Musiker des Concentus Musicus die Hörgewohnheiten der Zeitgenossen. Weil Harnoncourt die reine Dirigentenrolle lange ablehnte, leitete er das Ensemble bis Anfang der 1970er Jahre noch vom Cello aus. Sein erstes Engagement bei einem Symphonieorchester bekam er beim Amsterdamer Concertgebouw-Orchester. Seitdem stand Nikolaus Harnoncourt nahezu bei allen bedeutenden Orchestern der Welt am Dirigentenpult.