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70 Jahre Nürnberger Symphoniker "Wir wollen die Menschen begeistern und erfüllen"

Die Nürnberger Symphoniker werden 70 Jahre alt. Anlass für BR-KLASSIK, das Geburtstagskind zu besuchen. Ein langjähriges Orchestermitglied und eine junge Nachwuchsmusikerin erzählen aus ihrem Arbeitsalltag.

Kontrabassist Rolf Schamberger | Bildquelle: Nicole Schmitt

Bildquelle: Nicole Schmitt

Rolf Schamberger ist ein Urgestein der Symphoniker: Schon seit 1978 spielt er als Kontrabassist im Orchester. Dabei ist Schamberger ein Spätzünder: Erst mit 17 Jahren begann er, Kontrabass zu lernen, was er später auch studierte. Davor widmete er sich dem E-Bass sowie der Jazz- und Rockmusik.

Geigerin Teresa Novák | Bildquelle: BR Teresa Novák spielt Geige seit ihrem 4. Lebensjahr. | Bildquelle: BR Teresa Novák spielt Geige seit ihrem 4. Lebensjahr: Die Begeisterung für die Musik liegt in der Familie: Auch ihre Mutter und ihr älterer Bruder spielen Geige.  Seit vergangenem September ist die jetzt 24-Jährige festes Mitglied der Nürnberger Symphoniker.

BR-KLASSIK: Die Symphoniker werden 70 Jahre alt: Was ist Ihr Wunsch an das "Geburtstagskind"?

Teresa Novák: "Ich wünsche dem Orchester, dass es noch sehr lange fortbesteht. Und dass die Personalpolitik so bleibt. Es sollen keine Stellen gekürzt werden."

Rolf Schamberger: "Ein langes Leben. Außerdem wären ein bisschen mehr Geld und Förderung seitens Stadt und Land schön. Damit wir mehr Stellen haben und das Orchester vergrößern können."

BR-KLASSIK: Was glauben Sie, wie sieht das Orchester in weiteren 70 Jahren aus?

Teresa Novák: "Ich hoffe sehr, dass die Menschen in 70 Jahren immer noch die klassische Musik schätzen. Unser Orchester ist sehr traditionell vom Auftreten her, versucht aber verstärkt für jüngeres Publikum attraktiv zu sein. Zum Beispiel mit dem Klassik Open Air. Es wäre toll, wenn das in den nächsten Jahren weiter ausgebaut werden könnte. Es ist schade, dass die klassische Musik noch lange nicht so beliebt ist, wie sie es sein könnte.“

Kontrabassist Rolf Schamberger | Bildquelle: BR Rolf Schamberger ist ein Urgestein der Symphoniker. | Bildquelle: BR Rolf Schamberger: "In 70 Jahren haben wir hoffentlich eine größerer Besetzung als jetzt und sind noch internationaler geworden. Wir sind ja schon jetzt präsent in China, Japan, Italien oder auch in Prag. Es wäre nicht schlecht, wenn das Orchester auch mal eine USA- oder Südamerikareise machen könnte. Die Konzerttätigkeit in der Region sollten wir auch weiter ausbauen."

BR-KLASSIK: Wo sehen Sie die Nürnberger Symphoniker im Vergleich zu anderen deutschen Orchestern?

Teresa Novák: „Das ist schwierig zu sagen. Wir sind ein vergleichsweise klein besetztes Orchester. Von den Musikern ist viel Engagement gefragt. Da wir kein Opern- sondern ein Sinfonieorchester sind, fahren wir oft auf Tournee. Das finde ich toll, viel herumzukommen und Neues kennenzulernen.“

Rolf Schamberger: "Ich sehe uns in der gehobenen Mitte. Als ich Ende der 70er Jahre angefangen habe, war alles viel schwieriger. Es gab nur wenige Bewerbungen auf freie Orchesterstellen, die Qualität war eher dünn. Mittlerweile aber hat sich das Orchester runderneuert. Die Ausbildung der jungen Leute an den Musikhochschulen ist umfassender und besser geworden, darum ist auch bei uns die Qualität ernorm gestiegen. Das ist auch nötig, denn mit unseren Gastspielen in anderen Städten treten wir in Konkurrenz zu anderen Orchestern."

BR-KLASSIK: Welchen Auftrag haben die Nürnberger Symphoniker?

Teresa Novák: „Das Wichtigste ist, die Musik den Leuten nahe zu bringen. Wir möchten die Menschen glücklich machen,  sie begeistern, sie erfüllen. Wir als Orchester sind dazu da, den Vermittler zwischen Musik und Publikum zu spielen.“

Rolf Schamberger: "Unser Auftrag ist ganz einfach die Konzerttätigkeit für die Stadt. Wir musizieren für die Menschen dieser Region. Außerdem betreuen wir die hiesigen Laienchöre, mit denen wir regelmäßig spielen."

BR-KLASSIK: Wie wichtig ist das Orchester für Nürnberg und Umgebung, für Franken?

Geigerin Teresa Novák | Bildquelle: Nicole Schmitt Bildquelle: Nicole Schmitt Teresa Novák: „Es ist sehr wichtig. Wir haben viele Auswärtskonzerte in der Metropolregion Franken, und da bemerke ich immer wieder, wie begeistert die Leute sind. Sie schätzen unsere Arbeit, die Säle sind voll. Auch in Nürnberg sind wir beliebt, die Konzerte stets gut besucht. Die meisten auf der Straße kennen uns. Es ist toll, mit fremden Menschen zu sprechen und sich dann mit der Musik zu identifizieren.“

Rolf Schamberger: "In Nürnberg sind wir das führende Symphonieorchester und spielen auch die meisten Konzerte. Wenn es uns nicht mehr geben würde, dann wäre das kulturell ein herber Verlust. Unsere Position und unser Profil sind in den vergangenen Jahren deutlicher und umfangreicher geworden. Wir sind für die Region also sehr wichtig."

BR-KLASSIK: Was raten Sie jungen Musikern?

Teresa Novák: "Die Hoffnung nicht aufzugeben und immer weiter an sich zu arbeiten. Es klappt bestimmt irgendwann. Das habe ich mir selber auch immer gesagt. Es ist nicht immer einfach und trifft einen natürlich persönlich, wenn man eine Absage bekommt. Familie ist sehr wichtig. In der Pubertät wollte ich aufhören, gerade bei Rückschlägen. Man braucht den Lehrer und Eltern, die sagen, wo es lang geht."

Rolf Schamberger: "Viel üben. Natürlich so früh wie möglich mit der Musik anfangen. Und auch wenn man mal einen Durchhänger hat, immer dranbleiben. Wenn es mal gar nicht klappt, auch mal entspannen und den Kopf frei kriegen, ein Bierchen trinken oder ins Kino gehen. Danach wieder neu versuchen."

BR-KLASSIK: Wer ist Ihr Lieblingskomponist?

Teresa Novák: "Tschaikowsky. Weil seine Musik so umwerfend ist. Das berührt mich einfach, wenn ich ihn höre."

Kontrabassist Rolf Schamberger | Bildquelle: Markus Straub-Lezius Bildquelle: Markus Straub-Lezius Rolf Schamberger: "Strawinsky. Denn er hat eine wahnsinnig dynamische Musik komponiert. Er war teilweise sehr revolutionär, er hat die Alte Musik in einen modernen Duktus übertragen. Die Dynamik und Rhythmik seiner Werke kommen mir sehr entgegen."

BR-KLASSIK: Was ist das Besondere an Franken?

Teresa Novák: "Ich komme ursprünglich aus Nordrhein-Westfalen, darum schätze ich es, dass es hier nicht so dicht besiedelt ist. Die Natur ist sehr schön, gleich vor der Haustüre habe ich einen Wald. Außerdem ist das Essen ist gut – und natürlich der Wein."

Rolf Schamberger: "Ich bin gebürtiger Nürnberger und mit der Stadt tief verwurzelt. Das hier ist meine Heimat, hier fühle ich mich zu Hause. Mir gefällt auch die Fränkische Schweiz, eine sehr schöne Gegend mit vielen hübschen Wirtshäusern, Landbierbrauereien. Und der fränkische Wein sowie die Nürnberger Bratwurst – das versteht sich von selbst."

BR-KLASSIK: Ihr Lieblingsplatz in Nürnberg oder Umgebung?

Teresa Novák: "Am Langsee-Bad ist eine große Wiese, da gehe ich sehr gerne hin. Da kann es sehr schön ruhig sein, und im Sommer grille ich dort gerne mit Freunden."

Rolf Schamberger: "Ich bin sehr gerne im Stadtteil St. Johannis. Dort lebe ich schon seit vielen Jahren. Es gibt einige urige Kneipen und man kann gut spazieren gehen. Hervorheben möchte ich auch den Johannisfriedhof: ein schöner Ort, an dem auch viele bekannte Persönlichkeiten wie Hans Sachs begraben liegen."

Das Gespräch für BR-KLASSIK führte Veronika Scheidl.

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